Der singende Dirigent

Maulbronner Kammerchor kommt in die Martinskirche

 

Der Möhringer Benjamin Hartmann hat als Internatsschüler zwei Jahre hinter den Mauern des ehemaligen Klosters Maulbronn verbracht. Im Sommer letzten Jahres übernahm der 27-jährige jetzt am Ort seiner Jugend die künstlerische Leitung des Maulbronner Kammerchors, bei dem er als Schüler schon mitgesungen hat. Am 18. Juni um 18 Uhr gibt der Chor ein Gastspiel in der Möhringer Martinskirche.

 

Von Roland Steinhauer

 

In der einstigen Klosteranlage Maulbronn betreibt die evangelische Kirche seit fast 500 Jahren ein Internat. Viele Persönlichkeiten haben hier wie Benjamin Hartmann gelebt und sind im Internat groß geworden, wie die Dichter und Schriftsteller Eduard Mörike, Friedrich Hölderlin, Hermann Hesse. Bis vor wenigen Jahren war Hartmann singendes Mitglied im Maulbronner Kammerchor. Nach seiner Schulzeit studierte er in Leipzig und Stockholm Chordirigieren, Schulmusik und Mathematik und hat im Sommer 2016 in Stockholm seinen Master abgeschlossen. „Die schwedische Chorkultur ist ein inspirierendes Umfeld für mich“, bekennt der junge Nachwuchsdirigent.

 

Begeisterter Ensemblesänger Benjamin Hartmann ist ein singender Dirigent. Der begeisterte Ensemblesänger (Bariton) Hartmann ergänzte seine Ausbildung durch künstlerische Impulse, die er auf Meisterkursen bei renommierten Dirigenten erhielt. Und nicht zu vergessen: Er ist ein Schüler von Prof. Jürgen Budday, dem Gründer des Maulbronner Kammerchors. Maulbronn ist für Benjamin Hartmann ein Stück Heimat geblieben, ebenso wie Möhringen. Als junger Mensch ist der Maulbronner Kammerchorleiter in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Seine Großmutter ist Organistin, der Onkel Musiklehrer, seine Mutter Pfarrerin und der Vater Kunsthistoriker. Musik ist selbstverständlich bei den Hartmanns. Deshalb reizt es ihn ganz besonders, dass er mit dem Kammerchor in der Möhringer Martinskirche auftreten kann.

 

Geld und Gerechtigkeit

 

Anlässlich des 500. Jubiläums des legendären Wittenberger Thesenanschlags setzt sich der Maulbronner Kammerchor im Reformationsjahr mit den Themen „Geld und Gerechtigkeit“ auseinander. Martin Luther wetterte einst gegen Theologie und Moral der römischkatholischen Amtskirche, besonders heftig gegen den Ablasshandel. Die Frage nach „Geld und Gerechtigkeit“ wurde so zu einer Triebfeder seines reformatorischen Denkens und Handelns. Auch heute sind „Geld und Gerechtigkeit“ hochaktuelle und gesellschaftsbestimmende Themen, wie seit der Wirtschafts- und Finanzkrise niemand mehr ernstlich bestreiten wird.

 

A-cappella-Programm

 

Das A-cappella-Programm um das Hauptwerk „Warning to the rich“ (1977) des Schweden Thomas Jennefelt (*1954) nimmt zur 2017 ausgehenden UN-Dekade zur Bekämpfung der Armut verschiedene Facetten dieser Thematik in den Blick und setzt sie mit Spruchmotetten des Kreuzkantors Gottfried August Homilius (1714 – 1785) in Beziehung. Dessen doppelchörige Bibeltextvertonungen – beispielsweise des Gleichnisses von den Arbeitern im Weinberg – zeugen von seinem beeindruckenden motettischen Schaffens und bringen das Konzertthema prägnant auf den Punkt. Mit Werken wie Johannes Brahms’ (1833-1897) „Ach, arme Welt, du trügest mich“, der Hymne à Saint Martin“ von Vaclovas Augustinas (*1959) und Charles Villiers Stanfords (1852 – 1924) „Justorum Animae“ wendet sich der programmatische Fokus schließlich auf den himmlischen Reichtum und Frieden. Die Stückauswahl wird ergänzt um die selten aufgeführte Motette „Jesus und die Krämer“ des vor 50 Jahren verstorbenen Ungarn Zoltán Kodály (1882-1967) und verspricht ein anspruchsvolles wie farbenreiches Konzertprogramm.

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