Ans andere Ende der Welt

Familie Betz aus Möhringen wandert nach Australien aus

 

Im Oktober ist Familie Betz ins 16 325 Kilometer entfernte Melbourne umgezogen. Wir haben die vier bei ihren Vorbereitungen für diesen großen Schritt, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt, begleitet.

 

Von Emily Schwarz

 

»Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum«, so könnte das Motto der vierköpfigen Familie lauten. Mit Sack und Pack ging es für Thomas und Sabine Betz und die beiden Kinder, den sechsjährigen Dominik und die dreijährige Emily, Ende Oktober los auf eine lange Reise – sicherlich die Reise ihres Lebens. Am anderen Ende der Welt, in der australischen Stadt Melbourne, wollen die Betzens Fuß fassen und noch einmal neu anfangen.

 

Nach 42 Jahren wird der Familienvater sein geliebtes »Möhringen an der Körsch«, in dem er aufgewachsen ist, verlassen. Bislang wohnten die Betzens noch in ihrem beschaulichen Häuschen direkt neben dem Steinbrunnen, wo Thomas und sein Bruder Michael seit vielen Jahren Brunnenpaten sind und sich für den Brunnen eingesetzt haben. Freunde nennen den Auswanderer scherzhaft den »Brunnen-Wirt«, weil er für jeden von ihnen immer ein kellerfrisches Möhringer Hausbräu kühlgestellt hatte. Auch beim traditionellen Hexenball hat der »Mairinger« regelmäßig mitangepackt. Einer, der so im Bezirk verwurzelt ist, sein ganzes Leben hier verbracht hat, zieht um in ein sehr weit entferntes Land, weg von Familie und Freunden. Woher diese Begeisterung für Australien, den Kontinent der Kängurus und der Aborigines?

 

Faszination für ein fernes Land

 

Zum ersten Mal tourte Thomas Betz nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur drei Monate lang mit einem Freund durch Down Under. Das zweite Mal ging er dann mit seiner Freundin und seinen Eltern Kuno und Erika Betz sechs Wochen lang auf Rundreise mit dem Wohnmobil. In Sydney machte Thomas seiner Sabine einen Heiratsantrag. Ein Jahr später führte die Hochzeitsreise das frischvermählte Paar an die australische Ostküste. Vor zwei Jahren reiste Thomas Betz mit der ganzen Familie und den Eltern noch einmal nach Australien.

 

»Seit meiner ersten Reise war der Traum geboren, irgendwann einmal in dieses wunderschöne und freundliche Land auszuwandern «, erzählt der 42-Jährige. Dieser Wunsch wurde von Reise zu Reise größer. »Immer wieder sprachen sie davon und machten keinen Hehl daraus, dass das ihr Traum ist«, erinnert sich der Bruder, Michael Betz.

 

Ein verlockendes Jobangebot

 

Dann kam der Anruf, der alles verändern sollte: Während die ganze Familie beim Essen saß und den Geburtstag von Papa Thomas feierte, klingelte das Telefon, ein ehemaliger Geschäftskollege. Er fragte, wie interessant Australien denn noch wäre? Die Firma suche einen Mitarbeiter mit Thomas‘ Qualifikation – in Melbourne. Dann ging alles sehr schnell. Thomas wechselte nach neun Jahren den Arbeitgeber und nahm im Januar das verlockende Jobangebot an: den Aufbau der Infrastruktur eines Herstellers für Hochdruckreiniger und regionaler Prozessverbesserungs- Manager. In Australien!

 

Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

 

Doch Auswandern will geplant sein. Ein Dreivierteljahr lang mussten Sabine und Thomas viele neue Aufgaben und Herausforderungen in der Heimat Möhringen und in Australien klären. »Was nimmt man mit? Was passiert mit unserem Haus? Verkaufen oder vermieten? Was darf überhaupt alles nach Australien eingeführt werden?« Diese Fragen tauchten auf. Inzwischen sind die geklärt und der Container ist mit Sack und Pack unterwegs – »und wird hoffentlich heil bei uns in Melbourne ankommen «, sagte Sabine mit einem Lachen.

 

Nicht zu unterschätzen war auch der »Freizeitstress« – Freunde, alte Geschäftskollegen und natürlich auch die große Verwandtschaft wollten sich in Ruhe verabschieden: noch ein letztes Mal grillen, noch einmal ins Kino gehen, noch ein Spieleabend. Gleichzeitig musste aber auch alles mit den Behörden in Melbourne geklärt werden: Autos, Kindergarten, Schule. Ein schönes Haus war immerhin schon gefunden, nahe zur Arbeit und Schule – und nur 20 Minuten zum Strand. »Das Schönste an diesem Schritt, den wir machen, ist, dass ein Traum in Erfüllung geht«, waren sich Sabine und Thomas beim Abflug einig. »Wir müssen nicht nach Australien – wir dürfen.«

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