Es war einmal ein Filderdorf ...

Vier Bezirksvorsteher prägten in den letzten 70 Jahren das »neue« Möhringen

 

Mit dem Wirken der Bezirksvorsteher hängt immer auch die Entwicklung Möhringens vom bäuerlich geprägten Filderdorf zu einem wichtigen Stuttgarter Stadtbezirk zusammen. Deshalb lohnt sich in den letzten Amtstagen von Jürgen Lohmann ein kurzer, in dieser Hinsicht personalisierter Rückblick auf die neuere Möhringer Geschichte.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

Sie beginnt mit dem von den Nazis eingesetzten Bürgermeister Max Gustav Neunhoeffer, der auch nach der Eingemeindung Möhringens im Jahre 1942 wie ein Schultes weiter amtierte. Sein Gastspiel war aber nach den demokratischen Wahlen in Stuttgart vom Mai 1946 beendet. Von da an zogen ins Möhringer Rathaus die »Bezirksvorsteher« ein – der Verwaltungsspitze in Stuttgart nachgeordnet, vom Gemeinderat der Stadt (und nicht mehr von den Möhringer Bürgern) gewählt.

 

Zuerst Max Class

 

Erster Möhringer Bezirksvorsteher wurde Max Class, der jedoch schon knapp drei Jahre später starb.

 

29 Jahre Otto Ruff

 

Der Stuttgarter Gemeinderat berief den 30-jährigen Otto Ruff zum Nachfolger. Er steht heute in der Rückschau für eine sehr dynamische Entwicklung des einstigen Dorfes, das in den folgenden drei Jahrzehnten seine Einwohnerzahl verdreifachte. Die Zugezogenen fanden Wohnungen in der neu entstandenen Kolbäckersiedlung, dem neuen Stadtteil Fasanenhof sowie in den Salzäckern oder im Wohngebiet Kuchen. Gewerbe, Dienstleistungen und Industrie verwandelten – zum Beispiel im Industriegebiet Vaihingen/Möhringen und dem Gewerbegebiet Fasanenhof- Ost – das einstige Bauerndorf zur pulsierenden »Vorstadt «. Die Möhringer erhielten ein Schulzentrum an der Rembrandtstraße und das Hallenbad in Sonnenberg.

 

11 Jahre Willi Schneider

 

Auf Otto Ruff folgte 1978 Willi Schneider als Bezirksvorsteher. In dessen elfjähriger Amtszeit mauserte sich Möhringen weiter zu einem bedeutenden Stuttgarter Stadtbezirk. Meilensteine dazu waren der Bau des Sonderschulzentrums in den Hengstäckern, die Ortskernerneuerung, die Ansiedlung der Daimler- Benz-Hauptverwaltung im Sternhäule, der Bau des Züblin-Hauses sowie der erste Bauabschnitt des Betriebshofs der SSB.

 

27 Jahre Jürgen Lohmann

 

Am 1. April 1989 wechselte ein 37-jähriger gebürtiger Stuttgarter, der in Heslach und am Bopser aufgewachsen war, vom Amtszimmer des Botnanger Bezirkvorstehers ins Möhringer Rathaus: Jürgen Lohmann. Was hat ihn in den 27 Jahren als »gefühlten « Möhringer Schultes ausgezeichnet?

 

Als allererstes ist sein persönlicher Stil zu nennen: leutselig im guten Sinne, einer, der seinen Möhringern zuhören und nachvollziehbare Schlüsse aus dem Gehörten ziehen konnte, der im Bezirksbeirat ausführlich, aber nicht ausufernd diskutieren ließ. Und der, in langer Erfahrung gewachsen, im innerstädtischen Umgang mit den verschiedenen Ebenen der Verwaltung Register ziehen konnte wie der Organist im benachbarten »Filderdom« an seiner Orgel.

 

So ist der mittlerweile dienstälteste Stuttgarter Bezirksvorsteher zu einer wahrhaftigen Institution geworden.

 

Den Sinn für Variationen offenbart Jürgen Lohmann auch in seinem Hobby: »Kochen!« Dazu kommt Familiensinn. Der Pensionär wird sich in die Lohmann‘sche Objektverwaltung im Enzkreis, Leinfelden-Echterdingen, Filderstadt und Stuttgart einbringen.

 

Was in Möhringen aus der Ära des Bezirksvorstehers Lohmann bleibt, ist in der Würdigung auf der nächsten Seite aufgelistet. Er selbst greift einen Punkt heraus, der ihm besonders am Herzen lag. »Anfang bis Mitte der 90er- Jahre wurde in Möhringen das SI-Zentrum erbaut. Zwei Musicaltheater, ein angegliedertes Hotel, die Spielbank Stuttgart, Gastronomiebetriebe, kleine Ladengeschäfte des gehobenen Bedarfs, ein Kinopalast sowie eine große Sauna- und Fitnesslandschaft haben dieses viel besuchte Zentrum zu einer weithin bekannten Möhringer Erlebniswelt gemacht.«

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