Der Aufbau von Vertrauen

Das Kümmererprojekt der Initiative Lebensraum Möhringen (ILM) hilft behinderten Menschen jeglichen Alters, wenn sie Probleme mit dem Erledigen ihres Schriftverkehrs haben. Sie helfen, aber entscheidend ist, dass der zu helfenden Person dabei die Eigenständigkeit erhalten bleibt: Sie soll und muss noch selbst entscheiden können.

Von Roland Steinhauer

Was die ehrenamtlichen Kümmerer nicht tun, ist, etwas für den zu Betreuenden zu Entscheiden oder etwas zu unterschreiben. Der Kümmerer soll nur dabei behilflich sein, dass die Person bei der zu helfenden Angelegenheit diese wieder selbst überblickt, selbst entscheidet und selbst unterschreibt. Darauf legen Diakionin Birgit Keyerleber und Gisela Bischoff-Wilhelm, die treibenden Kräfte hinter dem Kümmererprojekt, Wert. »Wir haben aber festgestellt, dass unser Projekt in der Bevölkerung noch nicht so angekommen ist. Die Nachfragen sind eher dünn gesät«, resümiert Birgit Keyerleber. »Vermutlich ist die Hemmschwelle noch zu groß für Betroffene, sich an uns zu wenden.«

Der Aufbau von Vertrauen In der Regel kommen die Klienten über unsere Kooperationspartner Bürgerservice »Leben im Alter«, die Caritas, den Betreuungsverein Filder oder den Stadtseniorenrat zum Kümmererprojekt. Manche melden sich auch von selbst. Ein Knackpunkt ist auch das Aufbauen von Vertrauen zu den ehrenamtlichen Kümmerern. Vor allem in menschlichen Krisensituationen braucht es oft einen langen Atem. Hier sieht der Kümmerer seine wesentliche Aufgabe, sich um die Person zu kümmern und sie nicht einfach in ihrer Not sich selbst zu überlassen. Das Projekt ist aber nicht nur für ältere Menschen gedacht. Auch jüngere Menschen, die eine Behinderung haben, können sich von den Kümmerern helfen lassen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Eberhard Brugger schildert einen Fall, in dem eine Person ihren Briefverkehr nicht mehr bewältigte und diesen ungeöffnet in Waschkörben sammelte. Hier hat der Kümmerer die Funktion gehabt, erst einmal die Hürde zu nehmen, Post zu öffnen und zu bearbeiten. In einem anderen Fall geht es um eine ältere Dame, deren Rollator defekt ist und der repariert werden muss, und die sich selbst nicht mehr zu helfen wusste, erzählt Irene Mayer. Manche Projekte sind schnell erledigt, manche laufen über einen längeren Zeitraum. Die Kümmerer suchen auch weiter nach neuen ehrenamtlichen Helfern, die auch von weiters her kommen können. Betroffene aus Möhringen, Sonnenberg und dem Fasanenhof, die sich helfen lassen wollen, können sich unter 0711 / 719 42 61 an die Kümmerer wenden.