100 Jahre und viele Schicksale

Eine Königin als Namensgeber und jede Menge junger Untertanen

 

lm Jahr 2014 kann das Königin- Charlotte-Gymnasium, benannt nach der damaligen württembergischen Königin, auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Ein Jubiläum, das gebührend gefeiert werden wird. Seit letztem Jahr laufen am Gymnasium die Vorbereitungen und Planungen für dieses besondere Ereignis. Schulakten, alte Jahrbücher und frühere Festschriften wurden gewälzt, der Fotofundus der Bildenden Kunst gesichtet. Neben der Festschrift wird es Theater- und Konzert- sowie Vortragsveranstaltungen geben. Höhepunkt ist das Schulfest am 19. Juli.

 

Von Roland Steinhauer und Dr. Heiger Ostertag

 

Der erste Schulalltag der damals neuen Schule war der 23. April 1914. Die Schule startete bei herrlichem Sonnenschein mit 263 Schülerinnen. Und das neue Schulgebäude? Dieses wurde erst nach dem Krieg, in den Jahren 1918-1921, in der Zellerstraße errichtet. Am 13. Oktober 1921 endlich zog die Schule mit 18 Klassen und 641 Schülerinnen in ihr neues Heim. Das erste Abitur der »Königin-Charlotte-0berschule «, wie die »Charlotte« damals hieß, fand allerdings erst Ende der dreißiger Jahre statt. Bei Kriegsausbruch 1939 wurde die Schule geschlossen und Schichtunterricht in anderen Schulen durchgeführt.

 

Neuer Stadtteil Möhringen

 

Der Eingemeindungsvertrag von 1942 sah die Errichtung eines Gymnasiums im neuen Stadtteil Möhringen vor und legte damit die Basis für den Bau des heutigen KCG. Doch erst über 30 Jahre später, am 5. April 1974, konnte das neue Königin- Charlotte-Gymnasium ins Rembrandt- Schulzentrum in Möhringen mit 26 Klassen und damals 730 Schülern einziehen. Mittlerweile haben ganze Generationen von jungen Möhringern die Schule durchlaufen und sind durch das KCG nachhaltig geformt worden.

 

Berühmte Mitschülerin

 

Eine der Schülerinnen aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war Gerta Pohorylle, die sich später Gerda Taro nannte. Gerta Pohorylle,1910 in Stuttgart geboren, war eine gute Schülerin, intelligent, lernte leicht. Die naturwissenschaftlichen Fächer waren ihr kein Problem und noch weniger die Sprachen. Sie hatte Englisch als erste und Französisch als zweite Fremdsprache. Dass sie eine gute Schülerin war, hätten ihr die Mitschülerinnen wahrscheinlich nachgesehen. Dass sie darüber hinaus hübsch war, ein einnehmendes und selbstsicheres Auftreten hatte und in überaus eleganter Kleidung steckte, war des Guten zuviel: Die perfekte Mitschülerin erweckte Missgunst und Neid, ihre Schwächen wurden ausgekundschaftet und jeder Anlass war willkommen, um, wie es ihre damalige Freundin formulierte, die Strahlende, Hübsche, Gescheite endlich ankratzen zu können.

 

Pionierin der Kriegsfotografie

 

Was heute kaum jemand weiß: Gerda Taro wurde später zur Pionierin der modernen Kriegsfotografie und war doch jahrzehntelang neben ihrem Kollegen und Lebenspartner Robert Capa in Vergessenheit geraten. Die Fotografin war eine engagierte Kämpferin gegen Hitler und Franco. Fast alle ihre Bilder zeigen das Spanien der Revolution und des Bürgerkrieges und den Kampf gegen den Faschismus. Nachdem Taro 1933 kurzeitig in Deutschland inhaftiert wurde, floh sie ins Exil nach Paris. Dort baute sie sich mit ihrem Gefährten André Friedmann eine Existenz als Fotografin auf. Fortan nannten sich die beiden Gerda Taro und Robert Capa. Als im Sommer 1935 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, fuhr das Fotografenpaar nach Spanien. Taro filmte und fotografierte an fast allen Schauplätzen dieses Krieges. Sie war die erste Kriegsfotografin, die inmitten des Kampfgeschehens fotografierte und die erste, die bei der Kriegsreportage ums Leben kam. Sie wurde nur 26 Jahre alt. Taro schuf einige der dramatischsten und meistveröffentlichten Bilder des Spanischen Bürgerkrieges.

 

Es ist fast zwei Jahrzehnte her, dass die Gerda Taro-Biografie von lrme Schaber zur Wiederentdeckung der Fotografin führte. Sie wurde Romanheldin, Hollywood plant derzeit einen Film. Die Bilder des »Mexikanischen Koffers«, in dem über 800 Fotografien von Taro entdeckt wurden, werden in der vollständig überarbeiteten Neuauflage von 2013 vorgestellt. Aber auch in der Festschrift der Schule ist ihr ein Teil gewidmet.

 

lrme Schaber Gerda Taro, Fotoreporterin Mit Robert Capa

im Spanischen Bürgerkrieg Die Biografie ISBN 978-3-89445-466-1, 256 S., 218 farbige Abbildungen Hardcover, 35.- Euro Format 21x27 cm

Das Buch kann über die lokalen Buchhandlungen in Möhringen bezogen werden.

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