Entwicklung eines Stadtteils

Alte und neue Herausforderungen für den Fasanenhof

 

Im Fasanenhof hat sich viel getan – und tut sich noch. Der Stadtteil hat Höhen und Tiefen erlebt. Er hat sich gemausert und das Bild vom „Fasi- Ghetto“ existiert so längst nicht mehr. Trotzdem gibt es Herausforderungen.

 

Von Emily Schwarz

 

In den 1960-er Jahren waren es überwiegend junge Familien mit vielen Kindern gewesen, die in den neuen Siedlungen ein Zuhause gefunden hatten. Als die Kinder keine Kinder mehr waren, wurde der Platz knapp, viele zogen weg und die Bewohnerzahl des Fasanenhofs nahm rapide ab. „Damit verschlechterte sich auch das Angebot von Einkaufsmöglichkeiten. Früher gab es hier sogar ein Haushaltswarengeschäft“, erinnern sich Günther Joachimsthaler und Angelika Lehrer. Sie ist Einwohnerin der ersten Stunde, er zog ein paar Jahre später in den Fasanenhof. Beide gehören sozusagen zu den „Ureinwohnern“, wie sie es nennen und gehören dem Vorstand des Bürgervereins an.

 

Die „Soziale Stadt“ brachte Veränderung

 

Die Jahre nach dem „Boom“, geprägt vom Wegzug vieler junger Leute, waren keine guten für den Fasanenhof, der zunehmend mit einem schlechten Image zu kämpfen hatte. Die Arbeitslosenquote und der Anteil an Sozialhilfeempfängern stieg über den Stadtdurchschnitt. Der Wendepunkt kam kurz nach der Jahrtausendwende und mit dem Städtebau- Förderungsprogramm „Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“, das durch den Bund unterstützt wird. 2001 begannen die vorbereitenden Untersuchungen, 2003 wurde der Fasanenhof als Sanierungsgebiet festgelegt. Heike Lambor vom Stadtplanungsamt, die damals noch Mössner hieß, hat das Projekt von Anfang an und bis zu dessen Ende 2013 als Leiterin begleitet.

 

„Wie viele andere Großwohnsiedlungen, die vor 40, 50 Jahren gebaut wurden, lebten auch im Fasanenhof damals vorwiegend ältere Bewohner“, erinnert sich Lambor. Es brauchte frischen Wind – und den brachte die Soziale Stadt. Mit ihr kamen nicht nur die Umgestaltung des Europaplatzes und die Verlängerung der Stadtbahnlinie U6. Aus der bestehenden Interessengemeinschaft und interessierten Bewohnern – der auch Günther Joachimsthaler – angehörte, bildeten sich 2003 verschiedene Arbeitskreise, ein Stadtteilbüro wurde eingerichtet, das Kinderund Jugendhaus modernisiert, daran angegliedert ein Bürgergarten eröffnet, Skateranalag und Backhaus errichtet, Spielplätze und Kreisverkehre gebaut, eine Tempo 30-Zone an der Kurt-Schuhmacher-Straße eingerichtet und ein Generationen- Bewegungs-Parcours eingerichtet. Außerdem wurdender Wochenmarkt und die Stadtteilzeitung ins Leben gerufen. Dies sind einige von vielen Beispielen, die das Programm Soziale Stadt und die Fördergelder bewirkt haben.

 

Der Fasanenhofseit hat sich seit jeher in zwei Punkten von anderen Siedlungen, die in das Projekt Soziale Stadt aufgenommen wurden und werden unterschieden. „Im Fasanenhof gibt es sehr viel Grün und es gab von Beginn an schöne, gestaltete Spiel- und Freibereiche“, so Lambor. Und der große Nachteil: „Der Fasanenhof ist umschlungen von der Autobahn im Süden, der Bundesstraße im Osten und der Nord-Süd-Straße im Westen“. Das Problem mit dem Lärm ist eine der Herausforderungen, mit denen sich die Bewohner im Fasanenhof heute konfrontiert sehen.

 

Herausforderungen heute und in Zukunft

 

Steigende Mietpreise, geplante Nachverdichtung, aber auch der Verkehr und Parkplatzprobleme bereiten Günther Joachimsthaler und Angelika Lehrer Sorgen. Die geplante Verlängerung der U6 zum Flughafen sehen sie sketpisch – sie befürchten, dass noch mehr Reisende oder Messebesucher ihr Auto dann im Fasanenhof abstellenwerden: „Das Problem wird sich von Echterdingen in den Fasanenhof verlagern.“

 

Was die Nachverdichtung angeht, wünschen sie sich ein „bewohnerverträgliches Gesamtkonzept“. „Man darf nicht die bestrafen, die schon lange hier wohnen“, so Lehrer. Auch, was die Gesellschaft und Gemeinschaft angeht, hat sich etwas getan. Joachimsthaler: „Der Fasanenhof war schon immer multikulti. Aber Anfang der 60er-Jahre waren es andere Nationalitäten – damals vor allem Italiener und Polen – als die, die heute vermehrt herziehen. Früher hat man sich über die Kirchen getroffen, die Kirche war eine wichtige Stütze.“ Das sei heute nicht mehr so. Und wenn man sich weniger in der Kirche trifft, werden Angebote wie der Backhaustag oder Stadtteilfeste immer wichtiger.

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