Ein Kämpfer für Europa

Wie der Möhringer Italiener Domenico de Palma die Integration schafft

 

Er stammt aus Canosa-Sannita in den Abruzzen, nahe der Adria. Das ist seine Heimat. Als 18-Jähriger zog er aus „nach Europa“, arbeitete in Frankreich und Spanien, landete in Deutschland und lebt seit rund drei Jahrzehnten in Möhringen – seiner zweiten Heimat. Und heute, weit in seinen Siebzigern, ist Domenico de Palma mit all seiner Lebenserfahrung ein bekennender Europäer aus Möhringen mit italienischem Geburtsschein.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

In „Möhringen Aktuell“ ist schon mehrfach berichtet worden, wie sich der einfallsreiche und engagierte Signore de Palma mit dem von ihm mit gegründeten Verein Arces in das Möhringer Vereinsleben integriert, mit dem Bau eines Bocciodromo – der Bocciahalle – in Württemberg Neuland betreten und international in dieser Sportart Aufsehen erregt hat. Damit aber nicht genug. Längst widmet sich, ganz wesentlich inspiriert von Signora Carmela Cocci de Palma, einer gebürtigen Napolitanerin und heutigen Ehefrau von Domenico de Palma, der 1966 von italienischen Bosch-Mitarbeitern gegründete Verein intensiv der Kultur.

 

So kann auf dem Möhringer Gelände zwar Sport betrieben werden. Aber auch Sprachkurse (zum Beispiel für Urlauber) und gefragte Kurse in italienischer Kochkunst stehen – sogar für ganze Gruppen – auf dem Programm. Anspruchsvolle kulturelle Veranstaltungen wie die Kammermusikreihe „Italien musiziert“ (Details im Internet auf www.arces- stuttgart.eu/arces-kultur/ veranstaltungen), ein gemeinsames Projekt des italienischen Kulturinstituts und des Vereins Arces mit dem Landesmuseum, sind aktuell Inhalt im Jahreskalender des Möhringer Vereins.

 

Arces ist zugleich vielseitig, international und auch sozial. Schüler der nahen Anne-Frank- Gemeinschaftsschule können im Gemeinschaftsraum des Vereinsheims zu Mittag essen, das Bocciodromo ist inzwischen umgebaut, sodass heute auch Behinderte auf den Bahnen der Halle Spaß an dem italienischen Volkssport finden können. Ein Seminarraum im ersten Stock über der neu gestalteten Vereinsgaststätte „Da Peppone“ kann auf Anfrage von Möhringer Vereinen genutzt werden.

 

Und schließlich zeigt ein neues, nahezu exotisches Beispiel, wie der weltoffene Domenico de Palma denkt. Er hat Studenten aus Sri Lanka, Pakistan und Indien sowie Beschäftigten naher Unternehmen ermöglicht, das in unseren Breiten weithin unbekannte Kricket auf dem Vereinsgelände spielen zu können.

 

Wählen allein reicht für Europa nicht

 

Domenico de Palma und seine Carmela könnten sich zurücklehnen und zufrieden auf das Geschaffene schauen, das vielfältige Leben auf dem Gelände in der Lohäckerstraße beobachten. Er freut sich: „Unsere Basis hat sich verbreitert. Es ist Vielfalt da, das bereichert unseren Verein, macht ihn interessant auch für die Zukunft.“ Ihn stört nicht, dass Italiener, die Arces gründeten, heute nur noch eine kleine Abteilung im Verein ausmachen. Denn: „Wir vergessen nicht, woher wir kommen. Aber ich bin ein überzeugter Europäer. Und unser Verein soll mit seinen Angeboten und Möglichkeiten dazu beitragen, dass wir ein stärkeres, lebendiges Bewusstsein für unser Europa entwickeln.“ Der Wahl-Möhringer redet sich in Rage: „Wenn wir unsere 2000 Jahre alte europäische Kultur erhalten wollen, müssen wir zusammenarbeiten. Wählen allein reicht nicht. Tag für Tag müssen wir schauen, was wir für Europa tun können.“

 

Der einstige Gastarbeiter sorgt sich: „Wir brauchen in den nächsten Jahrzehnten 20 Millionen neue Menschen in Europa, um uns allen den Lebensstandard zu erhalten. Wir dürfen nicht die Fehler bei anderen suchen – nur das Miteinander weist uns den Weg. Entweder wir halten zusammen und schaffen dann auch die Integration oder ...“

Das Oder lässt er offen.

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