Gottlob Auwärter Omnibusse

Über das Möhringer Familienunternehmen erscheint eine Biografie (Teil 1)

 

Zwar gab es bereits bisher einige Broschüren, Kundenzeitschriften und andere Einzelpublikationen über die Neoplan-Gruppe. Es fehlte jedoch ein zusammenfassendes Buch, das die Lebensleistung des schwäbischen Pioniers Gottlob Auwärter und seiner Nachfolger beschreibt. Nun haben Hans-Joachim Pilz und Andreas Schneider diese Lücke mit einem umfangreichen und anschaulichen Werk gefüllt.

 

Von Sonja Mailänder

 

Hans-Joachim Pilz‘ Karriere bei der „Gottlob Auwärter GmbH & Co. KG“ begann im Jahr 1979, wo er bis zur Übernahme der Firma durch „MAN“ in verschiedenen leitenden Funktionen wirkte. Danach war er bis zu seiner Pensionierung als Ge schäftsführer der „MAN Truck and Bus Deutschland GmbH“ für das Omnibusgeschäft verantwortlich. Von Beginn an pflegte er einen engen Kontakt zu der Unternehmerfamilie Auwärter, der bis heute anhält. Den Anstoß für ein Buch über die gesamte Neoplan-Geschichte gab Konrad Auwärter, der bis zuletzt Gesellschafter und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Firma war. So kam es zu diesem umfangreichen Werk, das nun im Jahr seines 80. Geburtstags erscheint. Es ist einerseits eine Wirtschaftsbiografie, andererseits vermittelt es in einem Katalog, erstellt von Andreas Schneider, einen umfassenden Überblick über die Fahrzeugmodelle von Neoplan.

 

Unternehmensgeschichte in Möhringen

 

Noch bis 1935 befanden sich auf dem Gelände des heutigen Wohngebiets „Seepark“ die Gebäude der Ziegelei „Probst“, auf deren Abbaugrube der Probstsee zurückgeht. Nach der Stilllegung dieses Betriebs erwarb der aus einer Möhringer Wag nerfamilie stammende Karosseriebaumeister Gottlob Auwärter das Areal, um dort seine eigene Firma, die „Gottlob Au wärter jr. O.H.G.“, zu gründen. Mithilfe seiner damals sechs Gesellen und eines Lehrlings gestaltete er die vorhandenen Ziegeleianlagen in eine Automobilwerkstatt um. Darin konzentrierte sich Auwärter bald auf die Omnibuskonstruktion – zunächst durch den Karosserie- Aufsatz auf Fahrgestelle, später dann durch die Produktion von kompletten Fahrzeugen in selbsttragender Bauweise. Unter dem Markennamen Neoplan wurden hier über Jahrzehnte Omnibusse gefertigt, die in der ganzen Welt für ihre technischen Innovationen und ihr außerordentliches und richtungsweisendes Design Anerkennung fanden. Im Jahr 1965 übergab Gottlob Auwärter die Geschäftsführung an seinen ältesten Sohn Albrecht, dank dessen Fachkompetenz sowie unternehmerischen Geschicks und Weitblick die Firma im In- und Ausland expandierte und Neoplan Marktführer für Doppeldeckerbusse wurde.

 

Aufgrund ständig zunehmender Aufträge musste das Möhringer Werk im Laufe der Zeit immer weiter baulich verändert und erweitert werden. Schon im Jahr 1953 kam eine neue, 1000 Quadratmeter umfassende Produktionshalle hinzu. Zwischen 1968 und 1969 wurden die alten, noch auf die Ziegelei zurückgehenden Gebäude komplett ersetzt. Mit einer 3800 Quadratmeter großen Halle und einem achtstöckigen Verwaltungshochhaus entstand das damals modernste Omnibuswerk Europas. Auch später wurden noch weitere Ergänzungen notwendig: So musste 1976 die Fabrikationshalle nochmals verlängert werden und 1987 folgte schließlich ein ganz neuer Vertriebs- und Auslieferungsbau mit einer imposanten Glasfassade. Ab Anfang der 90er-Jahre machten sich jedoch zunehmend die Folgen der Globalisierung bemerkbar: Produktionsverlagerungen der Mitbewerber in Billiglohnländer, internationale und nationale Firmenfusionen sowie die Konkurrenz durch „Billigflieger“ erschwerten die Bedingungen. Im Jahr 2001 wurde das Familienunternehmen an die Firma „MAN“ verkauft, die heute im Ausland weiterhin Neoplan-Omnibusse fertigt.

 

Den Standort Möhringen gab dieser Konzern 2006 auf und veräußerte das Gelände an eine Immobiliengruppe. Um Platz für rund 500 Miet- und Eigentumswohnungen zu schaffen, wurden in der Folge sämtliche Gebäude des ehemaligen Om nibuswerks abgerissen und das Hochhaus unter großer öffentlicher Anteilnahme gesprengt.

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