Die Generation Nichtschwimmer

Wegen Corona alle Bäder zu – Zahlen der Ertrinkungsstatistik steigen bundesweit

 

Auch für die Hallen- und Freibäder in und um Möhringen gilt zurzeit: Die Schwimmbecken sind leer, werden zwar geputzt, aber nicht mehr mit Wasser befüllt. Vor allem Kinder und Jugendliche sind auch damit „Leidtragende der Pandemie“.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

Experten von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), der Sport mit seinen Vereinen und nicht zuletzt die „Bäderallianz“ als Sprecherin aller großen Verbände des Schwimmens und der Bäder warnen, Corona bringe womöglich eine „Generation Nichtschwimmer“ hervor. Die Ertrinkungsstatistik 2020 mache deutlich, „dass bei geschlossenen Bädern als überwachte und kontrollierte Räume sich die Unfälle an unüberwachten Badestellen deutlich häufen“. Es sei davon auszugehen, „dass durch die monatelangen Schließungen der Schwimmbäder in 2020 und 2021 bereits zwei Jahrgangsstufen nicht ausreichend auf die Vermeidung des Ertrinkungstodes vorbereitet sind“. Eine Illusion scheint da der Wunsch zu sein: „Jedes Kind muss bis zum Ende der Grundschule schwimmen können“, der sich aus dem gültigen Bildungsplan ergibt. Dort ist klar als Ziel für das Ende der Grundschule das Erreichen der sogenannten „Basisstufe“ formuliert, mit der die Schwimmfähigkeit gleichgesetzt wird. Die Kinder sollen dabei einen beliebigen Sprung ins tiefe Wasser beherrschen, anschließend 100 Meter in einer beliebigen Schwimmart ohne Zeitbegrenzung absolvieren und das Wasser ohne Hilfsmittel selbstständig verlassen können.

 

Leider ist das graue Theorie geblieben. Weiterführende Schulen müssen sich „auf eine Generation von Schüler*innen einstellen, die nicht schwimmen kann“. Der Sportlehrer- Verband erwartet 50 bis 80 Prozent Nichtschwimmer in den zukünftigen Klassen 5. Seine Forderung: Schwimmstätten für den Schulsport öffnen und Schwimmunterricht für Anfänger wieder verpflichtend erteilen!

 

Dafür spreche auch technischer Schutz vor Corona. Die „Bäderallianz“ unterstreicht nämlich, Hallenbäder hätten hocheffiziente Lüftungsanlagen, da sie grundsätzlich für die entsprechende Entfeuchtung sorgen müssten und damit einen etwa vierfachen Luftaustausch pro Stunde hätten. Klar sei, dass in feuchter Luft mit hohen Austauschraten das Übertragungsrisiko deutlich abnehme: „Viren sinken in feuchter Luft deutlich schneller zu Boden und werden an dieser Stelle weggespült und desinfiziert.“

 

Vereine ausgesperrt

 

In den Stuttgarter Fildervororten ist das Hallenbad Plieningen bis auf Weiteres geschlossen, das Hallenbad Sonnenberg „vorerst“ bis 23. Mai, das Hallenbad Vaihingen „vorerst“ bis 25. Mai. Bis auf Weiteres geschlossen sind auch die Freibäder in Möhringen, Vaihingen und Sillenbuch. Das ist auch bitter für alle Schwimmsport und Schwimmkurse anbietenden Vereine. Sie trifft das gleiche Los wie den Schwimmclub Stuttgart-Möhringen 1933 und die DLRG Stuttgart, die normalerweise im Hallenbad Sonnenberg Kurse und Schwimmtrainings anbieten. Keine Ausnahme gibt es übrigens auch für das große Freizeitbad Fildorado in Bonlanden.

 

Die Lage

Seit dem 3. Mai gilt die Fassung der „Verordnung der Landesregierung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 (Corona-Verordnung – CoronaVO)“. Darin heißt es im Paragrafen 13 unter anderem, der Betrieb folgender Einrichtungen werde „mit Ausnahme von Onlineangeboten“ untersagt für „Schwimm-, Hallen-, Thermal-, Spaßbäder und sonstige Bäder sowie Badeseen mit kontrolliertem Zugang, mit Ausnahme einer Nutzung zu dienstlichen Zwecken, für den Reha-Sport, Schulsport, Studienbetrieb, Spitzen- oder Profisport, Saunen sowie vergleichbare Einrichtungen“.

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 19/2021)

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