Klettern bedeutet Freiheit

Unser Reporter war ganz nah dran bei einer Klettertour mit dem Profi Moritz Hans

 

Moritz Hans ist 23 Jahre alt und klettert schon von Kindesbeinen an im Kletter- und Boulderzentrum des Deutschen Alpenvereins (DAV) auf der Waldau in Degerloch. Der Möhringer konnte sich als Kletterer professionalisieren. Unser Redakteur ging mit ihm die Wand hoch.

 

Von Moritz Riedacher

 

#Der Kletterer Moritz Hans kommt pünktlich zum verabredeten Termin: „Hallo, ich bin Moritz“, stellt er sich vor und gibt mir einen festen Händedruck. Von Starallüren keine Spur, obwohl man ihn hier und in Kletterkreisen gut kennt. Während ich die Formulare ausfülle, unterhält er sich mit Freunden und dem Personal an der Kasse. Sein Vater, ein begeisterter Hobbykletterer, nahm ihn und seinen Bruder schon zu Kindeszeiten zum Klettern mit. „Das hat uns Spaß gemacht und wir sind dabei geblieben.“ Das Kletterund Boulderzentrum dient seitdem als seine Heim-Trainingsstätte: „Es ist sehr vielseitig und bietet sehr gute Möglichkeiten zum Trainieren.“ Außerdem bekämen Kletternde vollumfängliche Unterstützungen.

 

Mein erster Kletterversuch

 

Wir machen uns auf den Weg in die Umkleide. Profi Moritz hat eine große Sporttasche dabei, in der er neben eigener Ausrüstung noch Ersatzmaterialien mitführt. Ich selbst brauche zum Klettern lediglich Sportkleidung und Turnschuhe. Bevor wir starten, hilft Moritz mir beim Anlegen des Klettergurtes. Wichtig dabei ist, ihn richtig herum festzuzurren, „aber nicht so fest, dass er dich abschnürt“, rät er mir. Wir beginnen bei einer Wandhöhe von sieben Metern, das sind mit Ausnahme des Boulderbereichs (siehe Infokasten am Schluss) die niedrigsten Kletterwände im Zentrum. Ich darf mir die Route, also den Weg nach oben, selbst aussuchen. Ich entscheide mich, Griffe mit einer Farbe zu nutzen. Jede Route ist mit Papierschildern hinter flachen Plastikscheiben mit Namen und einer Schwierigkeitsstufe gekennzeichnet. Sie reicht von zwei (einfach) bis zehn plus (schwer) im Innen- und bis zehn minus im Außenbereich. Durch Schulunterricht im Klettersport in ebendiesem Zentrum sind mir die Anlage und die Technik nicht gänzlich unbekannt, jedoch liegt dieser auch schon eine Weile zurück.

 

Während Moritz Hans mich sichert und ich mich angestrengt Tritt für Tritt nach oben ziehe, gesteht er meinem Kollegen, der die Bilder schießt, dass er sich statt auf die Olympiavorbereitung mehr auf sein Landschaftsarchitektur-Studium an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen konzentriert.

 

Klettern wird olympisch

 

Die Disziplin Sportklettern wird seine olympische Premiere bei den Spielen in Tokio 2020 haben. Moritz möchte, nachdem er nach der Schule seine gesamte freie Zeit in die Professionalisierung des Klettersports steckte, sein Studium voranbringen. Zum Training ist er vier- bis fünfmal pro Woche für bis zu drei Stunden in der Halle. Den Ehrgeiz merke ich ihm an, wenn er mir Tipps für mögliche Halte- und Stehgriffe nach oben zuruft: „Nicht aufgeben! Schau, rechts ist einer. Und jetzt ziehen! Noch mal, versuch es noch mal!“ Im Vergleich von heute zu Schülerzeiten merke ich, was regelmäßiges Training ausmacht: Damals kam ich wesentlich schneller voran.

 

„Last Man Standing“

 

Gestärkt wurde die Motivation des 23-Jährigen auch 2017 bei der RTL-Sendung „Ninja Warrior“. Er kletterte in der TV-Sendung einen Parcours auf Zeit gegen andere Kandidaten.

 

Am Ende wurde er „Last Man Standing“, der am längsten durchhaltende Kandidat. Zusammen mit dem Vizeweltmeistertitel der Junioren im Overall war dies sein größter Erfolg.

 

„Zu gewinnen ist einfach unglaublich! Beim Bouldern war es das erste Jahr, bei dem ich bei den Erwachsenen dabei war. An diesem Tag die Leistung nach dem vielen und harten Training auf den Punkt zu bringen, ist das schönste Gefühl, das es gibt“, schwärmt er.

 

Die Leidenschaft für den Klettersport möchte Moritz Hans sich bewahren: „Ich wünsche mir für den Sport, dass er so bleibt wie er ist. Kletterer sind entspannt, gerne draußen, und haben keine Allüren. Ich hoffe, dass mein Sport präsenter in den Medien vertreten wird, und dass dadurch die Förderung für Kinder und Profis gesteigert wird. Persönlich möchte ich mir weitere Projekte an den Wänden suchen und mein Studium erfolgreich abschließen. Klettern bedeutet für mich Freiheit!“

 

Moritz Hans 

Erstes Profijahr 2017

Wichtigste Titel: Vizeweltmeister Junioren Combined 2015

9. Platz Boulder Worldcup 2017

1. Platz Junioren Europacup Bouldern 2015 (Bouldern bedeutet Klettern in Absprunghöhe)

https://moritzhans.com

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