75 Jahre Autohaus Lutz

Im Mai 1947 gründeten Rudolf und Alma Lutz im Hinterhof der Vaihinger Straße 95 eine kleine Reparaturwerkstatt für alte Vorkriegsfahrzeuge und Motorräder der Marke DKW. Daraus entwickelte sich bis heute ein Autohaus mit persönlichem Service.

Rudolf Lutz (1913–1991) stammte ursprünglich aus der damals noch selbstständigen Gemeinde Sondelfingen bei Reutlingen. In jungen Jahren kam er als Kfz-Mechaniker-Meister in die Motorradfabrik „UT Motoren- und Fahrzeugbau“, die von 1934 bis 1962 in dem Backsteingebäude an der Nordwestecke Leinenweber-/Balinger Straße, früher Rosen-/Kaltentaler Straße in Möhringen ihren Sitz hatte. Zur Untermiete wohnte er in der Vaihinger Straße 95 bei der Familie Hascher. Nachdem Karl-Wilhelm Hascher bereits 1918 an der Spanischen Grippe verstorben war, lebten in diesem Zeitraum noch seine Frau Pauline mit ihren vier Kindern und ihrem zweiten Ehemann Friedrich Günther in dem Gebäude. Im Jahr 1941 heiratete Rudolf Lutz die jüngste Hascher-Tochter Alma (1917–2001), die bis dahin als Kartonagearbeiterin beim „Feinseifenwerk Rau & Co. KG“ in Möhringen und Wäschehersteller „Maute-Benger“ in Heslach beschäftigt gewesen war. Ein Jahr später kam ihr einziges Kind Margarete, die heutige Senior-Chefin des Autohauses Lutz, zur Welt.

Anfänge als Reparaturwerkstatt

Während des Zweiten Weltkrieges war Rudolf Lutz bei der Panzer-Garnison in Böblingen stationiert, und nach seiner Heimkehr gründete er zusammen mit seiner Frau im Hinterhof der Vaihinger Straße 95 eine kleine Reparaturwerkstatt für alte Vorkriegsfahrzeuge und Motorräder der Marke DKW. Almas Bruder Erwin Hascher (1910–1992) war hier bereits als Fuhrunternehmer tätig. Da zu dieser Zeit noch keine Neuwagen produziert werden konnten, wurden Bauteile aus verschiedenen Kraftfahrzeugen zu wieder fahrbaren Vehikeln zusammengestellt. Am 1. Mai 1947 meldete Lutz sein Gewerbe an. Das Geschäft stellte sich als äußerst erfolgreich heraus, und als 1951 die ersten Fahrzeuge der Auto-Union vom Band liefen, übernahm Lutz sofort auch zusätzlich die Vertretung dieser Marke. Bekannt war er ferner für die Betreuung des NSU-Motorradgespanns von Otto Schmid und Hans Mittelmayer, die am 18. September 1949 im nationalen Wettbewerb auf der Solitude-Rennstrecke in der 600-Kubikzentimeter-Klasse als Sieger hervorgegangen waren und sich deshalb nicht nur in Möhringen allgemeiner Beliebtheit erfreuten. Bereits 1953 war der Umzug in eine neu gebaute Werkstatt in der Vaihinger Straße 91 möglich. In den folgenden Jahren wurde außerdem ein Ausstellungs- und Verwaltungsgebäude errichtet.

Übergabe an die nächste Generation

Im November 1958 kam Bernhard Schäufele, Jahrgang 1941, aus Baiersbronn als Mechaniker in den damaligen Sechs-Mann-Betrieb. Dort lernte er die Tochter seines Chefs, Margarete Lutz, kennen, die er im Jahr 1965 heiratete. Zwei Jahre später kam ihre Tochter Marion und 1970 ihr Sohn Roger zur Welt. Nach dem Rücktritt von Rudolf Lutz aus Altersgründen im Jahr 1984 übernahmen Bernhard und Margarete Schäufele die Firmenleitung. Im Jahr 1986 wurde nochmals ein neues Ausstellungsgebäude gebaut, sodass nun die gesamte Palette von Volkswagen und Audi präsentiert werden konnte.

Im Jahr 1991 stieg mit Marion Schäufele auch die dritte Generation in das Unternehmen mit ein. Als Kfz-Betriebswirtin konnte sie den kaufmännischen Bereich übernehmen, während sich ihr Bruder Roger, der ihr fünf Jahre später nachfolgte, als Kfz-Mechaniker-Meister den technischen Aufgaben zuwandte. Beide führen zusammen mit ihren Eltern und rund 45 Angestellten bis heute das Autohaus Lutz. Zum Leistungsspektrum gehören derzeit neben dem Verkauf von EU-Neuwagen und Gebrauchtfahrzeugen einschließlich Finanzierung, Leasing und Versicherung die Karosserie- Instandsetzung nach Unfällen und Beschädigungen sowie der volle TÜV- und AU-Service. Bewährt haben sich über die Jahre insbesondere der persönliche Service und direkte Kontakt zu den Kunden.

Von Sonja Mailänder

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 17/2022)