Einmal eine Eisprinzessin sein

Leah-Sophie Beck ist Baden-Württembergische Nachwuchsmeisterin im Eiskunstlauf

 

Möhringen hat eine sehr junge Nachwuchsmeisterin im Eiskunstlauf. Leah-Sophie Beck ist erst neun Jahre alt, aber sie weiß schon ganz genau, wohin sie will: in den Kader und irgendwann ganz oben Mitlaufen im Eiskunstlauf.

 

Von Roland Steinhauer

 

Als die Nachwuchsmeisterschaften am 22. März ausgerechnet in der Eiswelt auf der Waldau stattfanden, war das natürlich ein Heimspiel für Leah-Sophie Beck, als sie in ihrem Jahrgang Baden- Württembergische Nachwuchsmeisterin im Eiskunstlauf wurde. Und wenn sie bei ihren Sprüngen sehr oft in der Luft schwebt, bei der Planung ihrer Zukunft steht sie mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen.

 

Hausaufgaben zwischen den Trainingseinheiten

 

Leah-Sophie geht in die 4. Klasse der Riedseeschule. Am Nachmittag schultert sie ihre Schlittschuhe und macht sich mit ihrer Mutter Verena durch den Verkehr auf zum Training nach Degerloch. Ihr Alltag und die Freizeit sind getaktet von der Zeit in der Eislaufhalle auf der Waldau. In der Regel sind es zwei Stunden Training auf dem Eis und eine Stunde Athletik oder Ballett. Außer am Donnerstag, da hat sie Mittagschule. Im Anschluss geht es wieder durch den Nachmittagsverkehr zurück nach Möhringen. Und wie sieht es mit den Hausaufgaben aus? »Die mache ich in der Regel zwischen 13 und 15 Uhr daheim. Aber wenn die Zeit nicht reicht, gibt es auf der Waldau auch einen Hausaufgaben-Raum«, antwortet sie mit einer Lässigkeit, als wäre Hausaufgaben erledigen wie zum Frühstücken gehen. Wie kommt es, dass ein so junges Mädchen, fasziniert vom Eiskunstlauf, solche Strapazen auf sich nimmt? Ihre Mutter Verena erinnert sich, wie Leah zum ersten Mal auf Schlittschuhen stand. »Als Leahs Bruder Simon mit sechs Jahren Schlittschuhe zu Weihnachten bekam, sind wir mit ihm auf den zugefrorenen Probstsee zum Schlittschuhlaufen gegangen. Leah war da gerade zwei und hat geschrien: ›Ich will auch, ich will auch!‹ Eine Frau, die das hörte, ist daraufhin nach Hause und hat ganz kleine Schlittschuhe geholt. Und dann ist die Leah damit gelaufen, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte. Etwas später sind wir dann auf die Waldau zu einem Schlittschuh- Schnupperkurs. Danach wollte sie weitermachen und so fing das Ganze an«, reflektiert ihre Mutter. Mit ihrer Choreografin Natascha Devisch studiert Leah-Sophie ihre Kür ein und Trainer Vladimir Jelinek übt mit ihr die Sprünge und Pirouetten.

 

Wichtig ist ihr, irgendwann in den Kader zu kommen

 

Dass sie dafür hart arbeiten und in den persönlichen Beziehungen zurückstecken muss, macht ihr nicht so viel aus. In den Ferien hat sie mal bei einer Freundin übernachtet. »Das war cool, ja, aber wenn ich mal ein paar Tage Pause habe, dann vermisse ich das Eislaufen.« Ihr Ziel für die Zukunft ist, erst mal in den Kader zu kommen. Und dann irgendwie bis zur Weltmeisterschaft mitzulaufen. Bei der Kaderprüfung dürfen zwar alle mitmachen. Aber in den Kader dürfen nur die Besten. Im nächsten Jahr ist für Leah-Sophie die Teilnahme an der Nachwuchsmeisterschaft Pflicht, da sie in einer Fördergruppe ist, und ab Kürklasse 8 müssen die quasi mitmachen. Bei so einer Prüfung muss sie einen Athletiktest bestehen und eine Kür laufen. Und dann noch Doppelsprünge können.

 

Für Ihren Trainer Vladimir Jelinek ist Eiskunstlauf ein schöner, aber schwieriger Sport, besonders für Kinder. Die müssen vorwärts und rückwärtslaufen lernen und viele lange Jahre üben und trainieren: Schritte, Sprünge, Pirouetten. Nicht viele Kinder stehen das durch. Und durch die weiterführende Schule haben sie noch weniger Zeit, da entscheidet sich, ob sie weitermachen. Leah-Sophie ist ganz klein zu ihm gekommen, mit fünf Jahren. »Sie ist ein sehr talentiertes und fleißiges Kind. Und auch die Eltern sind sehr engagiert, ohne Eltern, die die Kinder betreuen, funktioniert das alles nicht«, sagt der Trainer.

 

Und auf die Frage, wie es mit Computerspielen und Smartphones, oder vor dem Fernseher hocken aussieht, antwortet die kleine Eisprinzessin: »Ich klettere lieber, male gern, spiele Tennis, gehe in den Ferien zum Reiten und den Pfadfindern habe ich auch ein Pfadfinder-Versprechen gegeben, dort war ich Wölfling und werde jetzt Jupfi,« und dabei lächelt sie verschmitzt, »jetzt freue ich mich aber erst mal auf die Pfingstferien. Da gehe ich eine Woche mit meinem Trainer in ein Trainingslager nach Prag (Tschechien). Dort ist das Eis elf Monate vorhanden.«

 

Auf der Waldau wird es Ende Mai abgetaut und erst im August kann Leah-Sophie wieder auf der Waldau fleißig ihre Kurven drehen. Dann beginnen die diverse Wettbewerbe in ganz Baden- Württemberg, bei denen sie ganz vorne auf dem Eis mitlaufen will.

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