Aus dem Antrieb zu helfen

Freundeskreis engagiert sich bei der Betreuung der Flüchtlinge

 

Die beiden Systembauten im Lautlinger Weg sind mittlerweile so gut wie voll belegt. Erste Ansprechpartner vor Ort für die Sorgen und Nöte der Bewohner, aber auch für Anwohner, sind die drei Caritas-Mitarbeiter vor Ort, Lisa Maisch, Nadine Karim und Arash Hafezi. Wichtige Bezugspersonen sind inzwischen auch viele der rund 100 Mitglieder des Freundeskreises Flüchtlinge. Wir haben mit einigen von ihnen über ihr Engagement gesprochen.

 

Von Daniel Stoll

 

Viele der Ehrenamtlichen haben eine Zeit lang im Ausland verbracht und kennen die Anlaufschwierigkeiten in der Fremde aus eigener Erfahrung. »Ich habe fünf Jahre lang in den USA gelebt «, berichtet Beatrix Böckenhoff. »Dort herrscht ein offener Umgang mit Ausländern, und ehrenamtliche Tätigkeiten sind gang und gäbe«, weiß die freiberufliche Musikerin, die sich im Arbeitskreis Schülerbetreuung engagiert – ebenso wie die vierfache Mutter und gelernte Lehrerin Ulla Häuser, die seit mehr als vier Jahrzehnten ehrenamtlich tätig ist und sich nach dem Ende ihrer Berufslaufbahn auf diese Weise einbringen will: »Ich wollte an die Basis.

 

« Monika Althoff, Vertreterin der Kirchengemeinde St. Hedwig, engagiert sich im Arbeitskreis Freizeitgestaltung. Zwei Jahre lang lebte sie in Vietnam, wo sie nach anfänglicher Skepsis gut aufgenommen wurde. Als ehemaliger DDR-Flüchtling kann sie sich nur zu gut in die Situation der Möhringer Neuankömmlinge hineinversetzen und packt gern mit an: »Wenn Hilfe gebraucht wird, fackeln wir nicht lange.« Auch der Sprecher des Freundeskreises, Pfarrer Winfried Maier-Revoredo, hat viele Jahre seines Lebens in fernen Landen zugebracht, woher auch sein Antrieb zu helfen rührt. Gleiches gilt für die Erzieherin Ute Michels, die als Verwalterin der Sachspenden dank der hohen Spendenbereitschaft der Möhringer alle Hände voll zu tun hat.

 

Allen Ehrenamtlichen ist gemeinsam, dass sie voll und ganz auf ihren Bekannten- und Familienkreis zählen können. »Auch mein Mann engagiert sich im Freundeskreis«, berichtet beispielsweise Monika Hertel, die diverse Freizeitaktivitäten der Bewohner mitgestaltet.

 

Rückhalt in der Familie

 

Beruf, Familie und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen, erfordert allerdings von allen Beteiligten ein gehöriges Maß an Organisationstalent.

 

133 Menschen aus 17 Nationen leben heute in der Möhringer Unterkunft, ein bunt zusammengewürfelter Mix aus Familien mit Kindern und Alleinstehenden. Die Verständigung der Bewohner untereinander und mit den Haupt- und Ehrenamtlichen klappt problemlos, ob auf Deutsch, Englisch, Französisch oder auch mal mit Händen und Füßen. Besonders markant lässt sich das Phänomen bei den Kleinsten beobachten: Ganz unkompliziert und über Kulturen hinweg werden sofort Freundschaften geschlossen. »Mein sechsjähriger Sohn kickt begeistert mit den anderen«, freut sich Nassim Schott, die im Arbeitskreis »Begleitung zu Ärzten und Behörden« eingebunden ist. Ende Januar hat sie einer nigerianischen werdenden Mutter bei der Entbindung beigestanden – die erste Geburt der Lautlinger- Weg-Gemeinschaft.

 

Auch gegenüber dem Autor zeigten die Kinder keinerlei Berührungsängste. Überhaupt haben viele Kinder und Jugendliche Interesse daran, sich zu engagieren, weiß Ulla Häuser. So wollte eine elfjährige Fünftklässlerin unbedingt Spielsachen und Kleider spenden. Rund 30 Schüler hätten sich bereits in Listen eingetragen, um die Kinder aus den Vorbereitungsklassen der Fasanenhofschule abzuholen, mit ihnen Sport zu treiben oder Hausaufgaben zu machen.

 

Dolmetscher gesucht

 

Der Freundeskreis ist nach wie vor auf Verstärkung angewiesen, beispielsweise durch Menschen, die mit den Bewohnern musizieren, handarbeiten oder basteln möchten. Dringend benötigt werden zudem Französisch-, Serbokroatisch-, Farsi- oder Urdu- Sprachkundige, die der Traumatherapeutin vor Ort als Übersetzer bei ihrer Arbeit mit traumatisierten Bewohnern zur Seite stehen können. Interessenten können sich gern bei der Caritas oder direkt vor Ort im Lautlinger Weg melden. Thorsten Schwarz von der Arbeitsgruppe Sachspenden hat sich bereits beim Freundeskreis in Plieningen schlaugemacht und weiß, wo Verbesserungsmöglichkeiten schlummern. So werden in Möhringen gezielt solche Sachspenden gesucht, die gerade benötigt werden. »Fernseher sind der Renner«, so Schwarz. Dazu fehlen insbesondere noch Sat-Receiver, DVBS- sowie Scart-Kabel. Wer funktionstüchtige Teile spenden möchte, kann dies nach Rücksprache mit Ute Michels per E-Mail an sachspende@online.de tun. Oder interessieren Sie sich für eine Mitarbeit im Freundeskreis? Dann sind Sie bei Pfarrer Maier- Revoredo, Telefon 0711/7 28 60 54, genau richtig.

 

Zudem findet am Dienstag, 24. Februar, von 14.30 bis 16.30 Uhr, ein geselliger Begrüßungskaffee in der Fasanenhofschule statt.

 

Geldspenden

Der Freundeskreis Flüchtlinge benötigt nach wie vor finanzielle Unterstützung auf folgende Spendenkonten: Evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Möhringen, BWBank: IBAN: DE 8660 0501 0100 0254 0393, BIC: SOLADEST 600 Katholische Kirchengemeinde St. Hedwig: IBAN: DE 7860 0501 0100 0122 2210, BIC: SOLADEST 600 Bitte beim Betreff immer »Freundeskreis Flüchtlinge/ Flüchtlingsarbeit« angeben.

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