100 Jahre Schulpflicht ...

 

Wer geht schon gerne zur Schule, außer ein paar Grundschülern und Strebern? Die meisten Schülerinnen und Schüler antworten auf die Frage, wie sie Schule finden, ohne lange zu überlegen mit einem Wort: doof! Ist die Schule aber wirklich so doof? Deutsche Schulen bräuchten einfach mehr Zeit, und sie bräuchten andere Räume fürs Lernen und Leben. Und wenn man nach dem ersten „Doof “ weiterfragt, sagen viele Kinder, dass sie trotzdem gern zur Schule gehen. Ebenso sind viele der Lehrer von ihrem Beruf überzeugt und würden wieder Lehrer werden wollen. Vielleicht ist Schule insgeheim ja doch nicht so doof! Manche stellen sich vielleicht auch die Frage, warum muss man überhaupt in die Schule gehen? Aber das haben wir in der Schule doch gelernt: Es hängt mit der gesellschaftlichen Entwicklung zusammen. Die Anforderungen an die Bildung änderten sich schlagartig mit der Industrialisierung.

 

Es gab bahnbrechende Erfindungen wie den Buchdruck, den mechanischen Webstuhl oder die Eisenbahn. Ganz neue Berufe entstanden, aus kleinen Handwerksbetrieben wurden Fabriken, und die Menschen mussten mobiler werden. Das Zusammenleben der Menschen wurde komplizierter. Mit den Schulen und ihren speziell ausgebildeten Lehrern konnte so mehr Wissen von Generation zu Generation getragen werden als auf dem familiären Weg, wo zum Beispiel der Sohn des Schusters noch Schuster wurde. Schulen gab es zwar schon immer, doch nicht für jeden. Es war ein Privileg für die Wohlhabenden. Die allgemeine Schulpflicht machte damit Schluss, sie wurde 1919 in der Weimarer Verfassung erklärt – in ganz Deutschland gab es von da an Bildung für jeden. Neben den vielen anderen Jubiläen im Jahr 2019, wie 100 Jahre Frauenwahlrecht, 70 Jahre Grundgesetz, 40 Jahre EU – die100 Jahre Schulpflicht sollten auch gewürdigt werden. Denn damit wurde der Weg frei für ein einheitliches Bildungssystem, ohne das unsere heutige Demokratie gar nicht denkbar wäre. Und so „doof“ ist unsere Demokratie ja nicht – oder? red

Zurück

Einen Kommentar schreiben