Die Ambivalenz der Dinge

 

Manche Dinge sind schwarz oder weiß – doch die meisten Angelegenheiten sind es nun mal nicht. Es gibt vor allem in Zeiten einer Pandemie kein 100 Prozent richtig oder falsch. Den Lockdown verlängern bis zum 7. März? Aus pandemischer Sicht und angesichts der neuen Mutationen sicherlich die richtige Entscheidung. Aus wirtschaftlicher Sicht für viele Unternehmer:innen schlichtweg eine Katastrophe. Frisörsalons dürfen öffnen, Nagelstudios nicht? Kita- und Schulöff nungen sollen die Länder selbst entscheiden. Gut fi nde ich hierzu die ehrliche – ambivalente – Meinung der Rektorin der Bodelschwinghschule, Andrea Regner, die im Interview mit unserer Autorin Emily Schwarz betont: „Ich bin froh, dass ich nicht über die Schulöffnung entscheiden musste. Wahrscheinlich gibt es nicht den einen richtigen Weg.“ Die Ambivalenz der Dinge zieht sich in dieser Ausgabe durch unsere Themen, wie zum Beispiel beim aktuellen Projekt der Schutzgemeinschaft Rohrer Weg: Sie fällen Obstbäume, um Obstbäume zu erhalten, sprich, sie versuchen, einen Ausgleich zwischen verwilderten Flächenund Kulturflächen zu schaffen. Auch die Mitglieder des Angler Vereins müssen derzeit ambivalent handeln: Sie reißen Fische aus ihrer Winterruhe und siedeln sie um, um ihren Lebensraum und damit ihr Leben zu retten. Beeindruckend ist hier das gemeinschaftliche Anpacken zahlreicher Möhringer:innen. Diese Form des Zusammenhalts wünsche ich mir auch im Umgang mit der Pandemie, mit den Entscheidungen der Bundes- und Lan- desregierung. An dieser Stelle kann ich mir leider den Seitenhieb auf die – meiner Meinung nach zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtete – AfD nicht verkneifen: Selbstverständlich springt sie im Wahljahr auf den Populismuszug auf, fordert die sofortige Beendigung des Lockdowns und versucht jetzt auch noch à la Trump, die Briefwahl in Misskredit zu bringen – im Ernst jetzt?

 

Corinna Pehar

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