Hass darf niemals gewinnen

 

Meine Lieblingsgeschichte in dieser Ausgabe ist die Reaktion des Möhringer Ortsvereins der Grünen auf die massive Zerstörung ihrer Wahlplakate: Für jedes zersudelte oder abgerissene Plakat haben sie fünf Euro an HateAid gespendet, eine Beratungsstelle für Betroffene von digitaler Gewalt. Auf kreative Art und Weise schaffen sie es damit, den offensichtlichen Hass in eine gute Sache umzukehren – denn Hass dürfe am Ende nicht gewinnen. Wie recht sie damit haben!

 

Ich stelle mir derzeit oft die Frage, warum es gerade eigentlich so viel Hass gibt? Warum verhärten alle Fronten so schnell, wo bleibt die Diskussionskultur? Ich bin anderer Meinung und zerstöre gleich Wahlplakate, schreibe online Hassnachrichten oder schicke wildfremden Menschen Morddrohungen? Warum? Anonym, aus dem stillen Kämmerlein lassen immer mehr Leute ihren Frustrationen und Aggressionen freien Lauf und richten diese an Andersdenkende. Ein Klick und der Hass ist raus. Was man damit anrichten kann, darüber denken die Absender wahrscheinlich nicht nach – oder doch? Und was ist mit den Leuten, die seit Wochen ihre Frustration gegen die Corona-Maßnahmen auf der Straße zur Schau stellen, sich völlig daneben benehmen und ihre Mitmenschen gefährden? Sie machen das sehr bewusst. Diesem verqueren Hass haben sich die Stuttgarterinnen und Stuttgarter eine Woche später mit friedlichem Gegenprotest und dem Einhalten sämtlicher Hygieneauflagen entgegengestellt. Selbst OB Nopper hatte plötzlich ein Einsehen und hat einen Regenbogen auf den Marienplatz gemalt ... naja.

 

Mehr Frieden in der Diskussion um die Verlegung des Wochenmarkts wünscht sich indes auch der Möhringer Bezirksbeirat, der nun einen Appell an die Gegner richtet: Die Rückkehr zur Sachlichkeit. Denn in den letzten Monaten sind die Emotionen so stark hochgekocht, dass es sogar mal einen kleinen Tumult auf dem Spitalhof gab. Die Gegner haben in der Sitzung eine Liste mit 555 Unterschriften abgegeben, doch entschieden ist noch nichts. Es bleibt spannend.

 

Corinna Pehar

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 17/2021)

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