Luther und Möhringen

500 Jahre Reformation – Schon 1532 der erste Pfarrer

 

Mit „Hammerschlägen“, die durch die Lande hallten, hat Martin Luther, der Doktor der katholischen Theologie, am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen genagelt. Er prangerte darin den Ablasshandel seiner Kirche und die lasche Praxis der Sündenvergebung an. Die sich schon abzeichnende Reformation hatte ihr Symbol. Zum Jubiläum 500 Jahre danach ist der 31. Oktober 2017 bundesweit ein Feiertag. Auch in Möhringen wird dann ein besonderer Gottesdienst gefeiert.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

Rückblende: Gräfin Elizabeth von Tübingen verkaufte Möhringen 1295 an das durch Ablässe und Stiftungen vermögend gewordene und St. Katharina geweihte Hospital Esslingen. Das galt auch noch zur Zeit der Reformation – allerdings wurde das Hospital damals bereits weltlich betrieben.

 

Und wie kam Luther nach Möhringen? Leibhaftig gar nicht. Er war zwar auf seiner Romreise 1510 in Ulm, aber nie in Württemberg. Dennoch wurden auch hier die „Hammerschläge von Wittenberg“ gehört. Luthers Schüler verbreiteten seine Gedanken zur Reform von Kirche und Gesellschaft. Insbesondere nach der Begegnung mit ihm bei der sogenannten Heidelberger Disputation 1518. Das galt auch für Johannes Brenz, der die Reformation im Württembergischen prägte.

 

Pfarrer Ernst-Martin Lieb, der heute geschäftsführend die evangelische Kirchengemeinde leitet, schließt die noch offene Lücke: „Als erster evangelischer Pfarrer wurde Pfarrer Ulrich Villinger im Jahr 1532 eingesetzt, um die Reformation in Möhringen einzuführen. Dies war deshalb schon 1532, weil Möhringen zur freien Reichsstadt Esslingen gehörte, wo die Reformation 1531 eingeführt wurde.“ Herzog Ulrich von Württemberg, 1519 vertrieben, gelang es 15 Jahre später zurückzukehren. Umgehend führte er in seinem Stammland die Reformation ein.

 

Auch Möhringen erinnert im Jubiläumsjahr an Luther und die Reformation. Pfarrer Lieb zählt einige Stationen auf. Zum Beispiel die diesjährige Freizeit der Möhringer Konfirmanden in Wittenberg, wo sie in der Schlosskirche das Abendmahl feierten und das für den Protestantismus symbolische Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ sangen. Auch im Möhringer Waldheim war Luther ein Thema. Pfarrer Lieb versuchte dabei eine moderne Interpretation: „Wir sind nicht in der Nachfolge Luthers, sondern in der Nachfolge Jesu.“ Das ist auch ein Anklang an die Ökumene, deren Realität in Möhringen der Pfarrer so beschreibt: „Wir haben in Möhringen ein christliches Gemeindeleben von großer Normalität, ein selbstverständliches Miteinander.“

 

Termine

Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr: „Wo steht die Ökumene in Stuttgart und Möhringen nach einem Jahr Reformationsjubiläum?“ Gespräch mit der (ev.) Dekanin Kerstin Vogel-Hinrichs und dem (kath.) Regionaldekan Heiko Merkelbach, Gemeindezentrum Martinskirche, keine Anmeldung.

Sonntag, 29. Oktober, 10 Uhr: Evangelische Messe in der Martinskirche, Prälat i. R. Ulrich Mack, Pfarrer, Pfarrer Ernst- Martin Lieb, Martinskantorei, Posaunenchor. Bibelausstellung mit Bibeln aus Möhringer Haushalten.

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