Bürgerbeteiligung strittig

Anwohner bekräftigen ihre Kritik am Bebauungsplan Südliche Laustraße

 

Der Bebauungsplan Südliche Laustraße stößt bei den Sonnenbergern auf erhebliche Ablehnung. Daran änderte auch der Informations- und Austauschabend wenig, zu dem die Stadt ins Bürgerhaus eingeladen hatte.

 

Von Daniel Stoll

 

„Die Widerstände gegen den Bebauungsplan waren enorm, deshalb wollen wir Ihnen heute unsere Beweggründe darlegen“, begann Bezirksvorsteherin Evelyn Weis. Zwar hätte der Ursula- Ida-Lapp-Saal im Möhringer Bürgerhaus einige mehr der anwesenden 30 bis 40 Besucher vertragen, doch diese traten dafür umso vehementer für ihre Standpunkte ein.

 

Die Hauptkritik richtete sich dabei auf ein vorgesehenes EZentrum mit einer Mischnutzung, das Gewerbeansiedlung in den Erdgeschossen mit einschließt. „Im Moment haben wir in dem Gebiet eine ganz gute Mischnutzung. Unser Ziel ist es, diese Vielfalt zu erhalten und zu stärken. Da finden wir, dass wir eine gute Lösung gefunden haben“, meinte Michael Hausiel vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, der sich mit seinem Kollegen Jan Ferenz der Diskussion stellte.

 

„Fragile Geschäftswelt“

 

Denn die Sonnenberger waren anderer Ansicht: „Schon die ansässigen Einzelhandelsgeschäfte kämpfen ums Überleben“, gab ein Anwohner zu bedenken. „Ein Mischgebiet passt nicht hierher und brauchen wir nicht“, verdeutlichte wiederum eine direkt betroffene Einzelhändlerin, die zudem steigende Mieten und daraus folgende Leerstände und weitere Frequenzrückgänge befürchtete – noch verstärkt durch die zunehmende Konkurrenz aus dem Bereich Internethandel. Auch Stephan Bischoff, Erster Vorsitzender des Sonnenberg- Vereins, sorgte sich um die „fragile Geschäftswelt“ und bemängelte, dass nie eine Marktanalyse durchgeführt worden sei. Außerdem sprach er ein weiteres Problem an: „Wo sollen die Einzelhändler während der Bauphase hin?“ In seinem abschließenden Urteil brachte Bischoff seine Enttäuschung zum Ausdruck: „Wir haben das Gefühl, die Bürgerbeteiligung ist nur ein Feigenblatt.“

 

Ein anderer Kritiker argwöhnte, dass sich im Laufe der Entwicklung durch eine Hintertür Vergnügungsstätten oder Wettbüros ansiedeln könnten, was gemäß der städtischen Vergnügungsstättenkonzeption eigentlich ausgeschlossen werden soll.

 

Stadtplaner Ferenz ging auf die angedachte Dreigeschossigkeit der Neubauten ein, die ebenfalls „erhebliche Proteste“ ausgelöst habe und nach Sichtweise der Anwohner den Charakter des Gebiets gefährde: „Es ist richtig, dass es wenig dreigeschossige Vorbilder dort gibt. Andererseits existiert in Stuttgart ein hoher Wohnungsdruck, dem wir Rechnung tragen müssen.“ Allerdings sei als Zugeständnis die Anzahl der Grundstücke, bei denen maximal drei Geschosse zulässig seien, von elf auf derzeit sieben reduziert worden, und zwar im Bereich Laustraße 4 bis 20. In den Randbereichen soll maximal zweigeschossig gebaut werden. Um zu massiven Baukörpern vorzubeugen, wird die maximale Länge der Gebäude auf 20 bzw. 30 Meter festgesetzt.

 

Den Vorschlag des Bürgervereinsvorsitzenden Bischoff, eine Arbeitsgruppe zur Bündelung aller Sichtweisen zu bilden, griff Hausiel auf, ebenso weitere Anregungen: „Sie schlagen vor: die Aufgabe des Konzepts eines EZentrums und ein reines Wohngebiet“, fasste der Stadtplaner am Ende eines kontroversen Diskussionsabends zusammen und versprach, die Anregungen mitzunehmen.

 

Prüfung der Anregungen

 

Diese werden geprüft und der Planentwurf gegebenenfalls überarbeitet und erneut öffentlich ausgelegt – allerdings frühestens in der zweiten Jahreshälfte. So lange dauert auch die Prüfung der Stellungnahmen, die der Sonnenberg-Verein in einem Positionspapier nach der Veranstaltung an die Stadt sandte. „Besser als nichts, wenn auch nicht befriedigend“, lautet das durchwachsene Fazit Bischoffs. Hausiel wiederum hält dem Vorwurf eines „Alibi-Termins“ in der Nachbetrachtung entgegen, dass dieser ein freiwilliges Angebot an die Bevölkerung gewesen sei.

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