Keine Abstriche

 

Das ungewöhnlichste Jahr, seit ich denken kann, neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu. Die erhoffte Entspannung durch den sogenannten Lockdown light ist nicht eingetroffen – im Gegenteil: Die Zahlen bleiben konstant hoch, die Einschläge kommen immer näher. Auch ich selbst habe mich vor ein paar Tagen auf das Coronavirus testen lassen, weil eine Person in meinem Haushalt eine rote Warnung in der App hatte: „Sie hatten zwei Begegnungen mit erhöhtem Risiko.“ Und nun? Ich hatte leichte Halsschmerzen und wurde unruhig: Ist das normal für diese Jahreszeit oder hat es mich jetzt erwischt? Unsere Hausärztin hat uns kurzerhand beide auf den Cannstatter Wasen geschickt: Abstrich aus Rachen und Nase. Autsch, sehr unangenehm – aber halt notwendig. Wir hatten Glück: Befund negativ. Viele andere Menschen haben nicht so viel Glück, manche haben Glück im Unglück, wenn sie einen milden Verlauf der Krankheit erleben – doch viele Menschen ringen heute, genau jetzt, auf der Intensivstation um ihr Leben oder sie sterben dort – allein.

 

Umso wütender macht es mich, wenn ich höre, dass Menschen die Krankheit leugnen, sich ohne Schutz auf Demos versammeln, gemeinsame Sache mit Rechtsextremisten machen und dadurch die Krankheit noch weiter verbreiten! Das ist ein Schlag ins Gesicht von so vielen Menschen: von Angehörigen, die jemanden verloren haben, bis hin zum Pflegepersonal auf Intensivstationen, die um das Leben von Patienten kämpfen. Oder was, wenn es zum Supergau kommt und sie entscheiden müssen, wer einen Platz an der Beatmungsmaschine bekommt und wer nicht? Sie werden nicht fragen (dürfen), wer vorher auf der Demo war ... Ich weiß, mein Editorial ist nicht sehr besinnlich geworden. Umso mehr hoffe ich, dass wir uns alle über die Feiertage besinnen. Auf das, was wirklich wichtig ist: Verständnis füreinander, Rücksicht, Mitgefühl und dass man gut aufeinander achtgibt. Ach ja, ein lesenswertes Möhringen Aktuell halten Sie auch noch in den Händen. Bleiben Sie gesund! cp

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