Ein Stück Ortsgeschichte

Ein umfassendes Buch über den Probstsee und die frühere Ziegelei ist in Arbeit

 

2018 ist es 125 Jahre her, dass Berthold Probst in Möhringen eine Ziegelei gegründet hat. Auf dem Gelände befindet sich heute der Probstsee. Zum Jubiläum möchte Ortshistorikerin Sonja Mailänder ein Buch über den Probstsee und seine Geschichte herausbringen.

 

Von Emily Schwarz

 

Ein Sammelsurium an Keramiken, Karten, Informationen und vor allem Fotos – Sonja Mailänder hat viel zu tun. Die studierte Geografin, die eigentlich nur nebenbei an einem Buch über den Probstsee und die Ziegelei arbeitet, hofft, dass sie es tatsächlich noch zum Jubiläum schafft. „Bei einigen Leuten muss ich dringend noch vorbeigehen und Keramiken abfotografieren.“ Schließlich rückt das Jahresende immer näher und damit auch das neue Jahr, in dem sich die Gründung der Ziegelei Probst zum 125. Mal jährt.

 

Von der Lehmgrube zum See

 

Berthold Probst übernahm im Jahr 1893 die bereits vorhandene Anlage und gründete hier seine eigene Firma. Dort, wo sich heute im Probstsee Karpfen, Aale und Hechte tümmeln, war damals die Grube, in der Lehm abgebaut wurde, aus dem die Firma Probst Baustoffe, vor allem Ziegel, produzierte. Als der Beginn des Ersten Weltkrieges Umsatzeinbußen mit sich brachte, fertigte man ab 1919 auch Keramiken an. Hierfür suchte sich Probst einen Partner. Aus den „Kunstkeramischen Werkstätten Probst und Kluge“ stammen Kannen, Teller, aber auch kunstvolle Figuren. Nach dem Tod von Berthold Probst führte die Familie den Betrieb zwar noch einige Jahre weiter, doch weil Probsts Schwiegersöhne andere Berufe ausübten und kein Nachfolger gefunden werden konnte, wurde der Betrieb 1934 schließlich ganz eingestellt. Weil kein Lehm mehr abgebaut wurde, war es nun auch nicht mehr nötig, Regen- und Grundwasser abzupumpen. Nach und nach lief die Grube deshalb mit Wasser voll, in der man, so zeigt es historisches Bildmaterial, sechs Jahre später bereits Kanu fahren konnte.

 

Das Gelände, auf dem die Ziegeleiwerkstätten standen und wo sich heute das Wohngebiet Seepark befindet, kaufte 1935 die Firma Auwärter – die spätere Neoplan Bus GmbH –, die es bis 2007 nutzte.

 

Interesse an der Historie geweckt

 

Dass die Geschichte der Ziegelei und des Probstsees vor einigen Jahren wieder aufgerollt wurde, ist vor allem auf die Initiative des Internisten Dr. Wilfried W. Geissler zurückzuführen. Er hatte die Praxis von Dr. Susanne Ostertag, der Enkelin von Berthold Probst, übernommen. Weil er immer wieder auf Keramiken stieß, war sein Interesse für diesen Teil der Möhringer Ortsgeschichte schnell geweckt. Geissler gab schließlich eine Broschüre zum Thema heraus, die er in seiner Praxis auslegte.

 

Und wie so oft im Leben wollte es der Zufall, dass Sonja Mailänder nun an einem umfassenden Buch über den Probstsee und die Ziegelei arbeitet. Weil die studierte Geografin, die auch hier aufgewachsen ist, schon mal ein Buch über Möhringen geschrieben hatte und Patientin bei Geissler ist, sprach der sie kurzerhand an. Seitdem recherchiert Mailänder und arbeitet auf Hochtouren, soweit es die freie Zeit zulässt.

 

Herausforderungen heute

 

Der Probstsee sieht sich heute indes neuen Herausforderungen gegenüber. Vor allem der geringe Wasserstand bereitet Manfred Wörner, Erster Vorsitzender und Gründungsmitglied des Angler Vereins Möhringen, Kopfzerbrechen. „Wenn nichts gemacht wird, wird es dieses Naturdenkmal irgendwann nicht mehr geben“, befürchtet er. 50 Zentimeter Wasserstand fehlen laut Wörner – und das bei einer durchschnittlichen Wasserstandshöhe von maximal einem Meter. Während eines heißen Sommers, wenn sich das Wasser erhitzt, oder während eines sehr kalten Winters, wenn sich eine 30 Zentimeter dicke Eisschicht bildet, kann es schnell zu Sauerstoffmangel im Wasser kommen. „Wir rechnen jedes Jahr mit einem Fischsterben. Diesem Problem muss man gegensteuern.“

Zurück

Einen Kommentar schreiben