Bürger kurven auf dünnem Eis

Möhringer startet Bürgerinitiative gegen Betretungsverbot von Eisflächen

 

Während der Kältewelle im Februar kamen Konflikte auf zwischen Schlittschuhläufern auf den Stuttgarter Seen – auch in Möhringen – und Ordnungshütern, die das Betretungsverbot der Eisflächen durchsetzten (wir berichteten). Jetzt hat der Möhringer Hans Huber eine Bürgerinitiative gegründet.

 

Von Daniel Stoll

 

Darin setzt er sich für die Aufstellung der alten Schilder mit der Aufschrift „Betreten der Eisfläche auf eigene Gefahr“ ein. Diese wurden entfernt und durch neue Schilder ersetzt, die Spaziergänger, Erholungssuchende und Sporttreibende rund um die Seen mit den deutlichen Worten „Betreten der Eisfläche verboten – Lebensgefahr“ abschrecken sollen. Was zumindest im Februar nur bedingt von Erfolg gekrönt war: Zu Hunderten tummelten sich die Menschen auf den Eisflächen der Stadt – so auch am Probstsee. Mehrmals rückten Polizeibeamte an, deren Anweisungen mittels Megafondurchsagen „teilweise widerwillig entsprochen wurde“, teilt Polizeisprecher Sven Burkhardt mit. Letztlich wurde der Seebereich sogar mit einem rot-weißen Absperrband abgeriegelt.

 

Aufgeheizte Stimmung

 

Der Ton wurde auf beiden Seiten schon „aufgeheizter und unfreundlicher“, erinnert sich auch Hans Huber, Gründer der Bürgerinitiative, der mit seiner gesamten Familie, Geschwistern und Kindern bereits seit vielen Jahren in kalten Wintern das Vergnügen des Schlittschuhlaufens und Eishockeyspielens auf dem Probstsee genießt: „Es gehört zu unserer Freizeitgestaltung und lässt sich auch nicht durch einen Besuch einer Eislaufbahn ersetzen, wo man nur im Kreis herumfahren darf.“ Zudem ist er sicher, ein etwaiges Risiko durchaus einschätzen zu können: „Ich selbst gehe nun seit 50 Jahren auf den Probstsee und ich habe mehr Erfahrung in der Beurteilung der Tragfähigkeit als viele andere.“

 

Doch das Betreten der Eisflächen ist an sämtlichen Seen der Landeshauptstadt gemäß der 1992 erlassenen und 2019 aktualisierten Polizeiverordnung ausnahmslos untersagt: „Die Stadt kann die Eisdicke nicht prüfen und wäre bei einem Unfall in der Haftung“, erklärt Pressesprecher Sven Matis. Ein solches generelles Verbot möge an manchen Gewässern angebracht sein, „aber der Probstsee und der Riedsee sind nicht sehr tief und man kann an jeder Stelle stehen, und deshalb ist es auch nicht so gefährlich“, argumentiert wiederum Hans Huber. „Ich habe bis heute von keinem Unfall geschweige denn Tod durch Ertrinken oder Unterkühlung in Möhringen gehört, wo seit 1934 Schlittschuh gefahren wird. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?“ Ein Verbot, das den alleinigen Zweck habe, die Stadt vor eventueller Haftung zu befreien, sei eine Politik für die Verwaltung und nicht für die Menschen, kritisiert der 54-jährige Maschinenbautechniker, der seit seiner Geburt mit kurzen Unterbrechungen in Möhringen lebt.

 

Wer Interesse an der Bürgerinitiative oder an einer Unterschriftenaktion hat, kann sich per E-Mail an die Bürgerinitiative wenden: eislaufeninmoehringen@ hotmail.com

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 11/2021)

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