„Die Lage entspannt sich“

Ein Gespräch über die Vereinsarbeit der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft

 

Andreas Falk ist Vorsitzender der in Möhringen ansässigen Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft (DNH). Im Interview erzählt er, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Vereinsarbeit in Nepal hat.

 

Von Emily Schwarz

 

Herr Falk, normalerweise fliegen Sie zwei Mal im Jahr nach Nepal. Wie sah es 2020 aus?

Beide Reisen – im März und im Juni – musste ich aufgrund der Pandemie absagen. Entweder es gab keine Flüge oder ich hätte sowohl in Nepal als auch nach der Rückkehr nach Deutschland in Quarantäne gehen müssen. Im Juni fliege ich jedes Jahr zur Team-planung nach Nepal. Dort haben wir ein Team mit 18 Leuten vor Ort. Wir sprechen gemeinsam über die Verteilung des Budgets, Anpassungen und Verbesserungen. Es findet ein intensiver Gedankenaustausch statt. Deshalb hoffe ich, dass die Reise diesen Juni stattfinden kann. Der Flug ist jedenfalls gebucht.

 

Die DNH betreibt 118 Grundschulen in Nepal. Wie war die Lage vor Ort?

Mit Ausbruch der Pandemie hat die Regierung in Nepal direkt alles dichtgemacht. Die Schulen wurden Ende März geschlossen. Im August konnten sie für eine kurze Zeit wieder öffnen unter bestimmten Voraussetzungen – sofern Abstand eingehalten werden konnte –, dann wurden sie wieder geschlossen. Seit November sind wieder alle Schulen offen. Während sie geschlossen waren, gab es für Schüler und Lehrer keine Möglichkeit des „Homeschoolings“ wie bei uns in Deutschland, dazu fehlen die technischen Möglichkeiten. Entweder haben die Lehrer Schüler vor Ort aufgesucht oder mit ihnen telefoniert. Das gestaltet sich aber auch schwierig, oft fehlt das Geld für Telefongebühren.

 

Ein wichtiges Standbein Ihrer Arbeit ist die Ausbildung der Grundschullehrer.

Ja, normalerweise haben wir im Jahr insgesamt 100 Trainingstage mit Gruppen von zwölf Leuten. Von diesen 100 konnten wir im vergangenen Jahr nur 20 Tage abwickeln, alle anderen mussten abgesagt werden. Inzwischen hat sich die Lage entspannt, was unsere Arbeit angeht, und die Lehrertrainings laufen massiv. Überhaupt – unser Leiter vor Ort hat mir erzählt, dass in Nepal das Leben nun wieder relativ normal weitergeht.

 

Wie steht es um die übrigen Aktivitäten der Hilfsgemeinschaft?

Die mehrtägigen Health Camps, bei denen verschiedene Ärzte an unsere Schulstandorte kommen, konnten nicht stattfinden. Hier in Deutschland sind sämtliche Veranstaltungen weggebrochen. Der große Nepal-Basar, der seit 40 Jahren während der Vorweihnachtszeit im Industriegebiet Vaihingen-Möhringen stattfindet, musste zum Beispiel abgesagt werden. Dabei fehlen uns weniger die finanziellen Einnahmen als mehr der immaterielle Austausch.

 

Spüren Sie Auswirkungen der Pandemie in der Vereinskasse?

Wir haben Glück, die Spenden sind nicht weggebrochen. Soweit ich es bisher beurteilen kann, sieht das Aufkommen nicht schlecht aus, wir haben ein paar Großspender. Dennoch bleibe ich immer skeptisch, denn wir sind von privaten Zuwendungen abhängig.

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