Das Allround-Talent

Im Nachbarbezirk hat Tänzer Gauthier mit seiner Familie ein Zuhause gefunden

 

Eric Gauthier ist Tänzer, Choreograf, Rockmusiker, Publikumsliebling, Ehemann und dreifacher Vater. Easygoing, ein Energiebündel. Heimisch geworden ist er in Degerloch auf der Waldau.

 

Von Emily Schwarz

 

Drei Jahre lang haben Eric und Laura Gauthier nach einem Haus gesucht, dann sind sie endlich fündig geworden. Ein Haus in Degerloch sollte es sein. Nach 14 Jahren im Heusteigviertel, der Geburt zweier Kinder und der Aussicht auf weiteren Nachwuchs wurde es in der City und in der Stadtwohnung zu eng. Die Gauthiers wollten raus aus dem Kessel: „Hier ist es ruhiger und die Luft ist deutlich besser.“

 

Degerloch war erste Wahl. Warum? Back to the roots könnte man fast sagen. Gauthier, gebürtiger Kanadier, ist in Mont-Royal, einer Enklave innerhalb von Montreal, aufgewachsen. Und Degerloch und Mont-Royal haben einiges gemeinsam: Beide Orte sind grüner und ruhiger als die Innenstädte, in denen das Leben pulsiert, und trotzdem ist es nur ein Katzensprung ins Zentrum.

 

In Mont-Royal nahm übrigens auch Gauthiers Leidenschaft für den Tanz seine Fahrt auf. Hier begann er eine Ballettausbildung bei Les Grands Ballets Canadiens. Weitere Stationen: die National Ballet School in Toronto und das National Ballet of Canada. Ein Wendepunkt war der Umzug nach Deutschland, als Gauthier dem Ruf seines Mentors Reid Anderson ans Stuttgarter Ballett folgte. Hier tanzte sich Gauthier bis ganz nach vorn, begeisterte Publikum und Choreografen, wurde irgendwann selbst zum Choreografen und gründete am Theaterhaus sein eigenes Tanz-Ensemble. Die „Gauthier Dance Company“ feierte im vergangenen Jahr ihren zehnten Geburtstag. Doch der 41-jährige Gauthier ist an einem Wendepunkt angekommen ist.

 

Um- und Aufbruch

 

Da wäre zunächst einmal der Schritt von der Bühne auf die Leinwand. Gauthier arbeitete an der Choreografie für „Brechts Dreigroschenfilm“, einer Art Musicalfilm, der am 13. September in die Kinos kommt. Mit dabei: Lars Eidinger, Tobias Moretti, Hannah Herzsprung – und natürlich auch die „Gauthier Dance Company“.

 

„The Gift“, ein Solotanzstück, war eigentlich gedacht als Gauthiers Abschied von der Bühne als Tänzer, zumindest für die großen Rollen. Aber: Er kam wieder auf den Geschmack. In den nächsten zwei, drei Jahren wird er seine Tanzschläppchen deshalb wohl nicht ausziehen. Und es gibt einen weiteren Grund: „The Gift“ wurde sehr gut aufgenommen. Gauthier: „Die Leute rennen uns die Bude ein. Wenn ich sehe, wie groß die Nachfrage nach Karten ist, dann kann ich mein Publikum einfach nicht enttäuschen.“ „The Gift“ wird also noch eine Weile gespielt.

 

Und ein weiteres Projekt ist in Arbeit: Am 29. November feiern Egon Madsen und Gauthier „The Return of Don Q.“, eine leicht überarbeitete Version der Produktion, die den Ausschlag gab für die Gründung einer Tanzkompanie am Theaterhaus. „Es macht mich schon glücklich, nur daran zu denken. Kurzum: Mein Abschied als Tänzer muss wohl doch noch ein bisschen warten ...“

 

Der israelische Choreograf Itzik Galili kreierte für Eric Gauthier das Tanzstück „The Gift“. Termine im Theaterhaus: 6., 7. und 8. Juli, 15., 16., 17., 18. und 19. November, 30. und 31. Januar, 1. und 2. Februar. Karten unter 0711/40207-20/ -21/- 22/-23, 10 bis 21.30 Uhr.

Zurück

Einen Kommentar schreiben