Kleine Pferde ganz groß

Modellpferde-Ausstellung im Fasanenhof lockt Liebhaber an

 

Modelleisenbahnen: Klar, die haben ihre – zumeist männlichen – Bewunderer. Aber auch die Damenwelt hat ihr Steckenpferd – was in diesem Fall wörtlich zu nehmen ist: naturgetreue Miniaturpferde. Zu einer Ausstellung im katholischen Gemeindezentrum im Fasanenhof brachten zahlreiche Besucherinnen ihre Schmuckstücke mit, ließen sie fachmännisch begutachten, fachsimpelten mit Gleichgesinnten.

 

Von Daniel Stoll

 

»In den USA ist das Hobby Modellpferde Sammeln schon seit den 1960er-Jahren landesweit verbreitet und beliebt«, weiß die Organisatorin der Ausstellung Ingrid Hägele. Gegen Ende der Siebzigerjahre ist die Welle schließlich auch nach Deutschland geschwappt. »Seither gewinnt dieses Hobby immer mehr an Beliebtheit«, erklärt Hägele, die selbst seit 1979 der Sammelleidenschaft verfallen ist und damit zu den »Veteranen« in Deutschland zählt.

 

Alle Rassen und Größen

 

1985 fand die erste große Ausstellung ihrer Art in Bielefeld statt. Im Mai dieses Jahres pilgerten Pferdefreunde zu einer Ausstellung nach München und im August nach Bensheim nahe Darmstadt. Ingrid Hägele ist es zu verdanken, dass auch in der Region Miniaturausgaben der prachtvollen Huftiere bestaunt werden können – aller Rassen, die es auf der Erde gibt, und in unterschiedlichen Größen von vier bis rund 30 Zentimetern. Die Preise variieren dabei zwischen sechs und mehr als 200 Euro. Für sogenannte Resins – nicht industriell gefertigte Stücke, die modelliert und abgegossen werden – liegen die Preise sogar noch höher.

 

Auch der Organisatorin der Ausstellung ist ihre Leidenschaft einiges wert. Inzwischen ist sie stolze Besitzerin von rund 2000 Exemplaren. »Westernpferde sind meine Lieblinge«, verrät sie. Oft ist sie auf Schnäppchenjagd auf eBay und informiert sich in Internetforen. Nur selten trennt sie sich schweren Herzens von einem ihrer Prachtstücke; Interessenten kommen dabei sogar aus Australien. »98 Prozent aller Freunde von Modellpferden sind weiblich « , schätzt Ingrid Hägele. Und tatsächlich tummelten sich bei der Ausstellung im katholischen Gemeindehaus hauptsächlich Damen zwischen zwölf und 60 Jahren. Nur ganz vereinzelt verirrte sich ein männlicher Besucher dorthin, so wie Karsten Müller. Und auch er war wohl nicht ganz freiwillig dort, war er doch mit Frau und Tochter aus Balingen angereist. Die Familie hat auch mit den lebenden Vorbildern der Ausstellung zu tun; die Tochter reitet, der Vater ist als Sattler tätig.

 

Individuell verschönert

 

Ähnlich verhält es sich mit Monika und Pia Sperber. Mutter und Tochter stammen aus München und haben somit sogar eine noch längere Anfahrt hinter sich. »Die Leidenschaft liegt bei uns in der Familie«, verrät Monika Sperber, die als Pferdewirtin arbeitet. So verwundert es nicht, dass auch Tochter Pia das Faible für die majestätischen Tiere in die Wiege gelegt bekam. Dabei begnügen sich die Sammler nicht damit, die Modelle in die Vitrine zu stellen. Viele werden individuell verschönert, bekommen Langhaar aus Mohair, werden liebevoll bemalt. »Drei Tage«, antwortet Pia auf die Frage, wie lange sie für das Verschönern eines ihrer Lieblinge gebraucht habe.

 

Ziel ist es, dass die Modelle so realitätsnah wie möglich aussehen, was auch für das Zubehör wie Halfter, Zaumzeug oder Sättel gilt. Bei Ausstellungen wie im Fasanenhof steht nicht der ernste Wettkampf im Vordergrund, sondern das zwanglose Treffen und der Austausch untereinander.

 

Wer mehr zum Thema erfahren möchte, kann sich an Ingrid Hägele per E-Mail an paint2@ freenet.de wenden, allerdings nicht vom 10. bis 19. Dezember.

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