Fasanenhof wird an Profil gewinnen

Interview mit der Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart

Die EnBW-Ansiedlung hat das Industriegebiet aufgewertet. Foto: es

 

Wie steht es um den Wirtschaftsstandort Möhringen? Was tut sich vor Ort? Auf diese und ähnliche Fragen gibt Ines Aufrecht, Leiterin der Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart, Antworten.

 

Von Emily Schwarz

 

Frau Aufrecht, was sind die Besonderheiten der Industrie- und Gewerbegebiete in Möhringen?

Aufrecht: Der Synergiepark ist nicht nur eines der größten Stuttgarter Gewerbegebiete, sondern ist zugleich eines der modernsten Gebiete mit einer sehr guten Anbindung an die Innenstadt, an die Autobahn und die S-Bahn. Darüber hinaus hat das Areal eine unmittelbare Nähe zur Universität Stuttgart, zum Flughafen und der Messe Stuttgart. Im Synergiepark sind bedeutende Unternehmen angesiedelt wie die Dekra, Lapp Kabel, der Deutsche Sparkassenverlag, Whirlpool und die SSB. Daneben ist aber auch eine Vielzahl mittlerer und kleiner Unternehmen ansässig, und, wie es die Straßenbezeichnung schon benennt, in der Handwerkstraße viele Handwerker.

 

In einem weiteren Gewerbegebiet, dem Fasanenhof, sind rund 6000 Personen beschäftigt. Neben der EnBW konzentriert sich hier die Nutzungsstruktur im Wesentlichen auf Handwerksbetriebe, produzierende Unternehmen und Unternehmen aus dem Automotivebereich.

 

Welche wichtigen Veränderungen gab es in den vergangenen Jahren?

Im Synergiepark wird die Dekra durch einen schon weit fortgeschrittenen Neubau an der Handwerkstraße und durch die anstehende Sanierung bestehender Bürogebäude ihren Hauptsitz weiter ausbauen. An der Stelle des früheren sogenannten Bauder-Areals ist das Autohaus Brunold entstanden, die Firma Lapp hat einzelne Bereiche ihres Firmengeländes neu gestaltet. Das Unternehmen Koch Neff & Volckmar wird zwar seinen Logistikbereich nach Erfurt verlagern, um von der Mitte Deutschlands seine Kunden zeitnah beliefern zu können und damit wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Verwaltungssitz des Unternehmens bleibt aber in Stuttgart und wird in einem neuen Gebäude auf dem angestammten Grundstück untergebracht. Damit steht zukünftig der alte Verwaltungssitz in der Schockenriedstraße für eine Nachnutzung zur Verfügung.

 

Durch die verlagerten Logistikflächen besteht die Chance, das Gewerbegebiet durch neue Bebauungen noch weiter aufzuwerten. Eine verkehrliche, und damit weitere starke Aufwertung wird das Gewerbegebiet Synergiepark durch die im Bau befindliche Stadtbahnlinie U12 erfahren. Es gibt Anregungen, wie in diesem Zusammenhang die Straße Am Wallgraben als ein Industrieboulevard umgestaltet werden kann.

 

Im Gewerbegebiet Fasanenhof ist durch die Stadtbahnanbindung eine starke Aufwertung fühlbar, die sich durch die Weiterführung der U6 zum Flughafen und der Messe fortsetzen wird. Schon die länger zurückliegende Ansiedlung der EnBW hatte wesentlich zu einer Gebietsaufwertung beigetragen. Wenn die GFT Technologies AG ihren Firmensitz in die Straße Am Schelmenwasen verlegt haben wird und die geplante Sanierung und Nachnutzung des gegenüber liegenden ehemaligen Debitelgebäudes abgeschlossen ist, wird der Fasanenhof deutlich an Profil gewinnen.

 

Welche Voraussetzungen müssen noch geschaffen werden, um diese Gebiete im europäischen Wettbewerb zu platzieren?

 

Zunächst beabsichtigt die Stadt, flächendeckend eine Entwicklungskonzeption für alle Stuttgarter Wirtschaftsflächen mit dem Zeithorizont bis 2030 zu erarbeiten. Hierzu werden bis Herbst 2015 sehr detaillierte Untersuchungen über den Istzustand, die künftigen Bedürfnisse und die Anforderungen an nachhaltige Gewerbeflächenentwicklungen durchgeführt. Hierbei bieten die Erkenntnisse aus den in vergangenen Jahren durchgeführten Gebietsuntersuchungen der Wirtschaftsförderung sowie auch von privaten Standortinitiativen und Vereinen, wie beispielsweise den WIV, erarbeitete Anregungen, eine gute Grundlage. Das Handlungskonzept wird umsetzungsorientiert angelegt sein und soll in der Vorbereitung in verschieden zusammengesetzten Gremien mit allen wichtigen Akteuren, also auch den örtlichen Unternehmen, den engagierten Vereinen und der Politik erarbeitet werden.

 

Wie sehen die Industrie- und Gewerbegebiete der Zukunft aus?

Das wird die Studie zeigen, wobei ich heute schon auf Grundlage der vorgenannten Gebietsuntersuchungen davon ausgehe, dass durch die zu erwartenden Veränderungen in der Arbeitswelt die restriktiven teilweise in gesetzlichen Regelwerken begründeten Nutzungstrennungen und auch dadurch hervorgerufene Monostrukturen zunehmend an Bedeutung verlieren werden. Eher werden sich sogenannte »hybride« Nutzungen entwickeln – also ein stärkerer Nutzungsmix. Auch die Zusammenführung von Wohnen und Arbeiten wird an Bedeutung gewinnen. Die Arbeitswelt wird vermehrt vom Fachkräftemangel geprägt. In diesem Zusammenhang wurde uns von großen Firmen zurück gemeldet, dass die Anwerbung der Fachkräfte oft nicht nur mit dem Gehalt und der Ausstattung des betrieblichen Arbeitsplatzes zusammenhängt, sondern auch mit dem Umfeld des Arbeitsplatzes. Somit sollten die Gewerbegebiete nicht nur funktional, sondern auch attraktiv für die Mitarbeiter gestaltet werden. Das bedeutet, es müssen auch verstärkt Dienstleistungsangebote und Freizeiteinrichtungen, aber auch Betriebskitas etc. geboten und insgesamt die Aufenthaltsqualität wesentlich gesteigert werden. Ökologische Nachhaltigkeitskonzepte, seien dies im energetischen oder dem verkehrlichen Bereich, sind ebenfalls sehr wichtig.

 

Welches Ziel haben Sie sich gesetzt?

Ziel der Entwicklungskonzeption ist es, unsere Wirtschaftsflächen so attraktiv zu machen, dass die bestehenden Unternehmen auch in Zukunft am Standort gehalten werden können und darüber hinaus neue Ansiedlungen ermöglicht werden.

Der zweite Teil des Interviews erscheint in der Juni-Ausgabe von Möhringen Aktuell.

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