Eine Brückenbauerin

 

Rabiye Sönmez ist „sachkundige Einwohnerin für Migration und Integration“ im Bezirksbeirat Möhringen und unterstützt Migranten wie Geflüchtete in Stuttgart. 

 

Wer im Fasanenhof lebt, kennt sie vermutlich: Rabiye Sönmez wohnt seit 25 Jahren hier, engagiert sich für die Menschen im Stadtteil – und wichtig ist ihr vor allem eins: ein gutes Miteinander. „Es ist doch besser, miteinander zu sprechen, bevor Vorurteile entstehen.“ Die 49-Jährige setzt in ihrer Mission auf gleich drei Standbeine: Hauptberuflich ist sie im Stuttgarter Haus der Familie als „Wellcome“-Koordination für Familien mit Migrationshintergrund tätig. Das Angebot im Haus steht frischgebackenen Eltern nach der Geburt ihrer Kinder zur Seite. „Ich unterstütze junge Familien, die noch nicht so integriert sind, und helfe ihnen zum Beispiel bei sprachlichen Barrieren, beim Ausfüllen von Formularen und bei Behördengängen“, erzählt sie. 

 

Außerdem ist Sönmez in ihrem Stadtteil unterwegs, und hat dort beispielsweise einen internationalen Frauentreff initiiert, bei dem Frauen im Kinder- und Jugendhaus zusammenkommen, gemeinsam frühstücken, aber auch Tagesausflüge machen oder verschiedenen Referentinnen lauschen. „Mir ist es wichtig, dass sich die Frauen gegenseitig helfen und Kontakte knüpfen – Begegnungen und der Austausch sind dabei so wichtig!“ Die Leute können sie aber auch jederzeit persönlich ansprechen – „ich bin da und helfe!“

 

Um ihrer Arbeit Gehör zu verschaffen, sitzt Rabiye Sönmez zudem seit gut zehn Jahren als „sachkundige Einwohnerin für Migration und Integration“ im Bezirksbeirat Möhringen, unterstützt und berät zum Thema, seien es Integrationsprojekte, Schwimmkurse für Frauen oder die Wappendiskussion.

 

Das Thema Integration beschäftigt die dreifache Mutter schon seit ihrer Kindheit, wie sie erzählt. Ihre Eltern kamen als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland, da war sie zwei Jahre alt. Sie habe gemerkt, wie schwierig es für ihre Eltern war, sich zu integrieren, und dass es oft an Unterstützung fehlte. „Schon als Mädchen habe ich mich gefragt, was man tun kann: Welche Möglichkeiten gibt es? Wie kann ich mich integrieren? Und ich habe beschlossen, dass ich helfen will!“, sagt Sönmez, für die vor allem die Sprache, Bildungsangebote, Begegnungen und Austausch auf Augenhöhe Schlüssel zur Integration sind. Bei ihrer Arbeit komme ihr der eigene Migrationshintergrund zugute, wie sie sagt. 

 

Die systemische Beraterin im sozialen Bereich unterstützt heute Migranten wie Geflüchtete – gerade hat sie auch viel Kontakt mit Geflüchteten aus der Ukraine. „Wir versuchen zu helfen, wo es geht, oft weiß man aber gar nicht, wo anfangen – die Lage ist für die Menschen sehr schwierig, es sind viele Ängste da, wie es weitergeht.“ Gebraucht werden vor allem Wohnungen und Spenden, aber auch Ehrenamtliche, die mit den Geflüchteten Zeit verbringen, ihnen die Stadt und deren Infrastruktur zeigen. Generell wünscht sich Rabiye Sönmez mehr Zusammenarbeit: „Wenn alle kooperieren, kommt man weiter und erreicht viele Menschen. Gegenseitige Unterstützung ist wichtig für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft.“ Den Anfang hat sie als Brückenbauerin bereits gemacht. 

 

Von Anke Bauer 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 15/2022)

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