Es klapperten die Mühlen …

Einst gab es in Möhringen zwei Mühlen an der Körsch (Teil 2): Die Untere Mühle

 

Alte Mühlsteine und ein kleiner See erinnern heute noch an den Betrieb, der einst hier geherrscht haben muss. Doch vom Klappern des Mahlwerks und Rauschen des Wasserrads ist heute auf dem Anwesen der Unteren Körschmühle nichts mehr zu hören. Bekannt ist sie vielmehr als idyllischer Standort einer Reitschule und für die in dem denkmalgeschützten Mühlengebäude untergebrachte Gaststätte.

 

Von Sonja Mailänder

 

Seit mindestens 1291 lässt sich die Existenz der Unteren Mühle kurz vor der Einmündung des aus Südwesten kommenden Steinbachs in die Körsch urkundlich belegen. Im 14. Jahrhundert war sie Eigentum des Esslinger Spitals, das sie mehrfach mitsamt der umliegenden Wiesen, Äcker und Gärten in Erbpacht verlieh. Sie war eine Bannmühle, in welcher die Möhringer und Vaihinger gerben und mahlen lassen mussten. Nachdem sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, erbaute man sie 1648/49 mit drei Mahlgängen und einem Wohnhaus neu. Im Jahr 1779 wurde das Mühlwerk frisch instand gesetzt und bestand danach aus drei oberschlächtigen Wasserrädern für zwei Mahlgänge und einen Gerbgang, bei dem die mit dem Korn fest verwachsenen Spelzen des Dinkels entfernt werden konnten. Ein weiterer Mahlgang kam 1871 hinzu. Außerdem ersetzte man die drei Wasserräder durch ein gemeinsames 5,62 Meter hohes, das 1905 nach Tieferlegung des Ablaufkanals nochmals durch ein 8,15 Meter großes ausgetauscht wurde.

 

Zum Antrieb der Mühle leitete man zunächst Wasser aus der Körsch und dem Steinbach durch Kanäle hangparallel ab und staute es im spitzen Winkel zwischen beiden Bächen zu einem Mühlsee auf. Ab 1905 wurde über ein Rinnensystem vom Erbgraben her zusätzliches Wasser in den Steinbachkanal eingespeist. Außerdem führte man eine geschlossene Röhre aus der Spitalrainquelle quer über das Körschtal dem Mühlsee zu. Die erhöhte Wasserkraft konnte nun auch zum Antrieb eines Motors in einem Transformatorenhaus genutzt werden.

 

Reitschule

 

Im Jahr 1952 wurden die Wassernutzungsrechte im Tausch gegen billigere Stromlieferungen an die Technischen Werke der Stadt Stuttgart (TWS) abgegeben und die Mahlgänge von nun an durch Elektromotoren angetrieben. Schon 1960 erfolgte jedoch die endgültige Einstellung der Mehlproduktion. Damals gehörte die Mühle Gustav Kern, von dem sie 1964 die Familie Hölzel vollständig erwarb. Bereits vorher hatten Martin und Erna Hölzel damit begonnen, das Anwesen in eine Reitschule umzugestalten. Gegründet hatten sie diese bereits 1948 im Burgholzhof. Außerdem wurde im ehemaligen Mühlengebäude eine Gaststätte eingerichtet. Nach dem Tod seines Vaters übernahm 1970 Manfred Hölzel, der sich zum Pferdewirtschaftsmeister, Reitlehrer und Turnierrichter ausbilden ließ, den Reitbetrieb, den er 36 Jahre lang weiterführte. Ende 2006 übergab er seinem Schwiegersohn und ehemaligen Schüler Ralf Müller die Leitung der Geschäfte. Seit 2016 schließlich ist die Anlage an den eigens dafür gegründeten Reitsportverein Stuttgart Untere Körschmühle (RSV) verpachtet.

 

Die Untere Körschmühle liegt am „Kleinen Hexenweg“ (Faltblatt erhältlich im Bezirksrathaus Möhringen).

 

 

Info

Öffnungszeiten Gasthaus „Untere Körschmühle“: Dienstag bis Samstag, derzeit nur Speisen zur Abholung, 17 bis 19.30 Uhr. Bestellung telefonisch: 0711/71 38 82 oder per E-Mail: info@gastronomie-unterekoerschmuehle. de

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