Gedenksteine am Wegesrand

Vor 100 und 110 Jahren geschahen südlich Möhringens zwei tragische Todesfälle

 

Bis heute erinnert ein Gedenkstein an der alten Straße zwischen Möhringen und Unteraichen an den gewaltsamen Tod des Dettenhausener Fuhrmanns Gottlob Ruckaberle. Nicht weit davon entfernt wurde bereits zehn Jahre früher Otto Grob aus Steinenbronn ermordet.

 

Wer heute dem Feldweg südlich des Freibads von der Hechinger Straße geradeaus folgt, kommt kurz vor der Unterführung unter der Nord-Süd-Straße an einem alten Gedenkstein vorbei. Er ist letztes Jahr vorübergehend, bis zum Ende der Ausbauarbeiten an der A 8-Anschlussstelle, auf die Ostseite des Weges versetzt worden, stand ursprünglich jedoch westlich davon (wir berichteten). Schon Rudolf Weißer beschrieb ihn in seinem Büchlein „Denkmale der Filder aus vergangenen Tagen“ als 1 Meter hohen und 0,5 Meter breiten Stubensandstein mit der eingemeißelten Inschrift: „Hier ist Gottl. Ruckaberle, Fuhrmann aus Dettenhausen, am 17. Febr. 1922 tödlich verunglückt.“ Darunter folgte der Vers: „Ich wandre meine Straßen, die zu der Heimat führt, da mich ohn alle Maßen mein Vater trösten wird.“

 

Über das Ereignis, an das der Gedenkstein erinnert, wurde bereits mehrfach berichtet, unter anderem in der Stadtteilzeitung des Fasanenhofs vom Dezember 2015: Am 17. Februar 1922 transportierte Gottlob Ruckaberle, geboren am 12. Mai 1878, mit einem zusammengebundenen Gespann von zwei Pferdefuhrwerken Steine aus dem Schönbuch von Dettenhausen nach Stuttgart, wo sie für den Bau des neuen Hauptbahnhofs Verwendung fanden. Mit dabei hatte er den 13-jährigen Sohn eines Kollegen. Nachdem die Lieferung erfolgt war, wollte er auf dem Rückweg noch in Musberg Hafer für seine Pferde kaufen, wobei er den Weg von Möhringen Richtung Unteraichen nutzte. Etwa auf halber Strecke bemerkten beide, dass das hintere Gespann fehlte, woraufhin der Junge umgehend den Weg, den sie gekommen waren, zurückrannte. Als er kurz darauf mit dem zweiten Gespann Ruckaberle wieder einholte, fand er diesen erschlagen und ausgeraubt, mit einem großen Loch im Kopf, auf seinem Fuhrwerk. Wie genau der tödliche Raubüberfall ablief, konnte nie herausgefunden werden. Auch der Täter, der über Hintergrundwissen verfügt haben muss, wurde nie gefasst.

 

Interessanterweise enthält das Büchlein Rudolf Weißers ein historisches Foto des Gedenksteins, auf dem als Todesdatum nicht der 17. Februar, sondern der 17. November 1922 zu lesen steht. Vergleicht man den abgebildeten Stein mit dem heutigen, bemerkt man auch, dass er nochmals überarbeitet und neu beschriftet worden sein muss. Die Angabe November in der ursprünglichen Fassung geht daher vermutlich auf ein Missverständnis zurück. So wurde wohl vom Steinmetz eine römische II für den Monat Februar als arabische 11 für November interpretiert.

 

Von Sonja Mailänder

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 07/2022)

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