Für mehr Begegnung

Brigitte Reiser und ihre ehrenamtliche Arbeit in der Stadtteilvernetzung

 

Unsere Gesellschaft verändert sich. Brigitte Reiser will mit ihrem Engagement Menschen zusammenbringen, die sonst nicht aufeinandertreffen oder an der Gesellschaft teilhaben.

 

Von Emily Schwarz

 

Es gibt immer mehr Ältere, Singles und Menschen mit Migrationshintergrund – auch in Möhringen. Die Vielfalt in unserem Bezirk nimmt zu. Gleichzeitig entwickeln sich nicht alle Stadtteile gleich gut und die soziale Ungleichheit wächst. Auch die Digitalisierung hat Folgen für das Zusammenleben: Der „reale“ Raum und seine Bewohner verlieren an Bedeutung, denn man ist weltweit vernetzt. Die Kluft zwischen „Onlinern“ und „Offlinern“ wächst. Aber wie gut sind vor allem alte Menschen noch eingebunden, wenn sie das Internet gar nicht oder nur sporadisch nutzen? Mit diesen Herausforderungen beschäftigt sich Brigitte Reiser, die selbst auch in Möhringen lebt. „Begegnungen zwischen Bürgern müssen heute gezielt gefördert werden, denn sie ergeben sich oft nicht mehr automatisch beim Einkaufen oder im Verein.

 

Menschen bewusst mit einbeziehen

 

In diese Begegnungen müssen die Menschen bewusst einbezogen werden, die neu im Stadtbezirk sind, und jene, die aus unterschiedlichen Gründen am Rand unserer Gesellschaft stehen“, sagt Reiser. „Es braucht Orte und Anlässe der Begegnung, um das Vertrauen untereinander und in das Gemeinwesen zu stärken.“

 

Möhringen bietet viele Angebote, der Bezirk hat schon immer eine Vorreiterrolle eingenommen in Sachen Vereins- und Gemeinschaftsleben. Dass überhaupt die Diskussion über das Thema Vernetzung und Inklusion in Gang gebracht wurde, wertet Reiser als einen wichtigen Schritt; zumal noch nicht alle Stuttgarter Bezirke so weit seien.

 

Jeder Bezirk ist anders

 

Dennoch rät Reiser davon ab, die Bezirke miteinander zu vergleichen. „Jeder Bezirk ist anders aufgestellt, einiges geht in Möhringen, manches aber auch nicht. Man muss seinen eigenen Weg finden.“ Sich an hippen Vierteln zu orientieren, wäre für Möhringen sinnlos. Stattdessen könne man vor Ort auf einen soliden Bestand an Vereinen und Institutionen, die in den vergangenen Jahrzehnten ein gutes Fundament gelegt haben, zurückgreifen. Damit ist es aber nicht getan.

 

Das Generationenhaus

 

„Es gibt immer noch Luft nach oben“, sagt Reiser. Denn diese unterschiedlichen Gruppen heißt es nun zusammenzubringen. Dafür wurde das „Generationenhaus Möhringen“ vor neun Jahren ins Leben gerufen. Das Generationenhaus ist ein Netzwerk, in dem sich Akteure verschiedener Institutionen, wie zum Beispiel dem Jugendhaus Möhringen, dem bhz Stuttgart e.V., dem Bezirksamt, Vereinen oder auch Pflegeheimen, unter dem Motto „Möhringen für alle. Gemeinsam leben im Stadtbezirk“ zusammentun und Projekte initiieren und begleiten. Dadurch entstanden unter anderem PC-Kurse von Jugendlichen für Senioren.

 

Ein anderes Projekt feierte vor zwei Jahren Premiere: „Kunst. Gemeinsam.Machen.“ Verschiedene Einrichtungen, die sonst nicht viel miteinander zu tun haben – beispielsweise Bewohner eines Altenheims, Schulklassen und das bhz –, taten sich zusammen, um gemeinsam zu werkeln. Die Ergebnisse zeigten sie anschließend beim Möhringer Herbst 2017. 2019 geht das Projekt unter dem Motto „Spann dein Netz“ in die zweite Runde. Dann können sich wieder ganz verschiedene Möhringer Institutionen zusammentun und gemeinsam künstlerisch tätig sein. Die fertigen Werke sollen auf dem neuen Stadtbezirksfest im Juli 2019 vorgestellt werden. Die Aktion soll fortan alle zwei Jahre stattfinden.

 

Soziale Beziehungen und Nachbarschaften

 

Denn das Wichtigste an der Arbeit der Vernetzung ist das Dranbleiben. Reiser: „Nur durch längerfristiges Engagement können wir sämtliche Bürger auch dauerhaft erreichen.“ Doch diese Arbeit allein auf die Schultern Ehrenamtlicher zu legen – ohne festen Etat oder regelmäßige Zuschüsse –, hält Reiser mit Blick auf die Zukunft für unmöglich. „Inklusive Quartiere zu schaffen ist Aufgabe der Stadt – und die muss dafür Geld in die Hand nehmen. Die Förderung sozialer Beziehungen und Nachbarschaften im Bezirk muss den gleichen Stellenwert haben wie die Weiterentwicklung von Wirtschaft, Verkehr und Städtebau.“

 

Die Stadtteilnetzerin

Vor fünf Jahren gründete Brigitte Reiser die Initiative „Stadtteilvernetzer Stuttgart“. Sie sammelt Informationen über gute Nachbarschafts- und Stadtteilprojekte in ganz Stuttgart. Ein „Werkzeugkoffer für Netzwerk- und Nachbarschaftsinitiativen“, der Tipps und Anregungen für engagierte Bürger enthält, wird am 30. November im Hospitalhof, Büchsenstraße 33, vorgestellt. Außerdem präsentieren sich verschiedene Initiativen und Netzwerke an Ständen. Von 14 bis 17 Uhr gibt es dort die Möglichkeit zum Austausch und zur Diskussion. Die „NetzWerkStatt“ ist offen für jeden. Info: www.stadtteilvernetzer-stuttgart.de. Informationen über das Netzwerk „Generationenhaus Möhringen“ findet man auf www.generationenhaus-moehringen.de

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