Einfach da sein und zuhören

Wie ein Vierergespann junge Menschen im Fasanenhof unterstützt

 

Sie sind da, wo’s brennt, und dort, wo‘s noch nicht brennt: Das Team der Mobilen Jugendarbeit auf dem Fasanenhof berichtet von seiner Arbeit im Stadtteil.

 

Von Anke Bauer

 

„Wir sind da“: Die Worte, die einem beim Besuch der Mobilen Jugendarbeiter und -arbeiterinnen auf dem Fasanenhof von einem großen Banner aus entgegenspringen, sind bei dem vierköpfen Team Programm. Teamleiter Jonas Stürtz und seine Kollegen Jasmin Kaiser, Dimitrios Dimou und Sophia Kühne trifft man dort, wo sie gebraucht werden – als Streetworker im Stadtteil, auf Schulhöfen und Spielplätzen, in Jugendhäusern und in ihrem kleinen Quartier, in das junge Menschen kommen können, die sozial benachteiligt sind und Unterstützung brauchen.

 

Die kann ganz unterschiedlich aussehen und ist vor allem immer individuell, wie Jasmin Kaiser erklärt. Die 32-jährige Sozialarbeiterin begleitet ihre 14- bis 27-jährigen Schützlinge oft über Jahre hinweg und hilft ihnen beispielweise bei der Jobsuche und beim Schreiben von Bewerbungen, aber auch bei vertraulichen Themen wie Schulden, Problemen mit der Familie, Ärger mit der Polizei oder auch bei psychischen Problemen. „Oft können die Eltern nicht unterstützen, da ist man teilweise ein bisschen wie ein Elternersatz“, erzählt sie. Genau dies sei der Unterschied zur offenen Jugendarbeit in den Jugendhäusern, mit denen man allerdings auch zusammenarbeitet, erklärt Jonas Stürtz. „Wir begleiten die Jugendlichen und vermitteln sie nicht an andere Stellen weiter“, sagt der 36-Jährige. Außerdem hat das Team der Mobilen Jugendarbeit mehr Zeit für individuelle Beziehungsarbeit und Beratung. Neben dem Hauptthema Einzelhilfe und Streetwork bietet das Team auch Gruppenarbeit und freizeitpädagogische Angebote an und ist in Gremien als Vertretung der Jugendlichen und in der Schulsozialarbeit an der Fasanenhofschule und an der Salzäckerschule in Möhringen aktiv. Getragen wird das Angebot von der Caritas Stuttgart und der Evangelischen Gesellschaft.

Der Arbeitsalltag der Mobilen Jugendhilfe ist sehr individuell. „Wir machen alle alles“, sagt Kaiser lachend. Die Jugendlichen werden nicht zum Team geschickt. „Sie kommen entweder freiwillig oder wir gehen aktiv auf sie zu“, erklärt Stürtz. Wichtig ist ihm und seinem Kollegium, eine Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, die immer an deren Bedürfnissen orientiert ist – ob das eine konkrete Beratung ist oder sich einfach mit ihnen beschäftigen, Kaffee trinken, spielen oder Radfahren. „Einfach da sein und zuhören – und so gut es geht zu helfen“, bringt es Kaiser auf den Punkt.

 

Corona verschärft die Situation

 

Der Bedarf ist da: Während der Corona-Pandemie hätten einige etwa ihren Job verloren, ihren Schulabschluss nicht geschafft oder schlechte Noten geschrieben – „Online-Unterricht war vor allem für sozial Schwächere oft schwierig“, so Kaiser. Schwierig gestaltete sich auch die Beratung in den kleinen Räumlichkeiten der Mobilen Jugendarbeit – gerade mal zwei Zimmer, in denen neben der Büroarbeit auch Beratung und Angebote stattfinden sollen. Zwar gebe es im Gemeindezentrum einen Kellerraum, der allerdings nicht gerade gemütlich ist. Deswegen wünscht sich das Team langfristig eine andere Bleibe – um noch ein bisschen besser für die Jugendlichen im Stadtteil da sein zu können.

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 47/2021)

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