Menschen aus Möhringen

Im Stadtteilmagazin spiegelt sich auch die Einwohnerschaft

 

Möhringen ist anders. Auch geschäftig, lebendig und aufstrebend – wie Stadtteile unten am Nesenbach, am Neckar oder in Richtung Unterland. Aber dass es für Möhringen – wie übrigens nur noch in einem einzigen anderen Stuttgarter Bezirk – ein eigenes Stadtteilmagazin gibt, hat seinen Grund vor allem in vielen besonderen Menschen, die hier wohnen.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

Möhringer seien, wie auch andere Filderbewohner, »größer, aufrechter und haben regelmäßigere Gesichtsformen, als die zusammengedrängten, gebückter gehenden, übrigens dennoch kräftigen Thalbewohner«. Das bescheinigt in der damals üblichen bildhaften Sprache die anno 1851 erschienene Beschreibung des Oberamts Stuttgart der hiesigen Einwohnerschaft.

 

Das Beispiel Rosina Mini

 

Was die Möhringer ganz speziell angeht, so haben wir sie heutzutage als aufgeschlossen, nachdenklich, nur selten richtig aufgeregt und dennoch kritisch prüfend kennengelernt. Aber auch als weltoffen und unvoreingenommen. Zusammen mit einem gesunden, aber nicht ausbeuterischen Geschäftssinn der Möhringer Kaufleute und dem bodenständigen Fleiß der wenigen noch verbliebenen Landwirte ergibt das eine Mischung, die in den Bezirken der Landeshaupt ihresgleichen sucht.

 

Wir haben als Beispiel eine Frau, ein Möhringer Original, ausgesucht, um aufzuzeigen, wie Arbeitsfreude und Einfallsreichtum, Weltläufigkeit und Integrationskraft zusammen diese ganz spezielle »Möhringer Mischung« ausmachen. Es geht um Rosina Mini-Strobel, ehemals »Märzenbaum- Wirtin«. Viele Möhringer und darüber hinaus Gäste aus nah und fern kennen noch die Gaststätte in der Kolbäckersiedlung. 2012 hat die »Stuttgarter Zeitung« geschrieben: »Für das Ehepaar Strobel ist es noch immer ein seltsames Gefühl, wenn sie morgens die Stufen hinunter gehen, die von ihrer Wohnung in das Wirtshaus Märzenbaum führen. 40 Jahre lang hatte Manfred Strobel dort gekocht, seine Frau Rosina Mini-Strobel bediente die Gäste. Nun ist das Restaurant verwaist.«

 

Die Wirtsleute wollten noch ein bisschen weitermachen. »Aber ich bin krank geworden. Und jetzt geht es nicht mehr«, sagte Rosina damals der fragenden Journalistin.

 

#Am 26. Dezember wird die in Monte, Provinz Pesato, geborene Rosina Mini, verheiratete Strobel, 76 Jahre alt. Der Weg führte sie mit 14 Jahren von ihrem ersten Job in Rimini ins Ausland erst in die Schweiz, Anfang der sechziger Jahre nach Stuttgart, wo sie zuletzt in der »Alten Kanzlei« tätig war, ehe sie ihrem Mann als Wirtin in den »Märzenbaum« folgte.

 

Das Rauchverbot

 

Dieses Lokal war übrigens nicht nur durch seine köstlichen Maultaschen und andere Spezialitäten bekannt, sondern auch durch einen aufsehenerregenden Beschluss der Wirtsleute. Vor zehn Jahren gab es in den Möhringer Restaurants noch keine rauchfreie Zone oder gar ein generelles Rauchverbot. Vorreiter wurde im März 2006 der »Märzenbaum «, wo fortan ein Rauchverbot galt. »Zwar sind einige wenige Gäste weggeblieben, dafür kamen viele neue dazu«, erinnert sich Rosina Mini-Strobel.

 

So ist sie vielen in Erinnerung, die durchaus resolute, aber auch feinfühlige, ehemalige »Gastarbeiterin «, die hier ihre zweite Heimat und den Lebensmittelpunkt gefunden hat. Feinfühlig ist ein Stichwort. Rosinas stille Leidenschaft war es, zu schreiben. Zitat aus ihrem »Möhringer Nachtgeflüster«: »Wann sind unsere Kinder fähig zu begreifen, dass wir die Zeit nicht herausgesucht haben. Wir waren einfach da, und mit dieser Zeit mussten wir leben. [...] Unsere Eltern konnten uns finanziell nicht unterstützen, denn sie haben selbst nichts gehabt. Aber sie haben uns einen Weg gezeigt, einen Weg voll Arbeit und Verantwortung für die ganze Familie.«

 

Menschen wie Rosina Mini- Strobel wohnen hier. Sie sind nicht laut, drängen sich nicht auf. Sie sind einfach nur sympathisch. Rosina Mini-Strobel – Italienerin, Möhringerin. Foto: privat

Zurück

Einen Kommentar schreiben