75 Jahre Schwimmfreude

Am 30. Juni 1946 eröffnete das Freibad nach dem Krieg wieder seine Pforten (Teil 2)

 

In der letzten Ausgabe haben wir berichtet, dass die 1899 erbaute Badeanstalt und Restauration „Zum Heilbrunnen“ 1919 von Karl Steck übernommen wurde, der sie durch ein Freischwimmbecken ergänzte. Nun wollen wir die weitere Geschichte des Freibads auch hinsichtlich der Rolle des 1933 gegründeten „Schwimmclubs Möhringen e. V.“ genauer betrachten.

 

Von Sonja Mailänder 

 

Nachdem Möhringen 1927 ein Freibad erhalten hatte, trafen dort immer wieder einige schwimmfreudige Männer und Frauen zusammen. Ihr baldiger Wunsch, sich gemeinschaftlich zu organisieren, wurde durch Karl Haag in die Tat umgesetzt, der am 18. Mai 1933 alle Schwimmbegeisterten in seinen Gasthof „Zum Lindenhof“ lud. Dort wurde von elf Anwesenden der „Schwimmverein Möhringen“ gegründet, der schon wenige Wochen später mit bereits 35 Mitgliedern dem „Turn- und Sportverein Möhringen 1887“ als Schwimmabteilung beitrat. 

 

Während des Zweiten Weltkriegs mussten jedoch sämtliche sportlichen Aktivitäten ruhen. Nachdem ein Bombenangriff das Gebäude der Restauration und Badeanstalt „Zum Heilbrunnen“ zerstört hatte, wurde das Freibad nach Kriegsende zunächst von den Besatzungsmächten beschlagnahmt und für deren Bedarf notdürftig instand gehalten. Bereits 1946 konnte es aber von der kurz zuvor neu formierten „Sportvereinigung Stuttgart-Möhringen“ gepachtet werden, die die Leitung an ihre am 22. Juni 1946 wiedergegründete Schwimmabteilung übergab. In einem einwöchigen Kraftakt schafften es deren Mitglieder, das Freibad so weit herzurichten, dass es schon am 30. Juni 1946 wiedereröffnet werden konnte. Im November 1947 löste sich die Abteilung von der Sportvereinigung und gründete sich als eigener „Schwimmclub Möhringen 1933 e. V.“ mit 90 Mitgliedern neu. 

 

Schwieriger Wiederbeginn 

 

Aufgrund des schlechten Zustands des Freibads gestaltete sich die Anfangszeit sehr arbeitsintensiv. Da der Ablauf defekt war und eine Umwälzanlage fehlte, musste das Becken zunächst mehrfach in der Saison abgelassen und von Hand entschlammt werden. Zu den weiteren enormen ehrenamtlichen Leistungen des Schwimmclubs zählten neben etlichen Ausbesserungen und der Öffnung für Besucher die Installation einer Flutlichtanlage, eine Schwimmbeckenverlängerung, der Einbau von Startblöcken und eines Sprungbretts, die Verlegung von Wasserleitungen sowie Erweiterungen der Liegewiese.

 

Ein wachsendes Problem stellte jedoch mit den Jahren das einsturzgefährdete und kaum reparable Badehaus dar, dessen Erneuerung die finanziellen Möglichkeiten des Vereins weit überstieg. Nach zehnjährigem unfallfreiem Betrieb durch den Club übernahm daher am 6. Juli 1955 das Kur- und Bäderamt der Stadt Stuttgart das Freibad. Bis heute sind die Grundstrukturen des darauffolgenden Umbaus erhalten. Dazu gehörte auch das Kinderbecken im Süden der Anlage, das zuletzt Anfang der 2000er- Jahre im Rahmen einer umfassenden Modernisierung, bei der auch die gläserne Wärmehalle am Mehrzweckbecken entstand, neu gestaltet wurde.

 

Von der US-Baracke zum Schwimmerheim 

Verbunden mit der Selbständigkeit des „Schwimmclubs Möhringen 1933 e. V.“ ab 1947 war auch der Wunsch nach einem eigenen Clubhaus. Erfüllt werden konnte dieser zunächst mit einer ausgesonderten Baracke der US-Armee, die 1948 auf dem Freibadgelände aufgestellt, renoviert und eingerichtet wurde. Bei den nach Übernahme des Bads durch die Stadt 1955 erfolgten Neubauten musste dieses Gebäude weichen. Ersetzt werden konnte es 1959 auf einem Nachbargrundstück – errichtet durch Eigenleistung der Clubmitglieder. Nach einer kompletten Renovierung und Neugestaltung wird das lange als „Steinbachstüble“ bekannte Vereinsheim seit Dezember 2015 als „Kosta`s Restaurant“ von der Familie Tsakpinis bewirtschaftet.

 

sm

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 27/2021)

 

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben