Helfen ohne Rast und Ruh

Aus der Reihe „Was macht eigentlich ...?“: Ex-Bezirksbeirätin Ingrid Schulte

 

Auf der Hochfläche des vorderen Schurwalds liegt Aichwald. Große Waldflächen, weite Felder, Streuobstwiesen und Weinberge bestimmen das Landschaftsbild. Dorthin ist vor wenigen Tagen eine Möhringerin gezogen, die sich mit unermüdlichem und vielfältigem ehrenamtlichem Engagement im Stadtbezirk einen Namen gemacht hat: Ingrid Schulte. 

 

Von Klaus Grundgeiger 

 

Sie war für die SPD im Bezirksbeirat, zuletzt als Stellvertreterin. Aber ihr Wirken endete nie im Ratssaal und immer noch gehört sie dem Seniorenrat an. Dafür stehen ungezählte Aktivitäten für Jung und Alt, Schwache und Kranke, Männer und Frauen – schlicht für alle Bürgerinnen und Bürger hauptsächlich in Möhringen. Ingrid Schulte bezeichnet sich nachdenklich als ein „Rosenkindl“. Dieser mystisch gefärbte Begriff, ein „Liebet einander alle Zeit“, leitete sie bei vielen, insbesondere sozialen Initiativen für Jung und Alt in Möhringen. 1941 im sauerländischen Lüdenscheid geboren, kam die gelernte Technische Zeichnerin Mitte der Sechzigerjahre ins Schwabenland. „Ich mochte und mag die Menschen hier, ihren unaufgeregten Charakter. Und ich mag hier auch das meist schöne Wetter.“ 

 

1969 studierte die Sauerländerin in Stuttgart an der Fachhochschule Sozialarbeit, machte eine Reihe von Fortbildungen und ergänzte 1990 ihr vielseitiges Wissen noch um eine Ausbildung zur Supervisorin – einer Form der Beratung für Mitarbeitende, die vor allem die Kommunikation und Gesundheit am Arbeitsplatz fördert. Ihr Leben erhielt dann bei einem Aufenthalt in den USA einen sehr persönlichen neuen Fixpunkt: „Ich habe dort meine Frau kennengelernt.“ Mit ihr ist sie nun auch nach Aichwald gezogen. 

 

Intensive Arbeit für Senioren 

 

In Möhringen hatte Ingrid Schulte 2001 über die Diakonissenanstalt (Bethanien) eine Wohnung gefunden. Im gleichen Jahr trat sie in die SPD ein. Ein Jahr später ging sie in Rente – was freilich nie einen echten Ruhestand für sie bedeutete. Ingrid Schulte hörte nie auf, sich fortzubilden – in Verhaltenstherapie und Gruppendynamischen Trainings, sie qualifizierte sich als Hospiz-begleiterin, leitete die Abteilung Soziale Dienste im Kreis Böblingen, wurde aber zum Beispiel auch Teamleiterin bei einer Interessengemeinschaft für Therapiehunde. „Immer hat die soziale Komponente für mich eine Rolle gespielt.“ 

 

Die Vielfalt ihres Wirkens spiegelt sich in einigen willkürlich gewählten Beispielen wider. Wohin, wenn es pressiert? So fragte auch sie sich vor zwei Jahren. Gemeinsam wurde das Pilotprojekt „Nette Toilette“ gestartet. Das Angebot, das stille Örtchen in Restaurants und Geschäften kostenlos zu nutzen, kommt gut an, berichten die Vertreter des Stadtseniorenrats Möhringen, dem Ingrid Schulte nach wie vor als Möhringer Delegierte angehört – Stichwort Patientenverfügung: Für die älteren Möhringer besonders wertvoll ist, dass der Stadtseniorenrat einmal im Monat über Vorsorge für Krankheit im Alter informiert. „Als Patient haben Sie das Recht, über Fragen Ihrer Gesundheit selbst zu entscheiden.“ 

 

Ingrid Schulte hat sich Sorgen um den Zulauf des Probstsees durch abgerutschtes Geröll gemacht, über das lange Warten auf Termine bei Fachärzten, sie wollte wissen, ob man sich bei Baumfällungen im Haldenwald (Sonnenberg) auch Gedanken über den Vogelschutz gemacht habe. Schließlich seien die Bäume Lebensraum zahlreicher Tiere. Bei einer Rettungsaktion für Kröten trug sie zusammen mit drei Frauen und fünf Kindern etwa 250 Kröten und fünf Frösche vom Onstmettinger Weg zum Probstsee. 

 

Weiter aktiv für „Mensch Möhringen“

 

Für die ältere Generation hat sie an einem aktuellen „Leitfaden für Seniorinnen und Senioren in Möhringen, Fasanenhof und Sonnenberg“ mitgewirkt, der beim Bezirksamt und der Filderbahn-Apotheke ausliegt. Und aktuell ist auch ihr Mitwirken in „Mensch Möhringen“, einem Netzwerk aus gemeinnützigen Organisationen, Bürgerinnen und Bürgern und dem Bezirksamt. Es ermöglicht schon seit 2009 Begegnungen zwischen unterschiedlichen Menschen im ganzen Bezirk. Ziele sind, was auch das ehrenamtliche Tun von Ingrid Schulte ausmacht: das Miteinander im Stadtbezirk stärken, Vielfalt wertschätzen, Beteiligung ermöglichen. Jetzt lebt Ingrid Schulte in einem Haus hoch oben im Schurwald. Aber sie versichert: „Man wird mich schon noch in Möhringen sehen!“ 

 

Info

 

Für ihr Engagement wird Ingrid Schulte mit der Ehrenmünze der Stadt Stuttgart 2021 ausgezeichnet. Aufgrund der Pandemie wird die Übergabe in den Februar verschoben. 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 51/2021)

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