Die Quarantäne und ich

Ausstellung in der Galerie Abtart thematisiert Pandemie

 

„Fenster zur Welt“ heißt die Ausstellung der Künstlerin Doris Graf in der Galerie Abtart, bei der sie auch erstmals ihr aktuelles Kunstprojekt „Ich, Quarantäne“ vorstellt.

 

 Ob Lockdown, Social Distancing, Maske tragen, Quarantäne oder Homeoffice-Pflicht – die Corona-Pandemie hat viele Gesichter. Mit ihnen beschäftigt sich die Stuttgarter Künstlerin Doris Graf in ihrem partizipativen Kunstprojekt „Ich, Quarantäne“, das im Rahmen der Ausstellung „Fenster zur Welt“ noch bis zum 25. Mai in der Galerie Abtart zu sehen ist. „Im März 2020 wurde das Leben der meisten Menschen auf den Kopf gestellt“, so Graf. Sie sollten plötzlich einen Großteil ihrer Zeit zu Hause verbringen, Kinder konnten nicht in die Schule oder mit Freunden spielen, Erwachsene konnten nicht zur Arbeit, weil sie ihre Kinder betreuen mussten oder weil ihr Arbeitgeber sein Geschäft schließen musste. Doch wie wurden die Menschen eigentlich mit dieser Situation fertig? „Ich habe mich damals gefragt, wie sie damit zurechtkommen und diese Zeit erleben – und so entstand auch die Kunstaktion“, erklärt die 53-Jährige.

 

Dabei nahm die Bildende Künstlerin, wie bereits in ihrem Langzeitprojekt „CityX“, den Pinsel oder Stift aber nicht selbst in die Hand, sondern rief Menschen dazu auf, für sie zu malen und damit zu beschreiben, wie es ihnen in dieser „Quarantäne-Situation“ geht. Im Laufe von gut eineinhalb Jahren kamen mehr als 250 Zeichnungen aus Deutschland, aber auch aus Italien, Kanada und Afrika zusammen, die ganz unterschiedliche Themen oder Emotionen aus dem Pandemie- Kontext behandeln: Hamsterkauf, große Depression, Gefangenschaft, Urlaub auf Terrassien, Corona-Party, Triage, Tod oder systemrelevant sind nur einige. „Die Stimmung der Bilder war oft depressiv, vor allem von Jugendlichen.“ Die Zeichnungen setzte die Künstlerin anschließend in eindrückliche Piktogramme um, die als Kunstdrucke zu sehen sind und eine ganz eigene, deutliche Sprache sprechen – quasi ein Fenster zu einer Welt, die plötzlich viele Gesichter bekommen hat. Die möchte Doris Graf auch abbilden: Ihr ist es wichtig, Kunst auch an den „Normalbürger“ zu bringen. „Kunst hat einen großen sozialen Aspekt, sie verbindet und motiviert Begegnungen mit Menschen.“ Und zeigt deren viele Gesichter.

 

Von Anke Bauer

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 17/2022)

Zurück

Einen Kommentar schreiben