Möhringer zeigt Künste

Vier neue Ausstellungen sind im Frühjahr im Stadtbezirk zu sehen

 

Verschiedene Künstler stellen derzeit in Möhringen ihre Werke aus. Einer von ihnen ist Jochen Schmidt-Rüdt.

 

Von Emily Schwarz

 

Wer sich im Bürgerhaus genauer umschaut, der nimmt wohl an, dass es unterschiedliche Künstler sein müssen, die hier gerade ausstellen. Es überrascht, dass die Werke alle aus derselben Feder – beziehungsweise demselben Pinsel – stammen. Jochen Schmidt-Rüdt zeigt in seiner „Retrospektive“, was er in fast 40 Jahren Kunst geschaffen hat.

 

Der Anfang: Feines in Schwarz-Weiß

 

Alles fing mit reinen Federzeichnungen in Schwarz-Weiß an, zehn Jahre später kam Farbe hinzu, später begann er mit Aquarell und Öl. Von den „Stuttgarter Skizzen“, „Auf den Spuren der Dichter und Denker“ bis nach „Weimar“ reichen die Bilder der Anfangszeit. Kalender mit Federzeichnungen ganz unterschiedlicher Rathäuser finden sich auch darunter. „Mit dem Wohnmobil bin ich damals durch ganz Deutschland gefahren“, erinnert sich Schmidt-Rüdt. Wirft man einen Blick in die Räume im zweiten Obergeschoss, zeigt sich eine ganz andere künstlerische Seite: Satte, farbintensive Bilder, Nachbildungen der Werke Paul Gauguins und Jack Vettrianos, schaffen einen Kontrast zu den feinen schwarz-weißen Federzeichnungen.

 

Die Nachricht über das damals teuerste verkaufte Gemälde – angeblich sollen rund 300 Millionen US-Dollar geflossen sein – ging Schmidt-Rüdt nicht mehr aus dem Kopf. „Ich muss dieses Bild malen“ – und so geschah es. Die Rede ist vom Gemälde „Nafea faa ipoipo“ von Gauguin, das zwei Frauen in einer Südseelandschaft zeigt. Historikerin Susanne Dieterich, die die Vernissage mit einer Rede begleitete, bedauerte in diesem Zusammenhang allerdings, dass einige Werke nicht im Bürgerhaus zu sehen seien. „Es gibt tolle Akte starker Frauen, aber an diesen könnten sich angeblich Schüler, Mütter oder ihre Kinder stören“, so Dieterich. „Ich glaube, junge Menschen nehmen an ganz anderen Dingen Schaden als an schönen Frauen.“ Schöne Frauen (und Herren) gibt es aber auch an der Wand gegenüber zu sehen, wo die Nachbildungen der Werke des schottischen Malers Jack Vettriano hängen. Auf einer Reise hatte Schmidt-Rüdt das Bild „Singing Butler“ über einem Kamin hängen sehen. Auch hier sofort derselbe Gedanke – „dieses Bild muss ich malen“.

 

Der Besucher wird zum Mitgestalter

 

Zu den neuesten Werken aus Schmidt-Rüdts Pinsel gehört der „Tanz der Schmetterlinge“: bunte Blumenwiesen, fröhlich, sommerlich. „Die Blumenwiesen am Ende der Ausstellung überraschen und irritieren“, so Dieterich. „Es ist heutzutage außergewöhnlich für einen Künstler, dass er das Schöne liebt und gestaltet.“ Meist sei anklagende oder provozierende Kunst zu sehen, die die Not oder das Kaputte in der Welt zeige. Ganz anders die Blumenwiesen. Sie mögen auch dem früheren Beruf des Malers geschuldet sein: Als ehemaliger Rektor der Heusteigschule, einer Brennpunktschule, und nach privaten Schicksalsschlägen hat es den Anschein, dass Schmidt-Rüdt, der übrigens in Kaltental lebt, sich dem Schönen und Fröhlichen widmen möchte. Und dazu lädt er auch den Besucher ein: Die Schmetterlinge lassen sich an beliebigen Stellen auf der Blumenwiese drapieren. So gestaltet jeder das Werk mit.

 

Öffnungszeiten

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni immer montags von 14.30 bis 18 Uhr im Bürgerhaus zu sehen. Führungen können unter 0711/677 07 81 vereinbart werden.

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