Das geht unter die Haut

»DaHeim«: Ein Film über drei Kinder und ihr Leben im Heim

Regisseurin Sigrid Klausmann- Sittler will in ihrem Dokumentationsfilm »DaHeim – Drei Kinder und ihr Leben im Heim« gründlich mit Vorurteilen aufräumen. Anfang Mai wurde der Film im Jugendhaus Fasanenhof gezeigt. Im Anschluss standen eine Protagonistin und die Regisseurin noch für ein Gespräch zur Verfügung.

 

Von Emily Schwarz

 

Brian, Dominik und Tatjana. Drei junge Menschen, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben. Und doch – alle drei haben für einige Zeit in Wohngruppen der Stiftung Tragwerk gelebt. Es sind die Geschichten dreier junger Menschen, die geprägt sind von Schicksal, Verzweiflung, innerer Zerrissenheit, Stärke, Zuversicht und Hoffnung. Drei Kinder und ihr Leben im Heim. Da ist zum Beispiel Tatjana. Sie hat gerade ihr Abitur geschrieben, weiß noch nicht genau, was sie studieren möchte, singt in einer Band. Eigentlich eine ganz normale, junge Frau. Und doch hat Tatjana in ihrem bisherigen Leben viele Dinge durchstehen müssen, die Glei chal t r ige höchtens aus dem Fernsehen kennen. Die Mutter von Suchtproble - men geplagt, der Opa mit der Erziehung überfordert. Als die junge Tatjana noch nicht einmal die Uhr selbst lesen konnte, musste sie schon lernen, den Wecker für den nächsten Morgen zu stellen. Im Alter von 12 Jahren kam Tatjana dann in die Wohngruppe, in der sie bis zur Volljährigkeit lebte.

 

Der Film lässt die Kinder und Jugendlichen zu Wort kommen – aber auch die Betreuer und die Eltern. Da ist diese Szene auf der Parkbank. Tochter und Mutter treffen sich wieder, nachdem lange Zeit Funkstille herrschte, und sprechen ganz offen miteinander. So offen, wie nie zuvor, wird Tatjana später erzählen. »Du warst keine schlechte Mutter«, sagt Tatjana. Und: »Hast du mich denn gar nicht vermisst, nicht an mich gedacht?« Es sind Worte, die unter die Haut gehen. Mutter und Tochter liegen sich weinend in den Armen. Dem Zuschauer läuft ein Schauer über den Rücken. So ein Gespräch war im Drehbuch natürlich nicht geplant und ausgefeilt. Dennoch – es ist nicht Mitleid, das Sigrid Klausmann-Sittler hervorrufen möchte. »Der Film soll zeigen, wer die Menschen wirklich sind«. Manfred Sigel, Vorstand der Stiftung Tragwerk, hat den Film in Auftrag gegeben. Das Tabuthema Heimerziehung will er damit aufbrechen, den Zahlen die Gesichter der Menschen geben.

 

Auch die Zuschauer im Fasanenhof waren bewegt von den Einblicken in das Gefühlsleben der Drei. Einer sagte im Anschluss zu Tatjana: »Danke, dass du uns hast teilhaben lassen. Bleib so stark, geh deinen Weg. Ich wünsche dir das Allerbeste dafür.«

 

Die DVD zum Film »DaHeim« gibt es für 34,99 Euro bei der Stiftung Tragwerk in Kirchheim/Teck. Kontakt: Frau Pabst, Email pabst.m@stiftung-tragwerk.de

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