Dr` Küfermarte vo Meirenge

Überregionale Bekanntheit erlangte der Küfer Martin Kiefer (Teil 1)

 

Über Jahrhunderte spielten Holzfässer zur Lagerung von Wein und Bier und damit auch der Beruf des Küfers oder Fassbinders eine wichtige Rolle. Der Bau eines Fasses bedurfte großen handwerklichen Geschicks, und von der Baumfällung bis zu seiner Fertigstellung dauerte es mehrere Jahre.

 

Mindestens zurück bis an den Beginn des 18. Jahrhunderts lassen sich Küfer in Möhringen namentlich nachweisen. Mitte des 19. Jahrhunderts werden hier vier Kübler und Küfer erwähnt, und noch im „Heimat-und Einwohnerbuch Möhringen a. d. F.“ von 1937 sind fünf Küfereien verzeichnet. Eine davon wurde 1848 – zwei Jahre nach der Brauerei „C. Widmaier“ – von Martin Kiefer gegründet.

 

Geboren wurde Martin Kiefer am 1. Dezember 1818 in Mössingen. Nach einer Küferlehre und langen Burschenjahren, die ihn weit im deutschen Raum herumführten, ließ er sich mit 30 Jahren in Möhringen nieder. Hier richtete er sich in der früheren Bach- und heutigen Petzoldstraße 2 eine Werkstatt ein. Im Filderboten vom 3. April 1929 wird dem „Küfermarte“ ein eigener Artikel gewidmet. Gerühmt wird er darin als „sehr tüchtiger, zuverlässiger und gewissenhafter Mann, dessen Arbeiten überall Anklang fanden“ und dessen Küferei bald „im ganzen Land an führender Stelle stand“. Seinem Namen nach zu schließen war Martin Kiefer nicht der Erste in der Familie, der das Küfer-Handwerk ausübte – und er sollte auch nicht der Letzte bleiben.

 

Sohn einer Küfer-Dynastie

 

Sein einziger Sohn Ernst, der bereits als 19-jähriger im alten Schlosskeller in Stuttgart als Oberküfer gearbeitet hatte, übernahm nach dem Tod des „Küfermarte“ im Jahr 1891 dessen Werkstatt. 1922 ging sie wiederum an dessen Sohn Julius über. Bereits damals – insbesondere nach der Stilllegung der örtlichen Brauerei im Jahr 1912 – hatten sich die Bedingungen für die Küferei jedoch verändert. Die Konkurrenz war gewachsen, weshalb Julius Kiefer gegenüber seinem Betrieb auch noch eine Wirtschaft eröffnete und zusätzlich das Eichamt versah. Vor allem durch die Lieferung von Bier-fässern an die Brauerei „Leicht“ in Vaihingen war jedoch auch die Küferei weiterhin einträglich, und noch in den 1930er- Jahren arbeiteten hier etwa zehn Angestellte.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges herrschte zunächst wieder eine große Nachfrage nach neuen Fässern und anderen Behältnissen. Nach dem Tod Julius Kiefers 1947 übernahm Rudolf Müller aus Untertürkheim die Küferwerkstatt. Als sich bereits Anfang der 1950er-Jahre der Bedarf wieder verringerte, erlangte er 1952 zusätzlich das Brennrecht und erweiterte den Betrieb 1964 um eine Mosterei. Mit dem Aufkommen von billigeren und pflegeleichteren Plastikfässern musste die Küferei schließlich Anfang der 1970er-Jahre ganz aufgegeben werden.

 

Ein handwerkliches Meisterstück

 

Als Grundstoff für die Küferei wurden zunächst besonders gleichmäßig gewachsene Eichen mit möglichst engen und feinporigen Jahresringen gefällt, die in Möhringen früher vor allem im Weidachwald und im Kohlhau zu finden waren. Bevor das Holz jedoch verarbeitet werden konnte, musste es zuerst im Spiegelschnitt in passender Länge gesägt und dann für etwa zwei Jahre zum „Auslohen“ zu sechs bis acht Meter hohen turmartigen „Daubenschränken“ aufgestapelt werden. Danach lagerte der Küfer die Dauben noch ein bis zwei Jahre auf der Bühne oder in einem Trockenraum, bevor er sie mit speziellen Beilen bearbeitete und in die Fassreifen einsetzte. Damit sich das Holz biegen ließ und eng zusammenzog, erhitzte man das so entstandene rohe Fass anschließend im Dampfbad. Nun konnten die Reifen genietet und mit Hammer und Setze angetrieben werden. Danach wurde das Fass innen und außen gehobelt und geschrobbt, die Fassböden eingesetzt, das Türchen ausgesägt und das Spund- und Zapfloch ausgebohrt. Zum Schluss schmirgelte, polierte und lackierte der Küfer sein Werk. Damit die restliche Eichenlohe den Inhalt später nicht bitter machte, wurde das Fass vor der Befüllung noch ausgebrüht und gedämpft.

 

Von Sonja Mailänder

 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 03/2022)

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