Gewinnen oder verlieren?

Mobilitäts- und Wirtschaftsentwicklung in Stuttgart und im Filderraum

 

Die Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart e.V. (WIV) sieht sich als Vermittler zwischen der Kommunalpolitik und Wirtschaftsvertretern. Bei der bestehenden Verkehrsproblematik im Synergiepark Vaihingen/Möhringen und im Gewerbegebiet Fasanenhof setzen sich die WIV und ihr Vorsitzender Günter Sabow vehement für gute Lösungen ein.

 

Von Roland Steinhauer

 

Herr Professor Sabow, können Sie unseren Lesern erklären, warum es so schwierig ist, zeitnahe Lösungen zur Verkehrsproblematik im Synergiepark und Gewerbegebiet Fasanenhof zu finden? Stuttgart ist die wirtschaftsstärkste Stadt in Deutschland. Damit ist ein Druck und eine Anziehungskraft für die Stuttgarter Gewerbegebiete entstanden, eine Schnelligkeit des Firmenwachstums, der man mit planerischen Überlegungen, mit Diskussionen im Gemeinderat, mit Vorüberlegungen in den Bezirksbeiräten, mit Beschlussfassungen, mit Haushaltsplänen, mit konkreten Detailplanungen überhaupt nicht mehr nachgekommen ist. Das sind leider Prozesse, die viel Zeit kosten, und damit verbunden sind Diskussionen im öffentlichen Raum, die manchmal unangenehm sind und zu Widerständen und vielleicht sogar zu Ablehnungen führen können.

 

Welche Lösungen sehen Sie bei der Verkehrssituation im Gewerbegebiet Fasanenhof?

Der Fasanenhof ist in eine unglückselige Situation geraten, weil man mit der Anlage des Kreisverkehrs der Meinung war, hier eine gut funktionierende Lösung zu platzieren. Das Gegenteil ist der Fall. Der Fasanenhof hat inzwischen eine Größe erreicht, da werden zwei Zu- und Ausfahrten benötigt. Das gilt noch mehr für den Synergiepark Vaihingen/Möhringen.

 

Wie stehen Sie zum Ausbau der Nord-Süd-Straße?

Der Ausbau der Nord-Süd-Straße auf drei oder vier Spuren ist technisch ohne große Schmerzen zu machen. Aber die Frage ist schon eng verknüpft mit der nächsten: Wäre ein großes Parkhaus mit 5000 bis 7000 Parkplätzen nicht sinnvoller, damit dieser Verkehr gar nicht erst in den Synergiepark hineinfährt? Das Parkhaus müsste dort sein, wo die Nord-Süd-Straße die A 8 überquert.

 

Und wie bringt man diese parkenden Menschen dann in den Synergiepark?

Wir könnten die Schiene nutzen, die ja weitestgehend parallel zur Nord-Süd-Straße läuft. Da müsste die SSB dann ihr Netz ergänzen in Richtung Synergiepark.

 

Was halten Sie von einer Seilbahn?

Die Seilbahnstudie ist unterwegs; wenn es gut geht, ist sie bis Ende dieses Jahres fertig. Dann wird man sehen, ob in der Machbarkeitsstudie Vorteile enthalten sind, die man weiterverfolgen sollte oder ob das Thema für den Papierkorb ist. Ich fürchte, dass die Seilbahn im Vergleich zu einer Lösung auf der Schiene oder einer Sonderspur auf der Nord-Süd-Straße nicht sehr vorteilhaft abschneiden wird. Wir sind eben nicht im freien Skigebiet, sodass sich viele Einsprüche ergeben werden, weil die Seilbahn auf privates Gelände kommen würde, zum Teil über Firmen und über bebautes Gebiet geleitet werden müsste. Das sind spannende Fragen und wir haben dazu keinerlei Erfahrung.

 

Was wird sich aus Ihrer Sicht in nächster Zeit tun?

Also ich glaube nicht, dass sich der neue Gemeinderat nach dem 26. Mai noch mal in eine grundsätzliche Diskussion und ein neues „Hin und Her“ flüchten kann. Der Druck aus den Bezirken und der Wirtschaft ist zu groß.

 

Welche Perspektiven sehen Sie für die Zukunft?

Die Politik muss zusehen, dass wir unsere bisher nicht gelösten Probleme rasch in Ordnung bringen. Die Filder-Studie wird z. B. aufzeigen, dass sich um uns herum in anderthalb bis zwei Stunden Abstand drei ernsthafte Konkurrenten entwickeln: Bei den Airports Zürich, Frankfurt und München sind riesige Gewerbe- und Wirtschaftsbereiche im Bau. Und wenn wir die Dinge bei uns nicht in Ordnung bringen, wegen ständiger Diskussionen und Abwarten auf diese oder jene Studie, werden wir von solchen Entwicklungen überholt und den Kürzeren ziehen. Ich bin aber voller Zuversicht, dass wir das hinbekommen.

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