Bereit zum Ehrenamt

Kein Mangel in den Möhringer Kirchengemeinden

 

Während immer mehr Organisationen des öffentlichen Lebens verzweifelt nach Menschen Ausschau halten, die bereit sind, ein Ehrenamt zu übernehmen, können die beiden großen Kirchengemeinden in Möhringen Entwarnung geben: Ihnen fehlt es nicht an Helferinnen und Helfern, die buchstäblich um Gottes Lohn gute Taten für andere erbringen. Wir befragten dazu Pfarrer Ernst-Martin Lieb vom evangelischen Pfarramt Möhringen West und den katholischen Regionaldekan Dr. Heiko Merkelbach von St. Hedwig & Ulrich.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

Beide Geistliche leiten die Tätigkeit im Ehrenamt aus christlichen Grundlagen und -überzeugungen ab. Pfarrer Lieb bezieht sich auf eine Äußerung von Martin Luther, der festgehalten habe, dass es besondere „Wortämter“ in der Kirche brauche. Pfarrer Lieb: „Wir würden heute sagen: Es braucht in der Kirche neben dem Hauptamtlichen unbedingt und konstitutiv den Ehrenamtlichen.“

 

Pfarrer Dr. Merkelbach berichtet: „In den letzten Jahren haben wir uns oft mit dem sogenannten ‚Ehrenamt‘ auch in unserem Kirchengemeinderat beschäftigt. Dabei ist uns wichtig geworden, dass jedem Engagement eine Berufung durch Jesus Christus vorausgeht, der jedem Getauften und Gefirmten eine bestimmte Gnadengabe schenkt, die er zum Aufbau des Reiches Gottes einbringen soll.“

 

Diese Aufforderungen kommen in beiden Kirchengemeinden offenbar an. So kann der evangelische Pfarrer mitteilen: „Wir freuen uns, dass wir eine große Anzahl Ehrenamtlicher haben, die sich in vielen Bereichen, zum Teil ganz regelmäßig oder projektbezogen, engagieren. Wir erleben es eher so, dass sofern die beschriebene Tätigkeit Ehrenamtlichen einleuchtet, sich hierfür dann viele Menschen melden. Wir als Kirchengemeinde freuen uns, dass sich Menschen in und für unsere Kirchengemeinde engagieren und so die frohe Botschaft in Wort und Tat weitergeben.“

 

Das sagte Albert Schweitzer

 

Pfarrer Lieb zitiert Albert Schweitzer: „Schafft euch ein Nebenamt, ein unscheinbares, vielleicht ein geheimes Nebenamt. Tut die Augen auf und sucht, wo ein Mensch oder ein gutes Werk ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Arbeit eines Menschen braucht. Vielleicht ist es ein Einsamer oder ein Verbitterter oder ein Kranker oder ein Ungeschickter, dem du etwas sein kannst. Vielleicht ist es ein Greis oder ein Kind. Oder ein gutes Werk braucht Freiwillige, die einen freien Abend spenden oder Gänge tun können ...“ Und der Urwalddoktor mahnte: „Auch auf Enttäuschungen sei gefasst. Aber lass dir ein Nebenamt, in dem du dich als Mensch an Menschen ausgibst, nicht entgehen. Es ist dir eines bestimmt, wenn du es nur richtig willst …“

 

Pfarrer Dr. Merkelbach zählt auf: „Für St. Hedwig & Ulrich engagieren sich etwa 350 bis 400 Personen ehrenamtlich. Von Ministranten, Chören und Besuchsdiensten bis hin zu Menschen, die in Leitungsgremien Verantwortung übernehmen. Das Wissen um die eigene Berufung einer jeden Mitarbeiterin, jeden Mitarbeiters befreit von einem übertriebenen Schielen nach Lob und Anerkennung, liegt doch die Motivation des Engagements in Jesus Christus.“

 

Die Berufung leben

 

Durch das Engagement in der Kirche und der Welt folge der Einzelne seiner Berufung, „werde er erst zu dem, der er sein kann“. Notwendig sei hier auch die beständige Frage „nach dem, was Gott gerade mit mir vorhat“. Ehrenamtliches Engagement werde sich immer wieder verändern, „da sich die Verhältnisse ändern, in die wir gesandt sind“.

Er freue sich immer wieder, so Regionaldekan Dr. Merkelbach, „wenn neue Menschen in unsere Gemeinde kommen und ihre Berufung leben und sich engagieren wollen.“

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