Mehr als ein Luftschloss

Seilbahn-Verbindung: eine attraktive und machbare ÖPNV-Ergänzung

 

Elegant über Vaihingen und Möhringen hinweggleiten nach dem Vorbild des Seilbahn- Netzes Teleférico im bolivianischen La Paz? All jene Skeptiker, die eine solche Idee bislang als Wunschtraum oder Hirngespinst belächelt haben, sollten spätestens jetzt umdenken: Der Zwischenbericht der Seilbahn-Studie sieht in dieser Möglichkeit durchaus eine sinnvolle und technisch umsetzbare Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Angebot.

 

VON DANIEL STOLL

 

„Sie brauchen kaum Fläche – außer für Stützen und die Stationen –, verursachen keine Emissionen, haben durch den Umlaufbetrieb nur wenig Wartezeiten, sind deutlich güns tiger als eine Stadtbahn und auch schneller umsetzbar“, beschreibt Diplom-Ingenieur Michael Welsch vom Büro SSP Consult Beratende Ingenieure GmbH die Vorteile einer urbanen Luftseilbahn, wie sie in der Landeshauptstadt entstehen könnte – auf vier möglichen Trassenvarianten. In der Studie des Stuttgarter Büros wurde der Schwerpunkt aufgrund der hinlänglich bekannten Verkehrsproblematik zunächst auf den Bereich Vaihingen/Möhringen gelegt, wobei die Kabinen so weit wie möglich über öŽ entlichen Grund geführt werden sollen: Ausgehend vom Vaihinger Eiermann- Campus – wo ein modernes, gemischtes Stadtquartier für rund 4500 Bewohner und Mitarbeiter geplant ist –, soll es über den Bahnhof zum Synergiepark gehen. Von der zunächst ins Auge gefassten Weiterführung zum Flughafen nehmen die Verkehrsplaner nun allerdings Abstand, weil die Strecke für eine Seilbahnverbindung zu lang und damit zu unwirtschaftlich wäre. Nach wie vor in der Planung enthalten ist eine mögliche Verlängerung zu einem Parkhaus mit 3000 Stellplätzen bei der A 8 aus Richtung Möhringen, das von Pendlern und Beschäftigten im Synergiepark genutzt werden soll. Insgesamt könnten täglich mehr als 11 000 Menschen vom Eiermann-Campus bis zum Parkhaus befördert werden.

 

Das bei allen Vorzügen große Manko des hierzulande noch exotischen Transportmittels – Richtungsänderungen in luftiger Höhe gestalten sich schwierig – kann durch eine kurzzeitige Führung an Schienen hängend umgangen werden. Ein solcher Knick könnte auf der dargestellten Trasse drei Mal vorgenommen werden: unter anderem beim Freibad Rosental sowie bei der Nord-Süd-Straße (s. Grafik).

 

Groß und komfortabel

 

In puncto Größe und Ausstattung der Kabinen kommen verschiedene Ausführungen infrage, die zwischen acht und 35 Fahrgästen Platz bieten. „Wir empfehlen die gängige Dreiseil-Umlaufbahn mit den größtmöglichen Kabinen für 30 bis 35 Menschen“, erklärt Welsch und fügt hinzu: „Schließlich sollen sie dem gewohnten Komfortanspruch im urbanen Raum genügen und insofern mit Stadtbahnen und Bussen vergleichbar sein. Da können wir nicht irgendeine Holzkiste hinstellen.“

 

Auch Menschen mit Rollstühlen, Kinderwagen oder Fahrrädern ¡ nden in den mit Klimaanlage und WLAN ausgestatteten Kabinen Platz – die ihren benötigten Strom im Gegensatz zu anderen Modellen im Übrigen selbst produzieren können. Mit rund 30 Kilometern in der Stunde rauschen sie durch die Lüfte und halten Windgeschwindigkeiten bis zu 108 Stundenkilometern stand.

 

Trassenführung, technische Ausstattung, Machbarkeit und Attraktivität sind Aspekte, die demzufolge bereits geklärt sind. Als Nächstes soll die Frage der Finanzierbarkeit sowie nach Förderfähigkeit und möglichen Zuschüssen auf der Agenda stehen. Zudem sind in beiden Stadtteilen erste Bürgerbeteiligungen vorgesehen.

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