Daueraufgabe Artenschutz

Das Stuttgarter Artenschutzkonzept sieht auch in Möhringen Handlungsbedarf

 

Das kommunale Artenschutzkonzept der Landeshauptstadt ist das umfassendste seiner Art in Deutschland. Daraus ersichtlich: Auch in den Stadtbezirken auf den Fildern sind Arten bedroht. Allein drei Gebiete mit hoher naturschutzfachlicher Relevanz sind auf Möhringer Gemarkung gelistet, unter anderem der Probstsee.

 

Von Daniel Stoll

 

Seit Wochen protestieren Tausende junger Menschen rund um den Globus jeden Freitag für mehr Klimaschutz – selbst in den USA, wo die allzu offensichtliche Existenz menschengemachter Klimaveränderungen bekanntlich von höchster Stelle dementiert wird. Damit einhergehend ist weltweit ein bedrohlicher Schwund der Artenvielfalt zu beobachten: Forscher gehen von bis zu einer Million vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten aus. Die Ursachen dieser erschreckenden Entwicklung sind längst kein Geheimnis mehr: intensive Landwirtschaft, Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, Zersiedelung.

 

19. Mai: Startschuss für Volksbegehren

 

Ursachen, unter denen auch und insbesondere die Bienen zu leiden haben, die zuletzt verstärkt ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt sind. Nach bayrischem Vorbild soll es nun auch hierzulande ein Volksbegehren unter dem Motto „Rettet die Bienen“ geben. Der Startschuss fällt nicht von ungefähr einen Tag vor dem Welt-Bienen-Tag, der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) ins Leben gerufen wurde, und zwar bereits an diesem Sonntag, 19. Mai. Dann werden auf dem begrünten Dach des Züblin-Parkhauses im Stuttgarter Leonhardsviertel die ersten Unterschriften für das Volksbegehren gesammelt. Dass Artenschutz nicht immer konfliktfrei angestrebt werden kann, zeigt ein Blick ins Naturschutzgebiet Weidach- und Zettachwald. Dort mussten im vergangenen Jahr Imker ihre Bienenvölker zum Schutz der dort lebenden Wildbienen entfernen. Denn Letztere sind es in erster Linie, die in ihrer Existenz bedroht sind, und weniger die Honigbienen: Gemäß Artenschutzkonzept gilt bereits ein Fünftel der ursprünglich 270 Wildbienenarten in der Landeshauptstadt als verschollen oder ausgestorben.

 

Dennoch war die Umsiedlungsaktion – die laut Stadt von Erfolg gekrönt war – bei Imkern und Bienenexperten nicht unumstritten. „Dafür mussten wir anfangs viel Prügel einstecken“, erinnerte sich Renate Kübler vom Amt für Umweltschutz, die im Bezirksbeirat vom Status quo in puncto Artenschutz auf Möhringer Gemarkung berichtete.

 

Bereits Verbesserungen beim Probstsee erreicht

 

Demnach sind von den im Artenschutzkonzept aufgeführten 20 „Top-E-Flächen“ – Pilotflächen mit hoher naturschutzfachlicher Relevanz, die durch aktive Pflegemaßnahmen aufgewertet werden sollen – drei innerhalb Möhringens zu finden. Allen voran der Probstsee: „Hier haben wir schon Verbesserungen bei der Einrichtung von Ruhezonen für Pflanzen und Tiere erreicht“, berichtete Kübler. Dass die Möhringer ihr Kleinod vor der Haustür in großer Zahl zu schätzen wissen, hat indes auch seine Schattenseiten: Zahlreiche Trampelpfade durchziehen das Biotop und gefährden brütende Vögel, und durch die Nichtbeachtung des Fütterungsverbots kommt das empfindliche Ökosystem durcheinander. Kontrollen, Hinweisschilder und die – laut Kübler zum Teil bereits kritisierte – Errichtung von Zäunen sollen Abhilfe schaffen. Allein diese Maßnahmen lässt sich die Stadt knapp 39 000 Euro im Jahr kosten.

 

Die anderen beiden hiesigen Top-E-Flächen sind die Sternhäule mit wertvoller Flora und Fauna wie der Sumpfheuschrecke sowie die Kressart-Streuobstwiese bei Sonnenberg mit ihrer ökologischen Bedeutung für Spechte, höhlenbrütende Vogelarten, Fledermäuse und Insekten. Dass der Rohrer Weg nicht gelistet ist, liegt nach Auskunft der Umweltschutz-Expertin daran, dass relativ viele Flächen in Privateigentum seien: „Hier sollte die Stadt Grund erwerben. Ziel ist der Erhalt der Streuobstwiesen.“

 

„Artenschutz ist eine Daueraufgabe“, fasste Kübler zusammen – deren weitreichende Bedeutung inzwischen offenbar erkannt wurde: 900 000 Euro hat die Stadt für ein erstes Maßnahmenbündel bereitgestellt.

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