Kein Fall von Kindesmissbrauch

Schutzkonzept der Gemeinde St. Hedwig & Ulrich

 

Teile der römisch-katholischen Kirche werden vom Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch ihre Amtsträger erschüttert. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Wie ist die aktuelle Situation im Katholischen Stadtdekanat Stuttgart und im Stadtteil Möhringen? 

 

Auch in der Katholischen Gesamtkirchengemeinde St. Hedwig & Ulrich hat es große Betroffenheit gegeben, aber auch einen offenen Austausch und kritische Betrachtung. Dr. Christian Hermes, seit 2011 Stadtdekan, versichert: „Ich selbst kann für meine Amtszeit als Stadtdekan, also für die vergangenen zehn Jahre, sagen, dass mir kein akuter Fall von Kindesmissbrauch bekannt gemacht wurde.“ Natürlich komme es vor, „wie in jeder Schule, jedem Verein und jeder sozialen Einrichtung oder Organisation“, dass Menschen sich unangemessen oder grenzüberschreitend verhalten. Dem werde disziplinarisch nachgegangen: „In Stuttgart haben alle Gemeinden und Einrichtungen ein Schutzkonzept.“ Das gilt auch für das bereits seit 9. Februar 2017 bestehende, damals von Dr. Heiko Merkelbach durch Verwaltungsanordnung in Kraft gesetzte und am 12. Dezember 2021 vom neuen Leitenden Pfarrer Martin Uhl aktualisierte, inhaltlich nicht veränderte „Institutionelle Schutzkonzept zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen in der Katholischen Gesamtkirchengemeinde St. Hedwig & Ulrich“. Ein Hauptamtlicher wurde darin als Ansprechperson benannt und bekannt gegeben – Michael Karl Jakob, seit 2015 Ständiger Diakon in St. Hedwig & Ulrich, 41 Jahre alt, verheiratet, Vater von drei Kindern, weist auf wesentliche Fakten hin: Haupt-und Nebenamtliche, aber auch Ehrenamtliche der Gesamtkirchengemeinde, die Kontakt mit „Schutzbefohlenen“ haben, müssen ein alle fünf Jahre zu aktualisierendes Führungszeugnis und eine Selbstauskunftserklärung vorlegen sowie einen Verhaltenskodex der Diözese anerkennen.

 

Die Verpflichtung 

 

Darin wird auch gefordert: „Ich verpflichte mich, alles in meiner Kraft Stehende zu tun, die mir anvertrauten Kinder, Jugendlichen und schutz-oder hilfsbedürftigen Erwachsenen vor körperlichem und seelischem Schaden und vor jeder Form von Missbrauch und Gewalt zu schützen, insbesondere in der Zeit, in der ich für sie verantwortlich bin.“ 

 

Wird dieser Verhaltenskodex nicht eingehalten, gibt es ein klares abgestuftes Verfahren, das bis zur Kündigung führen kann. Daneben soll auch für nachhaltige Aufarbeitung gesorgt werden. Auch das Thema Aus-und Fortbildung ist angesprochen. Schulungen mit Fallbeispielen, Täterprofilen und -strategien durch Fachleute unterschiedlicher Institutionen vertiefen dabei die Thematik. Solche Schulungen sind in der Regel auch für Möhringer Bürger offen. Wer Interesse hat, kann sich bei der Gesamtkirchengemeinde melden. Kontakt: 0711/719 86 60.

 

Das Schutzkonzept soll in diesem Jahr erneut aktualisiert werden. Diakon Michael Karl Jakob unterstreicht: „Wir wollen positiv sein und die Eltern stärken. Und es muss Transparenz geben. Ein neuer Schritt bei der Überarbeitung wird sein, dass wir Vertreter der Kinder und Jugendlichen einbeziehen. Diese Partizipation ist uns wichtig.“ Immerhin sind von den rund 7000 Gemeindemitgliedern in St. Hedwig & Ulrich rund 800 unter 18-Jährige, davon etwa 100 Kinder und Jugendliche, zum Beispiel Ministranten, Pfadfinder, im Kinderchor und der Jugendband, ehrenamtlich tätig. 

 

Ein sicherer Ort 

 

Der Diakon weist darauf hin, dass es klare Handlungsanweisungen und Pläne gibt, was bei einem eventuellen Verdacht zu tun ist. „Für uns in der Kirchengemeinde ist absolut wichtig, dass wir ein guter und sicherer Ort für Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene sind. Wir erfüllen unseren gesetzlichen Auftrag und unterstützen unsere Jugendlichen dabei, sich in der Gemeinschaft zu Eigenverantwortlichkeit und auch zur Glaubensfähigkeit zu entwickeln. Das ist unsere Herangehensweise.“ 

Von KlausGrundgeiger 

 

(Artikel aus Möhringen Aktuell, KW 09/2022)

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