Ambivalenz der Schulöffnung

Bodelschwinghschule: fast alle Schüler wieder im Präsenzunterricht

 

Die Bodelschwinghschule in den Hengstäckern gehört zu den Förderschulen, die seit 11. Januar trotz Lockdown wieder geöffnet sind. Schulleiterin Andrea Regner über Pro und Contra der Öffnung.

 

Von Emily Schwarz 

 

Den ersten Lockdown ab März 2020 erlebte Andrea Regner wie viele andere Schulleiter auch: Die Bodelschwinghschule musste schließen. Die Lehrkräfte schickten Pakete zu den Schülern nach Hause, manche haben am Gartenzaun Lernmaterialien übergeben. Eine neue Situation für alle. 

 

Irgendwann entspannte sich die Lage, die Grundschüler kamen wieder, für die Älteren gab es Wechselunterricht. Der Schulalltag veränderte sich. Aktionen wie gemeinsames Einkaufen gehen und Kochen fielen weg. Stattdessen: Hygienekonzept, Abstandsregeln, Einbahnstraßen. Pausenbereiche wurden mit Bändern getrennt, sodass sich die Schülerkohorten nicht durchmischen. Eine Pausenaufsicht sorgte dafür, dass alle die neuen Regeln einhalten. „Bei vielen Schülern löste das eine Verunsicherung aus, die bis heute anhält“, so Schulleiterin Regner. Nicht nur das: „Es gab Konflikte, einige Schüler reagieren mit Unverständnis darauf, dass sie nicht zu den anderen dürfen.“ 

 

Die Schulöffnung am 11. Januar trotz der hohen Infektionszahlen kam für viele überraschend. Zurückzuführen ist die Entscheidung wohl auf etliche Rückmeldungen aus der Elternschaft, deren Kinder während des ersten Lockdowns schlichtweg nicht über die Ferne unterrichtet werden konnten. Der Fernunterricht ist an einer Schule, deren Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist, nicht pauschal für alle gleich umsetzbar. Ob und wie gut er funktioniert, hängt stark vom Alter und der Art der Beeinträchtigung des Kindes ab. Außerdem nimmt gerade für diese Schüler die Beziehung zu den Lehrkräften einen hohen Stellenwert ein. 

 

Schulleiterin Regner sieht die frühe Öffnung ihrer Schule ambivalent. „Aus pädagogischer Sicht ist es richtig gut, dass wir offen haben, die Sozialkontakte sind sehr wichtig. Aber aus rein pandemischer Sicht ist es mir unverständlich. Unsere Schüler können am wenigsten rational Abstände gut einhalten. Innerhalb einer Kohorte treffen etwa 50 Haushalte aufeinander: Schüler, Lehrkräfte, Busfahrer, FSJler“, sagt sie. „Ich bin froh, dass ich nicht über die Schulöffnung entscheiden musste. Wahrscheinlich gibt es nicht den einen richtigen Weg.“

 

Und die Schüler? „Die meisten freuen sich, ihre Freunde zu sehen. Es gibt aber auch Schüler, die Angst haben“, so Regner. Mehr als 90 Prozent der Schüler besuchen den Präsenzunterricht, die anderen bleiben aus elterlicher Sorge vor Ansteckung zu Hause und bekommen Unterrichtsmaterialien zugeschickt. Von den Lehrkräften sind nur vier, die zur Risikogruppe zählen, nicht im Präsenzunterricht.

 

Die Fahrer, die die Kinder zu Hause abholen und zur Schule bringen, werden mit FFP2-Masken ausgestattet. Auch für die Schüler gilt Maskenpflicht. „Es gibt nur ganz wenige, die die Maske nicht tolerieren“, so Regner. Von Engpässen im Fahrdienst, der oft von Rentnern übernommen wird, sei ihr aber nichts bekannt.

 

Schnelltests für Schüler und Lehrer mehrmals die Woche, zeitnahe Impfungen für das Kollegium und eine bessere Kommunikation von Seiten der Politik wünscht sich die Schulleiterin. „Und dass Schüler und Kollegium so bemüht bleiben, wie sie sind. Einfach eine tolle, engagierte Schulgemeinschaft.“ 

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