Aus dm Bezirksrathaus

Bei der Sitzung des Bezirksbeirats vom 18. Januar standen folgende Themen auf der Tagesordnung:

 

Bericht des städtischen Beauftragten für Menschen mit Behinderung: „Eine relativ komplizierte Bezeichnung“, meinte Wolfgang Tattermusch, der in der Sitzung von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit berichtete. Diese füllt er gemeinsam mit zwei Kolleginnen aus und bietet montags und mittwochs Sprechstunden im Rathaus an. Eine offene Sprechstunde in den einzelnen Bezirken nach Vorbild des StadtSeniorenRates sei allerdings nicht machbar, bedauerte der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte. „Das wäre sonst ein Vollzeitjob.“ Da die Mobilität der Ratsuchenden oftmals eingeschränkt ist, erfolgt eine erste Kontaktaufnahme in vielen Fällen zunächst per Telefon oder E-Mail. Laut Tattermusch gibt es 40 000 Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis in Stuttgart, was einem Anteil von acht Prozent der Bevölkerung entspricht. „Wir nehmen die Sorgen und Nöte der Menschen auf und möchten für eine Verbesserung ihrer Lebenssituation sorgen“, umreißt er die Schwerpunkte seines Aufgabenbereichs. „Es ist das bunte Leben, mit dem wir konfrontiert werden.“ Vor allem in den Bereichen Wohnen und Mobilität – hier sei er in intensivem Kontakt mit der SSB und der Deutschen Bahn – werde er um Rat gefragt, aber auch rund um soziale Teilhabe, Bildung, Existenzsicherung und Arbeit sowie Barrierefreiheit. Wenn in einer Wohnanlage tagelang der Aufzug streike, könne das für einen Menschen mit Behinderung katastrophal sein, so Tattermusch und ging auf weitere konkrete Beispiele aus seiner Praxis ein: So musste eine blinde Frau vor dem Besuch einer öffentlichen Veranstaltung ihren Blindenhund abgeben. „Dabei sind diese Tiere besonders erzogen und dürfen überall rein, sogar in Metzgereien und Krankenhäuser“, klärte Tattermusch auf. In einem anderen Fall wollte eine Sonderschulgruppe einen Club besuchen, wurde vom Besitzer jedoch vor die Tür gesetzt. Daraufhin nahmen die jungen Leute Kontakt mit Tattermusch auf, der wiederum bei dem Besitzer nachfragte. Dessen Erklärung: Angst, dass etwas passieren könnte, sei der Grund für seine Reaktion gewesen.

 

Der Umgang mit Behinderten sei oftmals von Unwissenheit und Unsicherheit geprägt, so Tattermusch. Um dem entgegenzusteuern, würden beispielsweise bei Taxifahrern Fortbildungsmaßnahmen durchgeführt, um sie im Umgang mit Menschen mit Behinderung zu schulen und Fehlverhalten zu vermeiden. „Da sind wir auf einem guten Weg“, war Tattermusch zuversichtlich. Innerhalb des Sozialamts hätten Mitarbeiter 60 Barrieren gezählt. „Deren Abbau beschäftigt uns immer wieder“, erklärte der Behindertenbeauftragte.

Bei einem Stadtrundgang durch Degerloch vom Bezirksrathaus zum Albplatz und zurück – mit Bürgermeistern, Rollstuhlfahrern und Sehbehinderten – habe man festgestellt, dass der Stadtbezirk dort fast nur aus Barrieren bestehe. Im Gremium wurde angeregt, eine solche Begehung auch in Möhringen anzubieten. Diese werde zu „überraschenden Ergebnissen“ führen, prognostizierte Tattermusch. Nach hiesigen Hauptdefiziten befragt, musste er allerdings passen, da zwar eine umfangreiche Statistik geführt, diese jedoch nicht nach Stadtbezirken aufgeschlüsselt werde. Beim Bürgerhaushalt, der derzeit in den Startlöchern steht (lesen Sie mehr dazu auf Seite 8), können alle Stuttgarter im Übrigen auch zum Thema Barrierefreiheit ihre Hinweise und Wünsche angeben. Ein schwieriges und trauriges Kapitel sei zudem Vandalismus, wobei beispielsweise Signalanlagen aus dem Sprung einfach weggekickt würden.

„Inklusion kann nicht von oben verordnet werden, sondern muss gelebt werden“, fand Tattermusch deutliche Worte. Eine wichtige Rolle spielten Vereine. „Interessant wird es aber erst, wenn es um die gemeinschaftliche Betätigung von Behinderten und Nichtbehinderten geht und weniger um den Wettkampf.“

 

Vorstellung der Wanderwege des Schwäbischen Albvereins und Zuständigkeiten für den Hexenweg: „Wir haben 45 Kilometer Wanderwege in und um Möhringen, die zum Erwandern einladen“, sagte Hilmar Trappe (kleines Bild), Wegewart bei der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins. 2001 wurde gemeinsam mit dem ehemaligen Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann der Hexenweg als Rundwanderweg ins Leben gerufen. Die kleine Variante ist rund sieben Kilometer lang, umschließt den Stadtteil und hat seinen Start- und Endpunkt beim Bezirksrathaus. Ebenso wie der große Hexenweg, der mit einer Länge von rund 18 Kilometer die drei Stadtteile Möhringen, Fasanenhof und Sonnenberg verbindet. Die Wege sind nach Trappes Einschätzung gut begehbar bis auf die verrutschten und verkanteten Stufen im Wald zwischen Pressehaus und Körsch. Unter Aussparung des problematischen Abschnitts wurde die Route kurzerhand über den Stöffler- und Machtolfweg und dann wieder auf die ursprüngliche Strecke umgeleitet.

 

Nachfragen des Wegewarts in Hotels und im SI-Centrum ergaben, dass der Bekanntheitsgrad der Wanderwege und speziell des Hexenweges zu wünschen übrig lässt. Trappe wünschte sich, den Weg als „kleine Möhringer Attraktion“ auszubauen un die Gastronomie daran zu beteiligen. Auch die Bezirksbeiräte konnten sich eine Aufwertung des „Juwels“ durch neu gestaltete Karten, Hinweistafeln, Ruhebänke, Grillplätze und Ähnliches vorstellen. Dazu müssten allerdings Fragen geklärt werden wie nach den Standorten und wer die Wartung übernehme, warf Bezirksvorsteherin Evelyn Weis ein.

 

Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, wurde in der Sitzung eine gemeinsame Begehung des Hexenweges mit den Bezirksbeiräten, dem Schwäbischen Albverein und interessierten Bürgern beschlossen. Der Termin ist am Samstag, 18. März, 14 Uhr. Treffpunkt für alle Mitwanderer ist beim SI-Centrum an der U-Bahn-Haltestelle Salzäcker.

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