Die Welt steht kopf

 

Ambivalenz – mein Lieblingswort passt derzeit schon wieder so gut ins aktuelle Geschehen. Egal mit wem man sich dieser Tage unterhält, egal was man gerade liest oder hört: Nichts ist richtig, weder die schwarze Lösung, noch die weiße. Corona, Lockdown und jetzt auch noch das Ruhetage-Hickhack über Ostern – es fühlt sich an, als höre diese Pandemie nie mehr auf. Andererseits fliegen jetzt wieder Menschen nach Mallorca ... während die Kanzlerin uns alle zum Daheimbleiben auffordert? Hm. Jede Seite hat mit ihren Argumenten recht: Die Zahl der Infizierten steigt wieder, aber die Frustration der Menschen eben auch. Hat jemand „die“ Lösung? Ich glaube, die gibt es gar nicht. In diesem Zusammenhang geht mir der Satz des von mir interviewten Möhringer Reisebüroleiters Thomas Straube nicht mehr aus dem Kopf, er sagte: „Alles steht und fällt mit den Impfungen.“ Bevor ich an dieser Stelle jetzt auf den vermaledeiten Astra-Zeneca-Impfstoff eingehe, erzähle ich Ihnen lieber etwas Schönes zum Thema Impfen: Der 18-jährige FSJ-ler Niklas Lörcher hat im Bezirksrathaus dafür gesorgt, dass Impfpatenschaften zwischen Ehrenamtlichen und über 80-Jährigen zustande gekommen sind. Dank diesem Projekt, das im Rahmen des Netzwerks „Mensch Möhringen“ entstanden ist, konnten über 50 ältere Möhringerinnen und Möhringer einen Impftermin bekommen, die es alleine nicht geschafft hätten. Toll, oder? I n solch unsicheren Zeiten zählt eines mehr als alles andere: Menschlichkeit, Verständnis füreinander und dass man genauer hinschaut und sich gegenseitig hilft.

 

Wir alle sind gerade an einem Punkt, an dem wir diese Pandemie einfach nicht mehr ertragen können, die Nerven liegen überall blank. Belastungen wiegen schwerer, Probleme intensivieren sich. Besonders schlimm: Im Falle der häuslichen Gewalt hat sich die Situation in den letzten Monaten dramatisch zugespitzt. Wenn Sie diesbezüglich etwas in Ihrem Umfeld wahrnehmen, bieten Sie (unauffällig) Hilfe an, verweisen Sie auf Hilfsangebote. Genaue Adressen finden betroffene Menschen in unserem Artikel, für den Kollege Daniel Stoll mit Mitarbeiterinnen aus Frauenhäusern gesprochen hat. Übrigens sind 20 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt Männer – so ambivalent das auch klingen mag.

 

Corinna Pehar

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 13/2021)

Zurück

Einen Kommentar schreiben