Dem Hass trotzen

350 Euro an Beratungsstelle für Betroffene digitaler Gewalt

 

In Möhringen war die Zerstörung der Wahlplakate der Grünen zur Landtagswahl so massiv, dass die Partei sich zur Wehr gesetzt hat – auf kreative Art und Weise.

 

Von Emily Schwarz

 

Angefangen hatte es schon kurz nach der ersten Plakat- Aktion: Hauptsächlich im Zentrum von Möhringen wurden Wahlplakate heruntergerissen, verunstaltet oder zerrissen. Claudia Kübler, Sprecherin der Grünen in Möhringen: „Das Ausmaß der Zerstörung hat alles übertroffen, was wir von bisherigen Wahlkämpfen kennen. Es ist also dieses Mal nicht Alltag gewesen.“ Denn auch die Nachplakatierung fiel den Vandalen zum Opfer. Der Ortsverein schätzt, dass insgesamt 50 Plakate zerstört wurden. Eine große Zahl, bedenkt man, dass die Grünen zu Beginn des Wahlkampfes in Möhringen 50 Plakate aufgehängt hatten. Verkehrsminister Winfried Hermann erstattete Anzeige. Hermann, der auch im Filderwahlkreis zur Landtagswahl kandidierte, fand die Zerstörung „gelinde gesagt: außergewöhnlich“. Nikolaus Tschenk, Mitarbeiter im Abgeordneten- Büro, bestätigt: „In Wahlkämpfen haben wir häufig Verluste von 30 bis 40 Prozent. Da hängen wir halt wieder neue Plakate auf. Weil es anderen Parteien auch so geht, haben wir bisher auf Anzeigen verzichtet.“ Doch dieses Mal wurden an manchen Stellen wie am Bahnhof Möhringen oder an der Haltestelle Sonnenberg Plakate zum zweiten oder gar dritten Mal beschädigt oder heruntergerissen.

 

5 Euro für HateAid pro zerstörtem Plakat

 

Sogar ein Großplakat beim Königin-Charlotte-Gymnasium wurde zerstört. Teilweise wurden Plakate komplett entfernt wie an der Ecke Laustraße/Betzengaiern in Sonnenberg. Plakate an der Probststraße waren nur drei Tage nach ihrer Anbringung bereits verschmiert oder zerstört worden. „Wir halten das Vorgehen für sehr gezielt“, so Nikolaus Tschenk, der selbst in Möhringen wohnt. „Man sieht dies daran, dass rund um die zerstörten Grünen- Plakate viele Plakate anderer Parteien hingen, die völlig unbeschädigt waren.“

 

Der Ortsverein setzte sich mit einer lokalen Kampagne gegen die Zerstörung zur Wehr und versah jedes Plakat mit dem Hinweis: „Für jedes unserer zerstörten Wahlplakate spenden die Grünen Möhringen 5 Euro an eine Initiative gegen Hass.“ „Wir haben diskutiert, wie wir diesem offensichtlichen Hass begegnen können, und haben uns für diesen kreativen Weg entschieden“, so Ortsverein- Sprecherin Claudia Kübler über die Aktion.

 

„Für uns war wichtig, dass der Hass am Ende nicht gewinnen darf.“ Und weil Hass sich zunehmend im Internet entlädt, haben sich die Grünen für HateAid entschieden, die einzige Beratungsstelle Deutschlands, die ausschließlich Betroffene von digitaler Gewalt unterstützt. Insgesamt kamen durch die Aktion 350 Euro zusammen, die die Mitglieder aus eigener Tasche finanziert und nun an HateAid gespendet haben. Die Vandalen wurden nicht gefunden.

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 17/2021)

Zurück

Einen Kommentar schreiben