Für Interessen einstehen

Ein Gespräch mit Familie Ripsam über Vergangenes und Zukünftiges

 

Zehn Monate ist es her, dass Iris Ripsam nach Berlin in den Bundestag zog. Wir haben mit der Christdemokratin aus dem Fasanenhof gesprochen. Mit dabei: ihre beiden Kinder Anne und Fabian Ripsam, beide ebenfalls politisch aktiv.

 

Von Emily Schwarz

 

20 Jahre lang hatte Iris Ripsam auf der Liste der CDU kandidiert, aber nie auf aussichtsreichen Plätzen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Chance überhaupt jemals bekomme“, sagt die CDU-lerin. „Der Bundestag ist die Krönung eines politischen Tuns.“ Die 57-Jährige erinnert sich noch gut an das vergangene Frühjahr, in dem die Entscheidung fiel. Irgendwann hatte sich herauskristallisiert, dass Thomas Strobl ins badenwürttembergische Innenminis– terium wechseln und sein Bundestagsmandat aufgeben würde – und Ripsam als Nachrückerin überraschend in den Bundestag einziehen werde. Familie Ripsam machte gerade Urlaub in Kärnten. Dienstagabends, es muss gegen 17 Uhr gewesen sein, erinnert sich Ripsam, sei der Anruf gekommen, der vieles veränderte. Thomas Strobl informierte sie, dass er drei Tage später sein Amt im Bundestag niederlegen werde. Auf der Rückfahrt nach Hause habe sie nur noch telefoniert, organisiert. Von da an ging es rund: Ripsam wurde zur Landeswahlleiterin bestellt, erklärte die Annahme der Wahl, wurde unverzüglich ins Plenum nach Berlin einberufen.

 

Kein eigener Wahlkreis bei der Bundestagswahl

 

Im Bundestag sitzt Ripsam im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz und ist Berichterstatterin für das sogenannte Wohnungseigentumsgesetz, welches reformiert werden soll; außerdem hat sie nach wie vor einen Sitz im Jugendhilfeausschuss des Stuttgarter Gemeinderats.

 

Dass eine politische Laufbahn nicht nur eitel Sonnenschein bedeutet, hat die Möhringerin, die in diesem Jahr ihre 40-jährige CDU-Mitgliedschaft feiert, am eigenen Leib erfahren. Nach einigen Querelen im Vorfeld der letzten Bürgermeisterwahl in Stuttgart ist Ripsam kürzlich bei der Kandidatenwahl im Wahlkreis Böblingen auf dem letzten Platz gelandet. Da sie bei der Bundestagswahl im Herbst demnach keinen eigenen Wahlkreis vertreten und auf der Landesliste auf Platz 17 kandidieren wird, ist fraglich, ob Ripsam ihren Sitz im Berliner Plenum in der kommenden Periode wird halten können. „Sollte Listenplatz 17 nicht ziehen, werde ich im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium die Arbeit aufnehmen“, erläutert die Christdemokratin ihren Plan B. Die Abteilung, in der sie gearbeitet hatte, ist ins Wirtschaftsministerium gewechselt. „Und ich bin während der Beurlaubung sozusagen mitversetzt worden.“

 

Drei Generationen CDU

 

Übrigens war schon Ripsams Mutter Mitglied in der CDU. Und nicht nur die – auch ihre beiden Kinder sind nachgerückt. beide hatten sich vor der vergangenen Wahl des Stuttgarter Oberbürgermeisters für den Eintritt in die Partei entschieden. Auslöser war die Debatte innerhalb der CDU, bei der es ordentlich rumorte: Es ging um die Frage, ob Sebastian Turner oder Andreas Renner für die Christdemokraten in den Wahlkampf ziehen sollte. Natürlich war dieser parteiinterne Vorwahlkampf auch Thema am Frühstückstisch der Ripsams. Iris Ripsam hatte sich klar zu Renner positioniert. „Auch ich hatte eine klare Meinung dazu“, sagt Tochter Anne, „und meine Stimme wollte ich auch diesem Kandidaten geben.“ Man muss für seine Interessen einstehen, damit man etwas erreichen kann – das hatte die Mutter ihren Kindern stets vermittelt. Kurzerhand entschloss sich auch Fabian Ripsam, es seiner Schwester gleichzutun und in die CDU einzutreten. Beide sind seitdem aktive Parteimitglieder: Anne Ripsam ist kürzlich in der Bezirksgruppe im Fasanenhof wieder zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden, ihr Bruder sitzt seit drei Jahren im Möhringer Bezirksbeirat. „Alle kennen sich, es ist ein gutes Miteinander“, sagt die 26-jährige, die seit einem halben Jahr als Referendarin am Landgericht Stuttgart arbeitet und zuvor sechs Jahre lang Jura studierte. Sich ehrenamtlich und kommunalpolitisch zu engagieren, könne Anne sich auch in Zukunft vorstellen. „Aber Berufspolitikerin werde ich keine“, die Rechtswissenschaft liege ihr mehr. Anders der Bruder: Jetzt stünde zwar erst einmal das Studium – Englisch und Geschichte – im Vordergrund. „Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch stärker eingebunden zu sein.“ Dann hieße es vielleicht irgendwann nicht mehr: „Sind Sie nicht der Sohn von ...“, sondern: „Sind Sie nicht die Mutter von ...“

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