Ist ein Kindergarten in der Kirche die Lösung?

Ideenwettbewerb für die katholische Kirche am Europaplatz wird ausgelobt

 

Die katholische Kirche gehört zu den markanten Gebäuden am Europaplatz. Doch der gesamte Komplex ist zu groß und müsste für viel Geld saniert und erhalten werden. Um dem Abriss zu entgehen, gibt es eine innovative Idee: Die Kirche wird erhalten, aber Kindergarten und Gemeinderäume darin integriert.

 

Von Emily Schwarz

 

Seit vielen Jahren grübelt der Kirchengemeinderat von St. Ulrich (KGR), wie der Standort im Fasanenhof entwickelt werden kann. Denn eins ist klar: Weitermachen wie bisher geht nicht. Die Kirche und die Gemeinderäume sind in den 60er-Jahren für geplante rund 6000 Gemeindemitglieder gebaut worden – doch die Kirchengemeinde hat heute nur um die 1600 Mitglieder. Und nicht nur das: Die Gebäude sind in die Jahre gekommen. „Untersuchungen gehen von mittelfristigen Kosten für Erhalt und Instandsetzung von mehreren Millionen Euro aus – Geld, das nicht vorhanden ist“, heißt es dazu in einer aktuellen Mitteilung des KGR. Vor drei Jahren ist der KGR darum eine Kooperation mit dem Stadtdekanat und dem Caritasverband eingegangen. Das Ziel: ein neues Konzept zu entwickeln.

 

Geplant: Soziales Wohnen und Eigentum

 

Unstrittig ist, dass der Anbau – also die beiden Gemeindesäle, das Kinderhaus und die angrenzenden Wohnungen – insgesamt zu groß ist, zu sehr in die Fläche gebaut wurde. Ein Abriss liegt darum nahe. Der Plan: stattdessen soziales Wohnen wie beispielsweise ein Altersheim und Eigentumswohnungen auf dem Gelände anzusiedeln. Hierfür würde die Kirchengemeinde das Gelände an einen Investor veräußern und die Caritas würde sich einmieten.

 

Gottesdienstraum für 150 Gläubige

 

„Unklar war allerdings die ganze Zeit über, wie es mit der Kirche weitergehen soll. Aufgrund der stadtbildprägenden Wirkung der Kirche möchte jeder die Kirche erhalten“, schreibt der KGR in seiner Mitteilung. „An der Kirche hängen viele Emotionen“, sagt auch Pfarrer Heiko Merkelbach. Gleichzeitig sei klar, dass die Kirche offensichtlich zu groß für die Gemeinde ist. „Es gibt 600 Sitzplätze, von denen – an Festgottesdiensten wie kürzlich bei der Erstkommunion – höchstens 150 bis 200 Plätze besetzt sind, das fördert das Gemeinschaftsgefühl nicht gerade“, so Pfarrer Merkelbach. „Aus lithurgischer und pastoraler Sicht ist es nur sinnvoll, den Raum anzupassen.“ Außerdem schlagen natürlich auch Heizund Unterhaltskosten zu Buche.

 

So war die Idee aufgekommen, die Gemeinderäume in die Kirche zu integrieren. Voruntersuchungen hatten allerdings gezeigt, dass Ertrag und Kosten in keinem Verhältnis stehen. Deshalb ging man einen Schritt weiter: Die Überlegung, zusätzlich zu den Gemeinderäumen auch das Kinderhaus in die Kirche zu integrieren, kam auf. Eine Machbarkeitsstudie zeigte auf, dass, wahrscheinlich auf zwei Stockwerken, Raum für den bestehenden dreizügigen Kindergarten, der möglicherweise sogar um eine Gruppe erweitert werden könnte, das Pfarrbüro, Gemeinderäume und einen Gottesdienstraum für 150 Personen wäre. Von außen würde die Kirche in ihrer jetzigen Größe erhalten werden.

 

Der KGR hat Ende April einstimmig entschieden, einen Ideenwettbewerb auszuloben, inzwischen haben auch der Bischof und die Sitzung des Bischöflichen Ordinariates zugestimmt. Der Wettbewerb soll aufzeigen, ob die Idee der Integration von Kinderhaus und Gemeinderäume in die Kirche realistisch ist, wie diese Variante konkret aussehen könnte und ob sie finanzierbar ist.

 

Abschluss bis Ende des Jahres vorgesehen

 

„Eine große Herausforderung wird sicherlich das Thema Licht sein – wie bringen wir mehr Licht in die Kirche, sodass ansprechende Räumlichkeiten für den Kindergarten entstehen“, weiß Merkelbach. Momentan werden die Erwartungen der Gemeinde zusammengetragen, sodass anschließend Architekten angefragt werden können. In mehreren Geprächen habe Merkelbach zum Beispiel erfahren, dass vielen der Erhalt der Glasfassaden wichtig sei.

 

Bis Ende des Jahres soll der Ideenwettbewerb abgeschlossen sein, die Ergebnisse dann vorgestellt werden. „Dieses Konzept wäre ein Weg. Aber noch ist alles offen“, betont der Pfarrer. Auch der Abriss der Kirche ist damit noch nicht ganz vom Tisch. Aber mit diesem Konzept scheint eine für alle zufriedenstellende Lösung näherzurücken.

 

Zukunftskonzept

Die Wüstenrot Stiftung hat im Jahr 2015 den Wettbewerb „Kirchengebäude und ihre Zukunft: Sanierung, Umbau, Nutzung“ ausgelobt. In der engeren Wahl waren auch die evangelische Kita Bethlehem Eimsbüttel (Hamburg) und das Familienzentrum Oberkassel (Düsseldorf). An beiden Standorten wurden Kindergärten in die (zu groß gewordenen) Kirchen integriert.

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