„Affront“ gegen Bürger

Lesermeinungen: Beim Thema Lärm scheiden sich die Geister

 

In der Ausgabe Woche 9/2021 berichteten wir über den gescheiterten Grünen-Antrag im Bezirksbeirat, in Möhringen den Lärmaktionsplan umzusetzen und Tempo 30 auf den Hauptverkehrsrouten zu etablieren. Dazu haben wir die verschiedensten Leserreaktionen erhalten. Dafür ein herzliches Dankeschön – und schreiben Sie uns gern weiter Ihre Meinung.

 

Von Daniel Stoll

 

„Die Weigerung der CDU-Bezirksbeiräte verleitet wieder einmal zu der klassischen Frage, wo diese Herrschaften denn wohnen, dass sie der Lärm nicht stört beziehungsweise ein Gegensteuern nicht wichtig erscheint. Tatsache ist, dass vor allem an Werktagen morgens und abends (Berufsverkehrszeit), jedoch auch wochenends ein stetiges und nicht gerade leises Rauschen in der Luft liegt, welches offenbar – aus dem Wohngebiet nördlich des Möhringer Bahnhofs wahrgenommen – von allen Richtungen, nämlich von Sigmaringer, Vaihinger, Nord- Süd-Straße sowie wahrscheinlich trotz der Entfernung auch noch von der Autobahn herrührt (Flugverkehr und Straßenbahn hier einmal zurückgestellt). Klar, man kann, in einer Stadt lebend, nicht erwarten, nur Vogelgezwitscher zu vernehmen, aber es ist auch erwiesen, dass beständiger Lärm krank macht. Hier nicht bereit zu sein, im Interesse der Bürger (und vermutlich nicht nur des Verfassers) tätig zu werden, ist ein Affront.“

(Christian Stolz)

 

„Die einzig vorhandene Umgehung Möhringens ist die B 27, die Seitenfahrbahn der A 8 und die Nord-Süd-Straße. Es ist richtig, wenn durch die Integrierte Verkehrsleitzentrale (IVLZ) möglichst wenig Verkehr durch Möhringen geführt wird – sondern außen herum. Es ist aber nicht richtig, wenn an einzelnen Straßenzügen der Verkehr als besonders unerträglich dargestellt wird. Bereits im Lärmaktionsplan ist dargelegt, dass einseitige Beschränkungen nur zu unerwünschten Verkehrsverlagerungen auf anderen Möhringer Straßen führen. Es kann nicht das Ziel sein, Verkehr auf der Laustraße zulasten der Sigmaringer oder Plieninger Straße auszuspielen. Es ist deshalb vor allem sinnvoll, bei der Verkehrsleitzentrale zu ermitteln, welche praktischen Erfahrungen dort gesammelt wurden, mit denen Staus in Möhringen verhindert oder aufgelöst werden können. Starre Regulierungen und Verbote helfen hier nicht weiter. Es muss immer auch bedacht werden, dass der öffentliche Personennahverkehr mit den Buslinien durch Möhringen auch vom Verkehrsfluss abhängt. Nicht ohne Grund hat das Regierungspräsidium für die Geschwindigkeitsbegrenzung an den oben genannten Straßen seinen Zustimmungsvorbehalt verfügt.“

(Fred Wagner, CDU-Bezirksbeirat)

 

„Ich finde es sehr schade, dass die Maßnahme zur Lärmreduzierung abgelehnt wurde. Lärm ist belastend und gesundheitsschädlich. Wir sind allerdings in der Leinenweberstraße von zwei Lärmquellen belastet. Der Verkehrslärm ist hier wesentlich verbessert worden durch eine deutliche Reduzierung des Verkehrsaufkommens. Allerdings ist die Straßenbahn, die bei uns hinterm Haus vorbeifährt, mit circa 1000 Bahnen am Tag und zusätzlich aus- und einrückenden Bahnen in der Nacht wesentlich lauter. Es wurden bis zu 90 Dezibel festgestellt. Der Lärm, den die Bahnen verursachen, belastet die Anwohner wesentlich mehr als der Straßenlärm. Es rumpelt und poltert und in der Kurve vor der Haltestelle Vaihinger Straße entsteht ein nervtötender, lauter, schriller Quietschton. Auf der Terrasse kann man sich mit seinem Gegenüber nur laut schreiend unterhalten, bei geöffnetem Fenster kann man nicht fernsehen und schlafen ist nur mit Gehörschutz möglich. Der Straßenlärm ist wesentlich leiser und außerdem bei Nacht deutlich reduziert. Die Straßenbahn fährt auch nachts mit unverminderter Lärmbelastung bis weit nach Mitternacht und rückt nach kurzer Pause in den frühen Morgenstunden wieder aus. Dieses Problem sollte nach meiner Meinung als wesentlich wichtiger eingestuft werden.“

(Gabriele Wörner-Moldvai)

 

„Im Autoverkehr diktiert im Wesentlichen die Fahrgeschwindigkeit die Umweltqualität, über den Kraftstoffverbrauch und den Straßenlärm. Oft wird eine Verkehrsberuhigung (Tempo 30) gefordert, was hinsichtlich des Straßenlärms verständlich ist. Nicht verständlich ist diese Forderung hinsichtlich der Umweltbelastung durch Abgase (Immission), denn eine niedrigere Fahrgeschwindigkeit bedeutet keineswegs auch weniger Abgase. Im Stadtverkehr sollte die Fahrgeschwindigkeit unterhalb von 100 Stundenkilometern sein. Jede Geschwindigkeitsdrosselung im Bereich unterhalb von 100 Stundenkilometern hätte eine Zunahme der Abgasproduktion und damit auch der Umweltbelastung zur Folge. Diesbezügliche Forderungen von Politikern sind vielfach kontraproduktiv und sollten sorgfältig von einigen Gesichtspunkten analysiert werden.“

(Jovan Mitrovic, Professor im Ruhestand)

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 13/2021)

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