Gefahren noch nicht gebannt

Die Zahl der Munitionsfunde ist gestiegen – auch in privaten Gärten lauert Gefahr

 

Dem Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) Baden- Württemberg, der im Stuttgarter Regierungspräsidium angesiedelt ist, wurden im vergangenen Jahr 961 Munitionsfunde (2019: 862) gemeldet. Darunter allein 14 Bomben (2019: 16) mit einem Gewicht von 50 Kilogramm oder mehr.

 

Von Klaus Grundgeiger

 

Gestiegene Munitionsfunde im letzten Jahr werden zum Teil auch auf das veränderte Freizeitverhalten der Bevölkerung infolge der Corona-Pandemie zurückgeführt. Denn es drängt die Menschen in die Natur; oder sie nutzen die Zeit, um private Gärten neu zu gestalten – und dort können Gefahren lauern. Das gilt auch für Möhringen! Privatpersonen entdecken im Allgemeinen auf eigenen Grundstücken oder auf öffentlich zugänglichem Gelände kampfmittelverdächtige Gegenstände. Dabei können dann unvermittelt explosive Funde gemacht werden. Auf die südlichen Fildervororte kann das schon deshalb zutreffen, weil im Krieg der Flughafen ein Angriffsziel war und die Kampfmittel auch in dessen nur wenige Kilometer entfernte Umgebung gestreut wurden. Nicht zu vergessen: damalige Kämpfe der Alliierten am Boden gegen Kriegsende mit verstreuten deutschen Soldaten. „Egal ob beim Magnetangeln, auf dem eigenen Stückle, im Garten oder im Wald – bitte verständigen Sie sofort die Polizei, wenn Sie Munition oder andere Kampfmittel finden“, appelliert deshalb Regierungspräsident Wolfgang Reimer an die Bevölkerung.

 

Blick nach Möhringen

 

Ein kurzer Blick auf die auch Möhringen und die südlichen Stadteile betreffenden Luftangriffe der Royal Air Force (RAF) und der United States Army Air Forces (USAAF) im 2. Weltkrieg: Am 22. November 1942 flogen rund 200 Bomber Stuttgart an. Es gab insgesamt 28 Tote und 71 Verwundete. Am 11. März 1943 dann ein Angriff mit 112 Toten und 386 Verwundeten. Am 8. Oktober 1943 flogen 342 Lancasters Angriffe, es gab 101 Tote und 300 Verwundete. Und dann der schlimmste Angriff vom 15. auf den 16. März 1944, als die Royal Air Force die Stadt anflog, ihr Ziel aber verfehlte und stattdessen mehrere Gebiete auf den Fildern in Schutt und Asche bombte.

 

Generell gilt: Kampfmittel aus dem zweiten Weltkrieg, seien es Granaten, Patronen, Minen oder auch Bomben, die abgeworfen wurden, aber nicht detoniert sind, stellten – und stellen bis heute – eine erhebliche Gefährdung für die Bevölkerung dar. Wann immer Blindgänger gemeldet werden oder Bauvorhaben auf Geländen anstehen, die über die Luftbildauswertung als besonders gefährdet für diese Altlast gelten, kommt der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) zum Einsatz.

 

Neben der Gefahr, die von Bomben ausgeht, darf auch die Gefahr, die von Kleinmunition ausgeht, nicht unterschätzt werden. Sie kann ein unvorhersehbares Risiko bergen und sorgt für die meisten Unfälle bei der Kampfmittelräumung. Munition mit vorgespannten Zündsystemen, die oftmals vor Ort als nicht transportfähig eingestuft wird, wird mit den Jahren immer gefährlicher und für die Handhabung unsicherer. In diesen Fällen ist es erforderlich, die Munition vor Ort zu sprengen. Hier sind dann, wie bei Bombenentschärfungen, eventuell Absperrungen und Evakuierungen notwendig, um Dritte nicht zu gefährden.

 

Das ist zu tun

 

Gefundene Munition darf auf keinen Fall bewegt oder transportiert werden. Regierungspräsident Wolfgang Reimer warnt: „Jedes Manipulieren an den Kampfmitteln ist gefährlich, da es zu Selbstentzündungen oder -detonationen führen kann!“ Wer Munition oder kampfmittelverdächtige Gegenstände entdeckt, sollte umgehend die Polizei benachrichtigen. Die Identifizierung und weitere Behandlung bleibt dem Kampfmittelbeseitigungsdienst überlassen. Dieser ist bei Fragen auch direkt erreichbar unter Telefon 0711/904-40000.

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 17/2021)

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